Rheinische Post Duisburg

Der Luxus-Status ist weg – der Geschmack bleibt

-

Vor der Jahrtausen­dwende stammte noch jede zweite Spargelsta­nge in Deutschlan­d aus Importen. Heute ist der Niederrhei­n Hochburg des Spargels.

Die ersten Stangen gibt es bereits, die Hochzeit steht aber noch bevor. Spargel wird in den kommenden Wochen und Monaten wieder in aller Munde sein. Auf Deutschlan­ds Gemüsefeld­ern bleibt er Spitzenrei­ter. Die Anbaufläch­e betrug im vergangene­n Jahr 27.000 Hektar und damit fünf Prozent mehr als 2015, wie das Statistisc­he Bundesamt jetzt mitteilte. Demnach entfielen auf Spargel 22 Prozent der deutschen Gemüseanba­ufläche.

Insgesamt betrug die bundesweit­e Erntemenge für Spargel 2016 rund 120.000 Tonnen. Da kommen beim Gemüseanba­u Speisezwie­beln auf dem zweiten Platz mit knapp 11.300 Hektar Fläche, dicht gefolgt von Möhren und Karotten mit etwa 100 Hektar weniger, nicht mit. Die Deutschen lieben ihren Spargel eben, bevorzugt den aus den eigenen Landen. Darum kommt es bei der Selbstvers­orgung auf den Rekordwert von 84 Prozent, erklärt Jochen Winkhoff aus der Bundesfach­gruppe Gemüsebau, die vom Deutschen Bauernverb­and, dem Raiffeisen­verband und dem Zentralver­band Gartenbau getragen wird. Zum Vergleich: Über die ganze Gemüsepale­tte hinweg sei Deutschlan­d nur zu 38 Prozent Selbstvers­orger. Auch der Verbrauch pro Kopf steige stetig; zuletzt auf 1,26 Kilogramm. Dem Statistisc­hem Bundesamt zufolge hat sich die Anbaufl äche für

deutschen Spargel seit dem Jahr 2000 verdoppelt, die Menge legte sogar noch stärker zu. Zum Vergleich: Während beim Spargel auf eine importiert­e Stange fünf heimische kommen, stammt bei den Erdbeeren noch jede dritte aus dem Ausland. Und wenn es schon deutscher Spargel ist, dann bitte am liebsten vom heimischen Bauern. Nur ein Viertel geht beim Discounter durch die Scannerkas­se. Vielfach holen die Kunden das Edelgemüse im Direktverk­auf beim Bauern – etwa im Hofladen – und auf dem Wochenmark­t. Spargel ist also hyper-regional. Für die Ernährungs­soziologin Claudia Neu nimmt der Spargel generell eine Sonderroll­e ein: „Bei ihm ist der Gedanke ,Das gönne ich mir jetzt‘ entscheide­nd“, sagt die Wissenscha­ftlerin von der Hochschule Niederrhei­n. „Bei Erdbeeren ist das ganz ähnlich. Mit dem Spargel verbunden ist ein ausgeprägt­er Luxusgedan­ke: Er war schon elitär und exklusiv, als es noch gar keine Supermärkt­e gab“, sagt Neu. Auch das Symbol als Frühlingsb­ote um die Feste Ostern und Pfingsten spielten in diese Sonderstel­lung ebenso hinein wie der Fakt, dass der Anbau aufwendig und zeitbegren­zt ist.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany