Das Allergiker-Problem: Irgendwas blüht immer
Pollenkonzentration in der Luft kommen – Werchan spricht von einer Pollenexplosion. Die gute Nachricht: In sechs Wochen sind hierzulande die Birken abgeblüht. Und viele Nasen wieder frei.
Allerdings kommt eine Allergie selten allein. So gilt die Birke neben den allergologisch wichtigsten Blütenpollen Hasel, Erle, Esche, Süßgräser, Roggen, Beifuss und Ambrosia zwar als Hauptauslöser für allergische Reaktionen. „Auf Birke empfindliche Menschen reagieren aber häufig noch auf Hasel und Erle oder besitzen zusätzlich Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten etwa gegen rohe Äpfel“, sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). So erstreckt sich die Leidenszeit dieser Menschen möglicherweise über mehrere Monate. Denn durch den Klimawandel starten Frühblüher wie Erle oder Hasel in manchen Jahren schon Anfang Dezember mit der Blüte. Andererseits stoßen einige Kräuter bis in den November hinein Pollen ab. Das bedeutet: Irgendetwas blüht immer. Ein regionaler Heuschnupfen-Atlas kann Allergikern helfen „Als Allergiker muss ich daher wissen, worauf ich reagiere“, sagt Schwalfenberg. Das kann nur der Arzt mit einem Test herausfinden. Die DAAB-Expertin rät denn auch von der reinen Selbstmedikation ab. Aus einer Allergie könne sich leicht Asthma entwickeln, eine Krankheit, die das Leben noch stärker beeinträchtigt. Mediziner setzen meist auf eine Hyposensibilisierung, also eine Immuntherapie gegen das Allergen, eine zwar zeitintensive, dafür aber oft erfolgreiche Methode. Laut Ärzteverband Deutscher Aller- gologen schätzen Experten allerdings, dass nur etwa zehn Prozent der allergischen Patienten entsprechend den aktuellen Leitlinien behandelt werden – und das bei einer stetig wachsenden Fallzahl.
„Jeder Allergiker kann aber auch zusätzlich selbst dazu beitragen, den Kontakt mit Pollen so gering wie möglich zu halten“, sagt Schwalfenberg. Dazu gehöre etwa ein Pollenschutzgitter fürs Fenster, der Pollenfilter im Pkw oder ein Urlaub in allergenarmen Regionen, möglichst in der Zeit, in der es daheim blüht.
Sinnvoll ist es auch, die Haare vor dem Zubettgehen zu waschen und die Kleidung nicht im Schlafzimmer auszuziehen. Gelüftet werden sollte immer dann, wenn die Pollenkonzentration niedrig ist – auf dem Land am Abend, in der Stadt am frühen Morgen. Bei Kindern, die sich ja nicht präzise äußern können, müssen die Eltern genau hinschauen. Läuft dem Kind im Frühling dauernd die Nase, könnte das eine Erkältung sein. Oder Heuschnupfen? Hermann Josef Kahl, Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, rät Eltern, auf sonstige Symptome zu achten: „Reibt das Kind zugleich häufig die Augen, oder hat es juckende Stellen auf der Haut?“Dann handelt es sich eher um Heuschnupfen. Nächtliche Hustenattacken können auf eine Allergie gegen Hausstaubmilben hindeuten. Hat das Kind Fieber, ist eine Erkältung wahrscheinlicher. Um eine Allergie festzustellen, ist auch beim Kind ein Bluttest nötig. Info Deutscher Asthmatiker- und Allergikerbund Mönchengladbach; Internet: www.daab.de