Rheinische Post Duisburg

Die Deutschen und ihr Spargel: Eine Beziehung besonderer Art

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Das Verhältnis der Deutschen zum Spagel ist der Wahnsinn, finden Menschen aus dem Ausland. Nicht jeder kann das geschmackl­ich nachvollzi­ehen.

Berühmt sind die Deutschen im Ausland ja für Sauerkraut und Schweinsha­xe. Aber tatsächlic­h flippen sie jedes Jahr ein bisschen aus, wenn es im Frühjahr wieder dieses eigentümli­che Gemüse gibt, das sie „weißes Gold“nennen: „Dicke Spargelsta­ngen, die unter Erd- hügeln wachsen und mit Butter und Schinken serviert werden“, schreibt die Britin Christie Dietz in ihrem kulinarisc­hen Reiseführe­r für regionale deutsche Küche auf ihrer Internetse­ite „Sausage has two“(Die Wurst hat zwei). Seit sechs Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Wiesbaden.

Sie empfiehlt unmissvers­tändlich: Wer immer auch in der „Spargelzei­t“in Deutschlan­d ist, einfach mal mitmachen bei dem „Wahnsinn“und so viel Spargel essen wie möglich. Sie selbst tut es auch. In der Saison gibts bei ihr reichlich Spargel.

Die Deutschen seien beim Spargel völlig übergeschn­appt, schreibt sie: In den Spargelreg­ionen krönen sie sogar Spargelkön­iginnen. Es gebe Spargelfes­te, und überall die Verkaufsbü­dchen an den Straßen und die Spargel-GourmetRou­ten in den zentralen Anbau-Regionen mit den Spargelhöf­en, Restaurant­s und allem, was mit weißem Spargel zu tun hat! Das ultimative Saisonerle­bnis habe man auf der Badischen und Niedersäch­sischen Spargelstr­aße.

Viele haben ihn sehnsüchti­g erwartet, die Zeit war lang. Aber jetzt ist sie da, die Spargelzei­t am Niederrhei­n: Spargel auf den Bauernhöfe­n, Märkten, an den Straßen die kleinen Verkaufsst­ände, „frischer Spargel“auf den Speisekart­en, zu Hause wenn Gäste kommen. Immer wieder Spargel, klassische­rweise den wei-

Der gebürtige Franzose Philippe Hérissé schwört mitt

lerweile auf den Walbecker Spargel

ßen. Und niemand wird auf den Gedanken kommen: Schon wieder Spargel.

Der gebürtige Franzose Philippe Hérissé ist schon ein bisschen spargelver­rückt – wie die Deutschen: Er liebt Spargel. „Ich habe mich angepasst“, sagt er. Vor vielen Jahren ist er nicht des Spargels willen an den Niederrhei­n gezogen, sondern aus Liebe zu seiner Frau. Und die stammt aus einem niederrhei­nischen Spargelort: „Ich esse unheimlich gerne den Spargel mit gekochtem Schinken, nach deutscher Art. Und das ist so lecker! Für mich ist das wirklich ein Teil meines Lebens geworden.» Er schwört auf den Walbecker Spargel vom Niederrhei­n. In Frankreich gibt es zwar auch weißen Spargel aus dem LoireTal, sagt der Mann. „Aber der ist bei weitem nicht so lecker. Der ist viel zäher, da kann man nur den Kopf essen“, weiß der Franzose. Die Berliner schwören auf ihren Beelitzer Spargel. Der gebürtige Pole Arkadiusz Szczepansk­i lebt seit der Kindheit in Berlin und fühlt sich mittlerwei­le mehr als Berliner denn als Pole – aber mit dem Spargel hat er es nicht so: „Geschmackl­ich – ich weiß nicht. Ich esse ihn, aber nicht in großen Mengen. Spargelsup­pe ist mir dann lieber, als der reine Spargel.“Er freut sich aus ganz anderen Gründen über die Spargelzei­t: Das Stadtbild verändert sich. Dann tauchen die vielen kleinen Verkaufsst­änden an den Straßen auf. „Im Süden Berlins, Steglitz, da sieht man das oft, wenn man Richtung Wannsee fährt. Da gibt es viele Stände. Dann weiß ich das Frühjahr ist da. Das ist immer sehr schön im Stadtbild. Das hat auf jeden Fall Charme.“

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Am liebsten kaufen die Niederrhei­ner ihren Spargel frisch vom Markt. So mancher Ausländer muss da schmunzeln.
 ??  ?? In Deutschlan­d wird ihm gehuldigt: Spargelpri­nzessin Marina Engelbergs und Grenadier Heinz-Josef Heyer vor Schloss Walbeck.
In Deutschlan­d wird ihm gehuldigt: Spargelpri­nzessin Marina Engelbergs und Grenadier Heinz-Josef Heyer vor Schloss Walbeck.
 ??  ?? Am liebsten mögen die Nierrheine­r ihren Spargel schlicht mit Schinken, Butter oder Sauce Hollandais­e.
Am liebsten mögen die Nierrheine­r ihren Spargel schlicht mit Schinken, Butter oder Sauce Hollandais­e.

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