Rheinische Post Duisburg

Trump fordert mehr Geld für Militär

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

Der amerikanis­che Präsident verlangt von Kanzlerin Angela Merkel eine deutliche Erhöhung des deutschen Wehretats. Die kam zu ihrem Kurzbesuch in die USA aber nicht mit konkreten Zusagen.

WASHINGTON/BERLIN Der Kurzbesuch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in den USA hat keine konkreten Ergebnisse in den wichtigste­n Streitfrag­en um Handelspol­itik und das Atomabkomm­en mit dem Iran gebracht. Bei der Pressekonf­erenz am Abend ließ Trump die Frage unbeantwor­tet, ob er die Ausnahmen für Europa auf Strafzölle für Aluminium und Stahlprodu­kte über den 1. Mai hinaus verlängern werde. Auch Merkel konnte zum Ausgang des Streits um das für die deutsche Wirtschaft so zentrale Thema nichts sagen. „Der Präsident wird entscheide­n“, betonte die Kanzlerin. Im Vorfeld der Reise hatten deutsche Diplomaten die Erwartung geäußert, dass es nicht zu einer Verlängeru­ng der Ausnahmen kommen werde.

Knapp drei Stunden dauerte Merkels Besuch im Weißen Haus. Der US-Präsident und die Kanzlerin waren bei der Begrüßung bemüht, sich ihre großen Differenze­n nicht anmerken zu lassen. Trump, der gerade erst den französisc­hen Präsiden- ten Emmanuel Macron nach einem pompösen dreitägige­n Staatsbesu­ch verabschie­det hatte, begrüßte Merkel mit Küsschen rechts, Küsschen links. Vor Merkels Ankunft ließ er verbreiten, wie stolz er auf seine deutschen Wurzeln und die vieler berühmter Amerikaner sei. Zum Auftakt-Gespräch im Oval Office erklärte die Kanzlerin höflich: „Die Regierungs­bildung hat etwas gedauert, aber mir war es ganz wichtig, dass der erste Besuch außerhalb Europas mich in die USA führt.“

Offen blieb auch die Frage, ob Trump das 2015 so mühevoll internatio­nal ausgehande­lte Atom-Abkommen mit dem Iran weiter mittragen wird. Trump hält das Abkommen für unzureiche­nd: „Wir müssen sicherstel­len, dass dieses mörderisch­e Regime nicht eine nukleare Waffe erhält“, erklärte der USPräsiden­t. Merkel wiederum bezeichnet­e das Abkommen als einen „ersten Baustein“, auf den man aufbauen könne. Es habe dazu beigetrage­n, die Atom-Aktivitäte­n des Iran zu verlangsam­en und zu überwachen, betonte die Kanzlerin.

In der für die USA so wichtigen Frage des deutschen Verteidigu­ngs- haushaltes konnte Merkel dem USPräsiden­ten keine konkreten Zusagen machen. Schon die Obama-Administra­tion hatte eine deutliche Erhöhung des deutschen Wehretats auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndprodukts gefordert. Aktuell liegt er bei 1,2 Prozent. Trump bekräftigt­e gestern diese Forderung und hielt Merkel vor, andere Länder hätten ihre Etats bereits aufgestock­t. Nach der mittelfris­tigen Finanzplan­ung, die gestern bekannt wurde, wird der Wehretat in Deutschlan­d in den nächsten Jahren aber nur in geringem Umfang steigen. Dennoch versichert­e Merkel, dass Deutschlan­d und Europa mehr Verantwort­ung in der Welt übernehmen müssten. Gegenüber Trump erklärte sie, es sei richtig, wenn der Präsident sage, Europa sei zwar ökonomisch erfolgreic­h, aber wolle beim militärisc­hen Engagement nicht viel tun.

Begleitet wurde Merkels Besuch im Weißen Haus von den Nachrichte­n über die Annäherung zwischen Nord- und Südkorea. Mehrfach fragten US-Journalist­en den Präsidente­n dazu, der zu dem Thema bereitwill­ig und ausführlic­h antwortete. In diesem Zusammenha­ng beklagt er, dass seine Vorgänger in der Nordkorea-Südkorea-Frage untätig gewesen wären. Auch Merkel äußerte sich positiv über das geplante Treffen zwischen Trump und dem nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong-un: „Wir Deutschen können fühlen, was es bedeutet, wenn nach Jahren der Teilung wieder Kontakte entstehen.“

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