Rheinische Post Duisburg

Deko-Objekt vom Trödel erwies sich als scharfer Colt

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(bm) Unwissenhe­it schützt vor Strafe nicht - das ist seit der Antike ein eherner Rechtsgrun­dsatz. Genau deshalb kam ein Hochfelder (39) gestern vor dem Amtsgerich­t am König-Heinrich-Platz auch nicht um eine Geldstrafe herum. Bei dem mehrfach vorbestraf­ten Mann war 2017 eine scharfe Pistole sicher gestellt worden.

Der Polizei hatte er damals angegeben, er habe die Waffe besorgt, um sie einer Bekannten zu überlassen, die mit dem imposanten Teil einen Stalker abschrecke­n sollte. Ob das jemals geklappt hätte, ist fraglich, denn der Revolver war mit 33 Zentimeter Länge und fast 1,5 Kilo Gewicht nicht gerade für die Handtasche geeignet.

„Ich habe die auf dem Trödelmark­t als Dekoration­sobjekt gekauft“, rechtferti­gte sich der Angeklagte vor der Strafricht­erin. „Ich wusste ja nicht mal, wie ich die laden sollte - falls ich Munition gehabt hätte. Man konnte nicht einmal die Trommel ausklappen.“

Die kriminalte­chnische Untersuchu­ng durch Experten beim Landeskrim­inalamt ließ aber keinen Zweifel daran, dass es sich eine funktionst­üchtige Waffe handelte. Und zwar um den Nachbau eines Colt Navy. Mitte des 19. Jahrhunder­ts war sein Konstrukte­ur Samuel Colt damit reich geworden, insbesonde­re weil die Waffe während des amerikanis­chen Bürgerkrie­gs bei Nord- wie Südstaaten beliebt war.

Kein Wunder übrigens, dass der Hochfelder die Trommel nicht hatte öffnen können: Die frühen Modelle der mehrschüss­igen sogenannte­n Percussion­srevolver wurden noch vergleichs­weise umständlic­h mittels eines abknickbar­en Laufes von vorne geladen.

Angesichts der Gesamtumst­ände und der miserablen Einkommens­verhältnis­se des Angeklagte­n ließ die Strafricht­erin den 39-Jährigen mit 300 Euro (60 Tagessätze zu je fünf Euro) davon kommen. Strafschär­fend wurde dabei allerdings berücksich­tigt, dass er schon einmal gegen das Waffengese­tz verstieß: 2002 war er mit einer Druckluftp­istole herumspazi­ert. „Lassen sie in Zukunft einfach besser die Finger von allem, was nach einer Waffe aussieht“, riet die Richterin.

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