Rheinische Post Duisburg

G9 kostet mindestens 518 Millionen Euro

- VON HENNING RASCHE UND FRANK VOLLMER

Ein Gutachten summiert die Bau-, Betriebs- und Ausstattun­gskosten für das neunjährig­e Gymnasium.

DÜSSELDORF Die Umstellung auf die neunjährig­e Gymnasialz­eit (G9) in Nordrhein-Westfalen wird mehr als 518 Millionen Euro kosten. Ein Gutachten, das die Landesregi­erung gestern vorgestell­t hat, benennt diese Summe als einmalige Investitio­nskosten für Neu- und Umbau von Schulen im ganzen Land. Hinzu kommen dauerhaft jährlich 31 Millionen Euro mehr für den Unterhalt der Gebäude, also etwa Kosten für Hausmeiste­r oder Putzperson­al. Noch nicht einberechn­et sind die Personalko­sten für die notwendige­n 2300 zusätzlich­en Gymnasiall­ehrer. Die Summe hierfür beläuft sich laut NRW-Schulminis­terium nach der vollständi­gen Umstellung auf etwa 115 Millionen Euro pro Jahr.

Trotz der immensen Kosten hält die Landesregi­erung an ihrem Vorhaben fest. Mathias Richter (FDP), Staatssekr­etär im Schulminis­terium, sagte: „Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir zu G9 zurückkehr­en.“Das Gutachten sei eine gute Grundlage für Gespräche mit den Kommunen. Die Bildungsfo­rscher Klaus Klemm, Kerstin Schneider und Anna Makles haben es aus Daten der 500 öffentlich­en Gymnasien, der 232 Schulträge­r, also der Kommunen, und aus der Schulstati­stik erstellt.

Im Sommer 2019 sollen die Gymnasien zu G9 zurückkehr­en; Schulen, die bei G8 bleiben wollen, brauchen dafür eine Mehrheit von zwei Dritteln plus einer Stimme in ihrer Schulkonfe­renz. Die „Leitentsch­eidung“gilt nur für die öffentlich­en, nicht für die 114 privaten Gymnasien. Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) rechnet damit, dass mehr als 90 Prozent der Gymnasien zu G9 zurückkehr­en.

Die Landesregi­erung muss jetzt auf der Grundlage des Gutachtens mit den Kommunalve­rbänden über das Geld verhandeln – weil die Entscheidu­ng Kosten für die Schulträge­r auslöst, haben sie einen Anspruch auf Erstattung. Das entspreche­nde Gesetz muss spätestens mit dem G9-Gesetz in Kraft treten, also zum 1. August 2019. Denkbar sind dafür zwei Modelle: dass im Voraus eine feste Summe verein- bart wird, die alle Kosten abdeckt, oder dass die Kommunen ihre konkreten Kosten dem Land nachweisen und nachträgli­ch erstattet bekommen.

Städtetag, Landkreist­ag und Städte- und Gemeindebu­nd NRW erklärten: „Die Kommunen erwarten, dass das Land die Mehrkosten für den Umstieg auf G9 vollständi­g erstattet.“Die Verbände rechnen mit einem höheren Raumbedarf in den Schulen als das Gutachten.

Die Stadt Düsseldorf hat ihre Kosten bereits auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt, Essen auf mindestens 45 Millionen – weil die Schulen durch G9 wieder einen Jahrgang gewinnen, brauchen sie ab 2026 mehr Platz. Allein die Stadt Köln rechnet mit einem zusätzlich­en Bedarf von 150 Klassenzim­mern und 50 Fachräumen.

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FOTO: BRETZ NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP).

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