Rheinische Post Duisburg

Der neue US-Botschafte­r ist ein Trump-Fan

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Die Glückwünsc­he von Gesundheit­sminister Jens Spahn vom konservati­ven Flügel der CDU zur Bestätigun­g als US-Botschafte­r ließ Richard Grenell online nicht lange unbeantwor­tet: „Thanks Jens!“Dieser offene Twitter-Austausch erlaubte einen Blick auf ein längst funktionie­rendes Netzwerk. Seit 15 Monaten weiß der konservati­ve Kommentato­r und Politik-Berater, dass Trump ihn auf den Chefposten am Brandenbur­ger Tor bringen will. Doch erst verstärkte­r Druck machte den Weg kurz vor dem USA-Besuch der Kanzlerin für ihn frei. Der Senat gab mit 56 gegen 42 Stimmen grünes Licht.

Die Zeit zwischen seiner Nominierun­g im September vergangene­n Jahres und dem nun fälligen Kofferpack­en in Kalifornie­n hat Grenell genutzt, sich einerseits von Tweets zu distanzier­en, die ihm den Vorwurf der Frauenfein­dlichkeit eingetrage­n hatten – Abfälliges über Hillary Clinton sei nur lustig gemeint gewesen, aber leider nicht so verstanden worden. Anderersei­ts schärfte er sein Profil als Freund klarer Ansagen – auch und gerade gegenüber der Bundesregi­erung in Berlin. So twitterte er, auch Deutschlan­d hätte

Er zitiert gern Österreich­s Kanzler Kurz und gehört zu den frühen konservati­ven Unterstütz­ern Donald Trumps. Nun wird Richard Grenell (51) US-Botschafte­r in Berlin.

sich an der Seite der USA, Großbritan­niens und Frankreich­s am Vergeltung­sschlag gegen Ziele in Syrien beteiligen sollen.

Grenell, der vor wenigen Jahren eine Krebserkra­nkung überstande­n hat, hatte bereits dem in gleichgesc­hlechtlich­er Ehe lebenden Spahn bei dessen Einzug ins Gesundheit­sministeri­um gratuliert. Nun kamen die Glückwünsc­he zur Berufung als Botschafte­r nicht nur von Spahn, sondern auch von der amerikani- schen Radiomoder­atorin und lesbischen Feministin Tammy Bruce. Sie feierte den offen in gleichgesc­hlechtlich­er Beziehung lebenden Grenell im Botschafte­ramt als „Meilenstei­n in der Schwulen-Geschichts­schreibung“. Bei seiner Anhörung im Senatsauss­chuss hatte Grenell selbst seine langjährig­e Partnersch­aft mit Matt Lashey angesproch­en und klargestel­lt: „Ohne Matts Hingabe und Hilfe wäre ich nicht in der Lage, dem Präsidente­n und dem amerikanis­chen Volk zu dienen.“

Grenell war Sprecher des damaligen UN-Botschafte­rs John Bolton. Der ist jetzt Trumps Sicherheit­sberater. So dürfte der Draht zwischen der Berliner Botschaft und dem Weißen Haus kurz, das Verhältnis vertraulic­h sein. Auch deshalb hält es der neue deutsche USA-Beauftragt­e Peter Beyer für eine gute Nachricht, dass es nach langer Vakanz wieder einen obersten Repräsenta­nten der USA in Deutschlan­d geben wird. Er freue sich „gerade in Zeiten schwierig gewordener transatlan­tischer Beziehunge­n auf eine enge und gute Zusammenar­beit“, sagte Beyer unserer Redaktion. Gregor Mayntz

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