Pauli, Coco und andere Attraktionen
Im Tiergehege des Volksparks stehen alle Zeichen auf Frühling. Viele Bewohner erwarten in den nächsten Wochen Nachwuchs. Ein Spaziergang zwischen wilden Kerlen, Schwerenötern und eifersüchtigen Damen.
RHEINHAUSEN (kui) Pauli ist der Chef im Ring. Die kleinen Leute, die nebeneinander auf dem Kinderhocker am Zaun des Tiergeheges thronen, staunen Bauklötze: DamwildJungs sind richtig kiebig! Wenn man dem schönen Pauli und seinem Kumpel Fridolin etwas zu essen hinhält, fliegen leicht die Fetzen. Geweih nach vorn gehen die beiden Hirsche aufeinander los. Walter Nieswitz beruhigt die Besucher. „Das ist der Futterneid.“Hat einer das Gefühl, zu kurz zu kommen, gibt es Ärger. Mensch- und Tier-
Walter Nieswitz reich sind eben ähnlicher als man glaubt. Ein kleines Mädchen weiß die Lösung. „Pauli“, überlegt es, „muss das Teilen üben.“
Jetzt im Frühling herrscht im Wildgehege im Volkspark Hochbetrieb. Überall wird geräumt, gepflanzt und ausgebessert – in den Gehegen stehen Tiere wie frisch herausgeputzt Spalier. Viele erwarten bald Nachwuchs, berichtet Nieswitz. Schon jetzt hält sich im Damwildgehege ein Kitz versteckt. Doch Bambi hat an diesem Tag keine Lust auf Gäste. Dafür buhlt Pauli wie üblich um die Besuchergunst. Pauli ist ein weißer Hirsch, mit vier Jahren im besten Mannesalter – und die Attraktion des Rudels.
Walter Nieswitz vom das Gelände betreibenden Freundes- und Förderkreis führt gerade eine Kindergartengruppe herum. Jetzt im Frühjahr empfangen er und seine Kollegen ständig kleine Leute, um ihnen die Natur zu zeigen, erzählt er. Auch eine Waldschule gehört dazu. Nach einem Theorie-Teil geht es mit den Kids raus an die Luft. Nieswitz: „Welche Kinder wissen heute noch, wie es im Wald aussieht?“
Hier kann man Wissenslücken schließen. Auf rund 17.000 Quadratmetern tummelt sich eine Herde ostafrikanischer Zwergziegen in Wohngemeinschaft mit Enten, Gänsen und Puten. Es gibt vier stattliche Emus, außerdem wuschelige Seidenhühner, bunte Papageien, stolze Fasane, hübsche Dompfaffen und unzertrennliche Schwarzköpfchen; ihre Pärchen bleiben ein Leben lang zusammen. Die meisten Tiere dür- fen gestreichelt und gefüttert werden. Automaten mit artgerechter Nahrung stehen bereit.
Vor dem Gänsegehege kann man sein eigenes Wort nicht verstehen. Das große Schnattern. Wenig weiter: heftiges Gemecker. Willkommen im Reich der Ziegen. Und wie- der stoßen wir auf Parallelen: Eine Ziege hat nur ein Horn und wird von den anderen ausgegrenzt, weil sie anders ist, berichtet Tierpark-Mitarbeiter Ingo Vester. „Ziegen können zickig sein.“Schräg gegenüber schreit jemand wie am Spieß. Hier lebt Coco, 55 Jahre und erklärter Tierpark-Liebling. Mit Freundin Bubi ist der rosafarbene MolukkenKakadu dicht an den Zaun herangekommen. Coco möchte herumgetragen werden – jetzt ist allerbeste Spaziergeh-Zeit. Bleibt er allerdings zu lang weg, gibt es zuhause Ärger. Dann zetert Bubi derart laut, dass
„Welche Kinder wissen heute noch, wie es in einem Wald
aussieht?
Förderkreis Volkspark Auf rund 17.000 Quadratmetern tummeln sich Zwergziegen, Enten, Gänsen und Puten.
man sie bis in die City hört.
Auch andernorts begegnet man tierischen Beziehungsnöten. Wir sind wieder im Verwaltungstrakt angekommen. Hier schaukelt zur allgemeinen Verblüffung ein Käfig mit einem mies gelaunten Nymphensittich. Der Schlingel hat mit einer Königssittich-Dame angebandelt und wurde kurzerhand ausquartiert, damit sie sich einen Artgenossen sucht. Don Juan hinter Gittern. Sittiche haben es auch nicht leicht.