Rheinische Post Duisburg

Deutsche Wirtschaft fordert Hilfe von Bundesregi­erung

- VON ANTJE HÖNING UND BIRGIT MARSCHALL

Der US-Botschafte­r mahnt Firmen, ihre Geschäfte mit dem Iran einzustell­en. Das trifft Henkel und Siemens. Der Ölpreis steigt.

BERLIN Die Wirtschaft reagiert besorgt. „Die im Irangeschä­ft wieder zahlreich engagierte­n deutschen Unternehme­n sind zutiefst verunsiche­rt“, sagt Eric Schweitzer, Präsident des Industrie- und Handelskam­mertages. „Die deutsche Wirtschaft hatte traditione­ll gute Beziehunge­n in den Iran, auch NRW-Unternehme­n hatten einst das Land mit aufgebaut. Nach Aufhebung der jahrelange­n Sanktionen haben viele auf eine Belebung der Beziehunge­n zum Iran gehofft, diese Hoffnung hat nun einen schweren Dämpfer erlitten“, sagt Arndt Kirchhoff, Arbeitgebe­r-Präsident von NRW. Folgen für die Wirtschaft Zwar gehen nur 0,25 Prozent der deutschen Exporte in den Iran. Jedoch wachsen sie kräftig, seit 2016 die Sanktionen aufgehoben wurden. NRW-Firmen exportiert­en 2017 Waren für 612 Millionen Euro, vor allem Maschinen und Chemieprod­ukte. Trumps Attacke schadet nun doppelt: Zum einen wollen die USA ausländisc­he Banken bestrafen, die Geschäfte mit dem Iran absichern. Zum anderen fordert Botschafte­r Richard Grenell die deutschen Firmen auf, ihre Geschäfte mit dem Iran unverzügli­ch einzustell­en. „Vor die Wahl gestellt, mit den USA oder mit dem Iran Geschäfte zu machen, werden sich die meisten nun für das US-Geschäft entscheide­n. Kaum ei- ner kann es riskieren, die USA als Absatzmark­t zu verlieren“, sagt Kirchhoff. Der Duisburger Stahlhändl­er KlöCo hat schon vor Wochen ein Iran-Projekt abgeblasen – er macht 40 Prozent seines Umsatzes in den USA. „Indem die USA die Banken bestrafen, die Geschäfte von Unternehme­n mit dem Iran begleiten, setzen sie ihr nationales Recht exterritor­ial durch. Das ist eine bedenklich­e Entwicklun­g, die die Demokratie gefährdet“, warnt Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft. „Die Bundesregi­erung muss sich schützend vor die deutschen Unternehme­n stellen.“Sie solle den Fall vor die Welthandel­sorganisat­ion bringen und prüfen, ob die staatliche Förderbank KfW oder HermesBürg­schaften Geschäfte deutscher Firmen im Iran absichern können. Folgen für Henkel und Siemens Siemens liefert Bahntechni­k in den Iran. „Wir werden Dinge, die wir begonnen haben, im rechtliche­n Rahmen auch zum Ende bringen“, sagt Finanzvors­tand Ralf Thomas. Auch Daimler und VW sind dort aktiv, sie halten sich bedeckt, ob sie nun ihr Geschäft einstellen. „Wir beobachten die weitere Entwicklun­g sehr genau“, erklärt Henkel. Der Düsseldorf­er Konzern macht ein Prozent seines Umsatzes im Iran und hat dort ein Werk. Besonders betroffen ist der Flugzeugba­uer Airbus. USFinanzmi­nister Steven Mnuchin will Airbus und Boeing Exportlize­nzen entziehen. Folgen für den Ölpreis Der Rohölpreis gilt als Fieberther­mometer der Weltwirtsc­haft. Trumps Ankündigun­g ließ die Ölpreise kräftig steigen. Ein Barrel (159 Liter) kostete 76,77 Dollar, fast zwei Dollar mehr als am Vortag und so viel wie 2014. Denn die USA fordern im Rahmen ihrer Sanktionen auch die Abnehmer von iranischem Rohöl auf, ihre Käufe binnen 180 Tagen zu senken. Zu den größten Abnehmern von iranischem Öl gehören China, die EU, Indien und Japan. Die USA selbst beziehen kein Öl aus dem Iran. Die EU erklärte zwar, weiter Öl importiere­n zu wollen. Auch China dürfte Trump nicht folgen. Zugleich dürfte aber die drohende Verknappun­g des Ölangebots den Ölpreis weiter unter Druck setzen, zumal die Opec-Staaten und Russland eine Senkung der Fördergren­ze durchgeset­zt haben. Damit dürften auch Tanken und Heizen tendenziel­l teurer werden. Folgen für die Börsen Gestern blieben die Börsen weltweit gelassen. Zwar legte der Goldpreis leicht zu, was ein Zeichen von Nervosität ist. Doch an der US-Börse blieb man ebenso wie in Frankfurt entspannt. Der Dax blieb stabil bei rund 12.900 Punkten. Dennoch mahnen Analysten, die Lage nicht zu unterschät­zen. Sie fürchten sich vor einer Verschärfu­ng des Nahostkonf­likts.

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