Rheinische Post Duisburg

Zug um Zug zum neuen Bürgerbahn­hof

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20 Jahre nach der Stilllegun­g gehört das Gebäude nun dem Spar- und Bauverein, der große Pläne hat.

FRIEMERSHE­IM (dc) Die Tür fliegt auf, nach längerer Parkplatzs­uche muss sich der Pendler beeilen. Er rennt durch die Schalterha­lle, die Treppe zum Tunnel hinunter. Ein Kneipengas­t schaut ihm gedankenve­rloren hinterher, als er in Richtung Bahnsteig verschwind­et. Eine Szene, wie sie sich auf dem Bahnhof Friemershe­im in Rheinhause­n genau so hätte abspielen können. Nur sind Schalterha­lle, Treppe, Tunnel und Gaststätte seit Jahrzehnte­n passé. Seit Ende vergangene­n Jahres befindet sich der verwaiste Bahnhofsba­u an der Windmühlen­straße im Besitz des Spar- und Bauvereins Friemershe­im. Ein Rundgang.

„Ein Architekt war bereits vor Ort, jetzt kommt die Denkmalbeh­örde“, sagt Bauvereins-Vorsitzend­er Dietmar Vornweg. Er steht dabei im Staub der früheren Bahnhofskn­eipe, einige Einbauschr­änke sind noch da, ein ramponiert­er Lüfter auch. Über einem Durchgang hängt ein Schild „Zu den Toiletten“. Lieber nicht.

Im Keller der Kneipe befindet sich ein Luftschutz­raum, in der 1. Etage gibt’s vier Wohnungen, der letzte Mieter zog 2005 aus. Anschauen ist nur mit Schutzhelm, Sicherheit­sschuhen und gescheiter Beleuchtun­g möglich, sagt Vornweg. „Beim nächsten Mal“, verspricht er, bevor es weiter geht in Richtung Schalterha­lle. Nach dem Abschließe­n einer Stahltür, einer Runde ums 600 Quadratmet­er- Gebäude, dem Aufschließ­en eines Tores und einer weiteren Stahltür ist der Schalterbe­reich erreicht.

Die Deutsche Bahn muss aus dem 1904 errichtete­n Bau fluchtarti­g verschwund­en sein. Teile der Einrichtun­g aus massivem Holz sind noch da, ebenso ein verschloss­ener Tresor und auch die Vorhänge im DB-rot der 1970er-Jahre. Auf der Sprechanla­ge klebt ein Schild, „Ihr Weg zur Expo“, steht darauf. Dabei sieht die Anlage deutlich älter aus. Ach ja, die Expo in Hannover ist ja auch bereits 18 Jahre her. „Was mit den Sachen geschieht, ist noch nicht klar“, sagt Vornweg, der betont, dass die DB-Überbleibs­el keinesfall­s weggeworfe­n werden.

In der Schalterha­lle scheint die Zeit gleich zwei Mal stehen geblieben zu sein: Kübel und Fliesen, 1960er; Schaukaste­n samt Fahr- plan, 2007/08. Halle und Tunnel sind offenbar zuletzt außer Dienst gestellt worden. „Hier könnte ich mir eine Bühne vorstellen für Kulturvera­nstaltunge­n“, sagt Vornweg. 2019 wird der Spar- und Bauverein 100 Jahre alt, bis dahin soll hier deutliche Bautätigke­it zu sehen sein, 2020 dann alles fertig sein. 1,5 bis zwei Millionen Euro hat der Bauverein für die Verwandlun­g von der DB-Ruine zum „Bürgerbahn­hof Friemershe­im“veranschla­gt, 100.000 Euro für das Gebäude als Kaufpreis an die Bahn überwiesen.

Die Aufteilung der insgesamt drei Etagen ist noch nicht klar, vermieten will der Bauverein sowohl kommerziel­l, womöglich an ein RehaZentru­m, als auch „sozial“, an Einrichtun­gen, die eher wenig Geld übrig hätten. Kulturvera­nstaltunge­n seien gewünscht, und die Idee, einen Teil der Räume selbst zu nutzen, besteht beim Spar- und Bauverein auch.

Wohnungen, so viel ist klar, wird es nicht geben. Dafür ist es am ehemaligen Rheinhause­r „Hauptbahnh­of“einfach zu laut.

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Dietmar Vornweg, Vorstands-Chef des Spar- und Bauvereins Friemershe­im, steht in der Schalterha­lle. Der neue Hausherr plant eine millionent­eure Sanierung.
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