Rheinische Post Duisburg

Mit wachen Augen durch die Stadtteile

- VON LARISSA WETTELS

Kinder erlebten in den Osterferie­n ein besonderes Kunsterleb­nis. Sie bauten ihre Lieblingso­rte nach. Eine Ausstellun­g dazu ist bis zum Sommer im Quartiersb­üro zu sehen.

HOCHHEIDE Die Kunst liegt manchmal ganz nah. Oft findet man sie sogar direkt vor der eigenen Haustüre. Und die Inspiratio­n gibt es hier, in Duisburg. Im Quartiersb­üro Hochheide gibt es aktuell ein besonderes Kunsterleb­nis. „Mein Stadtteil“heißt die Ausstellun­g, die beweist: Wer mit wachen Augen durch den Stadtteil geht, wird selbst zum Künstler. Am Dienstag startete die Ausstellun­g. Zur Vernissage kamen Familien, Klassenleh­rer, Schulleitu­ngen und die kleinen Künstler: Kinder im Alter von neun bis elf Jahren. Sie alle leben in Hochheide, Homberg und Ruhrort. Jedes Kind hat seine persönlich­en Geschichte­n aus dem Stadtteil und seine eigenen Lieblingso­rte. Und genau diese Geschichte­n galt es zu erzählen. Unter Anleitung der Künstlerin Madalina Rotter begann die Gruppe das kreative Stadtteilp­rojekt. Die Organisati­on samt Idee dahinter wurde ab der ersten Sekunde engagiert geplant: „Das Projekt wird von der AumundStif­tung und der Stiftung Zukunft unterstütz­t“, erklärte Leyla Kaygun, Projektmit­arbeiterin der Diesterweg-Stiftung. Die Diesterweg-Stiftung ermöglicht in Kooperatio­n mit den beiden genannten Stiftungen die Vergabe des Diesterweg-Stipendium­s in Duisburg. „Kinder mit sehr guten Schulleist­ungen und Leistungsp­otenzial werden über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert.“

Zur Förderung gehören spannende Ausflüge in die Kulturwelt vor Ort: Besuche im Theater, in Bibliothek­en und Museen stehen auf dem Programm. Eine neue Erfahrung für die jungen Stipendiat­en war die Kreativarb­eit mit Künstlerin Rotter. Mit Rotter haben die Kinder ihren Stadtteil beleuchtet und ein dreidimens­ionales Blickpunkt-Diorama erschaffen. Doch bevor es soweit war, gab’s viel zu tun: Regelmäßig trafen sich die Kinder in der zweiten Osterferie­nwoche in den Räumen des Quartiersb­üros. Rosemarie Ring vom Quartiersb­üro freute sich über die kleinen Wirbelwind­e: „Über drei Tage hinweg wurde das Büro zum Werkraum. Da sah alles ein bisschen anders aus“, lächelte sie. Klar, denn es mussten ein paar Vorkehrung­en getroffen werden: Die Bilder an den Aussteller­wänden, die im Quartiersb­üro zu begutachte­n sind, zeigen die Szenerie. Im Projektzei­traum war auf dem Boden eine große Plane ausgelegt, falls mal etwas daneben geht. Zu bunt konnte es allerdings nicht werden: Gerade das war erwünscht. Am großen Tisch war Platz zum Basteln, Werkeln und Skizzieren. „Wir haben zunächst überlegt, was es im Stadtteil alles gibt“, erklärte Rotter. Dabei verband die freiberufl­iche Kunsthisto­rikerin Sprache mit kreativen Gedanken: Konkrete Leitfragen waren zum Beispiel, was den Lebensort auszeich- net, wo man sich gerne aufhält und wie es im Stadtteil aussieht. „Es wurde lebhaft diskutiert.

Zehn Kinder kommen aus Hochheide und Homberg und zwei aus Ruhrort. Da haben sie sich gegenseiti­g erklärt, was ihren Stadtteil ausmacht.“Ohne Scheu und mit viel Neugierde ging es dann an die Werke, die im Quartiersb­üro zu sehen sind. I

m Miniaturfo­rmat ragen die „Weißen Riesen“empor, die Seilscheib­e von der Kreuzung Moerser Straße wirkt täuschend echt und der MiniUettel­sheimer See strahlt in sattem Blau. Eine Künstlerin ist die elfjährige Sara Zeino. Mit ihrer Mutter Rim Elias ist sie im Jahre 2015 aus Syrien nach Hochheide geflohen. Gerade lernen die beiden die deutsche Sprache. Durch das Kunstproje­kt schließen Sara und ihre Mutter Freundscha­ften mit Kindern und Eltern aus unterschie­dlichsten Nationen.

Ihre Umgebung kennt Sara ganz genau: Oft geht sie in der Ladenstadt in der Nähe der Hochhäuser einkaufen. Die „Weißen Riesen“sind für sie in Hochheide besonders prägnant.

 ?? FOTOS: ULLA MICHELS ?? Jugendlich­e Stipendiat­en betrachten während der Ausstellun­gseröffnun­g im Quartiersb­üro Hochheide ihre Werke. Zu sehen sind unter anderem die Hochhäuser Weiße Riesen, die Friedrich-Ebert-Brücke und der Uettelshei­mer See.
FOTOS: ULLA MICHELS Jugendlich­e Stipendiat­en betrachten während der Ausstellun­gseröffnun­g im Quartiersb­üro Hochheide ihre Werke. Zu sehen sind unter anderem die Hochhäuser Weiße Riesen, die Friedrich-Ebert-Brücke und der Uettelshei­mer See.
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Mit Liebe zum Detail gebastelt, eine Seilscheib­e aus dem Bergbau.

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