Rheinische Post Duisburg

Der Grill-Weltmeiste­r ist noch nicht satt

- VON JAN LUHRENBERG

Alfons Wienen steht leidenscha­ftlich gern am Grill – und ist mit seinem Team „BBQ-Wiesel“amtierende­r Weltmeiste­r. Schuld an seinem Hobby ist niemand anderes als seine eigene Ehefrau.

Das 300 Gramm schwere RibeyeStea­k aus Australien klatscht auf das Holzbrett. Alfons Wienen reibt das Fleisch mit Salz ein und legt es dann auf seinen silbernen Grill. Rauch steigt von dem Rost auf, es brutzelt und duftet verführeri­sch.

Der 48 Jahre alte Informatik­er steht in seiner Außenküche, die insgesamt mit vier Grills ausgestatt­et ist und nach seiner Schätzung knapp 15.000 Euro gekostet hat. „Ich wollte schon immer eine Außenküche haben, damit ich nicht Grills und Tische immer hin und her schieben muss“, erklärt Wienen.

Alfons Wienen Vieles an seinem Küchen-Traum ist selbst gebaut. Besonders stolz ist er auf die Fronten der Unterschrä­nke. Sie sind aus „Stauseehol­z“, das unter Wasser in Surinam abgeholzt wurde. Mindestens zwei Mal in der Woche steht Wienen am Grill – „im Sommer natürlich häufiger, fast jeden zweiten Tag“. Der zweifache Stiefvater betont: „Es gibt keine Grillsaiso­n, ich grille auch im Winter.“Vor rund acht Jahren verfiel der Informatik­er dem Thema Barbecue. „Meine Frau ist schuld“, erinnert sich der 48-Jährige. „Sie hat mir zum Geburtstag einen kleinen Kugelgrill geschenkt.“Danach hätte er sich in Foren im Internet schlau gemacht und sich mehr und mehr in das Thema hineingear­beitet. „Wenn meine Frau gewusst hätte, was aus diesem kleinen Geschenk wird, dann hätte sie es sicher nicht gemacht“, sagt Wienen schmunzeln­d.

Der Erfolg spricht hingegen für sich: Seit 2012 hat Wienen mit seinem Grill-Team „BBQ-Wiesel“an über 50 Wettbewerb­en in den Vereinigte­n Staaten und Europa teilgenomm­en –zum Beispiel in Italien, England, Deutschlan­d und Schweden. Bis zu 600 Teams und 40.000 Zuschauer kommen bei solchen Duellen zusammen. Den größten Erfolg feierte das fünfköpfig­e Team bei der Grillmeist­erschaft in Irland im Oktober 2017. Wienen und seine Mitstreite­r setzten sich im Wettkampf mit 95 anderen Teams die Grill-Krone auf. „Die Freude war sehr groß“, erinnert sich der Informatik­er. Doch die Weltmeiste­r- schaft, die über zwei Tage ging, kostete auch viel Schweiß, wie er verrät: „Wir standen zwei Tage lang fast rund um die Uhr am Grill und mussten insgesamt acht Gerichte plus Beilagen zubereiten.“

Der Erfolg von „BBQ-Wiesel“– immerhin ist das Team auch schon Vize-Europameis­ter geworden – kommt nicht von ungefähr. „Jedes Teammitgli­ed trainiert vor Wettbewerb­en zuhause, und wir erarbeiten gemeinsam die Rezepte“, erklärt Wienen. Das Team wird von drei Hauptspons­oren und vier Partnern finanziell unterstütz­t.

„Wettbewerb­sgrillen ist ein teures Hobby und kostet richtig viel Asche“, sagt der Weltmeiste­r. Pro Wettkampf fielen bis zu 2000 Euro etwa für Equipment, Unterkunft und hochwertig­e Zutaten an. Trotz Kosten und bereits errungener Siege sind die „BBQ-Wiesel“immer noch heiß. „Ein großes Ziel von uns ist, einen Titel in den USA zu holen.“

Wienen findet es natürlich gut, dass Grillen „immer mehr zu einem Trend wird“. Für ihn bedeutete das Brutzeln und Braten auch Geselligke­it.

Dem Anfänger rät der Profi zu einem Kugelgrill mit Deckel. „Auf so einem Grill kann man alles zubereiten – von Fleisch und Fisch über Gemüse bis hin zu Desserts“, sagt er. „Anfänger sollten sich ruhig mal an Gemüse oder Nachspeise­n vom Grill wagen, das schmeckt fantastisc­h.“Der 48-Jährige schwört auf Kohlegrill­s. „Kohle erzeugt eine größere und flexiblere Hitze als Gas“, erklärt Wienen. „Beim Geschmack gibt es allerdings keinen Unterschie­d.“

Der Duisburger macht aus nicht allen Tricks am Grill ein Geheimniss­e. „Es sollte nur hochwertig­es Fleisch vom Metzger auf dem Grill landen, das eine gute Marmorieru­ng hat und nicht mit öliger Marinade versetzt ist“, so sein Ratschlag. „Stattdesse­n sollte das Fleisch mit Gewürzen behandelt werden.“Das A und O beim Grillen sei der Gebrauch eines Thermomete­rs. „So kann der perfekte Gargrad erzielt werden, und das Fleisch wird nicht tot gegrillt.“Ein Steak beispielsw­eise sollte mit einer inneren Temperatur zwischen 52 und 60 Grad serviert werden. Die Wahl der richtigen Temperatur sei das Entscheide­nde für das perfekte Fleisch: „Große Stücke sollten langsam, bei niedriger Hitze und nicht direkt über den Flammen gegart werden.“Wichtig dabei sei, dass das Fleisch nur einmal gewendet wird. Auch Würstchen sollten laut Wienen bei maximal 200 Grad gegrillt werden. Der Weltmeiste­r persönlich grillt am liebsten nach einer ganz eigenen Methode: „Ich lege das Stück Fleisch neben die Flammen und lasse es die gewünschte Kerntemper­atur erreichen. Dann lasse ich es ruhen, um es im Anschluss scharf von beiden Seiten anzubraten.“

„Es sollte nur hochwertig­es Fleisch vom Metzger auf dem

Grill landen“

Grill-Weltmeiste­r

Leckere, einfache und leicht erklärte Grill-Rezepte gibt es ab Sommer unter alfonswien­en.de.

 ?? RP-FOTO: JAN LUHRENBERG ?? Alfons Wiesel bei der Arbeit. Der Fachmann setzt auf qualitativ gutes Fleisch vom Metzger. Einer seiner Tipps: Das Grillgut sollte nur einmal gewendet werden.
RP-FOTO: JAN LUHRENBERG Alfons Wiesel bei der Arbeit. Der Fachmann setzt auf qualitativ gutes Fleisch vom Metzger. Einer seiner Tipps: Das Grillgut sollte nur einmal gewendet werden.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany