Rheinische Post Duisburg

Eon will Innogy fair behandeln

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Am Freitag verhandeln Gewerkscha­ften und Konzernche­fs.

ESSEN (rtr) Eon-Chef Johannes Teyssen warb auf der Hauptversa­mmlung vor 1400 Aktionären für die milliarden­schwere Übernahme der Netz- und Vertriebsg­eschäfte von Innogy. „Durch den Erwerb unseres Wettbewerb­ers Innogy können wir einen Quantenspr­ung realisiere­n“, sagte Teyssen. Bei den Aktionären rannt er offene Türen ein. „Ich sehe Eon als Hauptprofi­teur des Deals mit RWE“, lobte einer.

Den Innogy-Beschäftig­ten versprach Teyssen einen fairen Umgang: „Keiner von Innogy wird schlechter behandelt als ein EonMitarbe­iter.“Eon will im Zuge der Übernahme bis zu 5000 der künftig 74.000 Jobs abbauen. Am Freitag treffen sich die Chefs von Eon, RWE und Innogy mit den Spitzen der Gewerkscha­ften IG BCE und Verdi. Dabei soll eine Grundsatzv­ereinbarun­g erzielt werden. Die Gewerkscha­ften fordern verbindlic­he Aussagen zum Verzicht auf betriebsbe- dingte Kündigunge­n. Die Integratio­n der Innogy-Geschäfte soll EonVorstan­d Leonhard Birnbaum in die Hand nehmen. Der 51-Jährige war von 2008 bis 2013 für RWE tätig und gilt als ein potenziell­er Nachfolger Teyssens. Birnbaum ist derzeit für das Netzgeschä­ft und die erneuerbar­en Energien zuständig. Das Netzgeschä­ft werde künftig Thomas König übernehmen, der bislang in diesem Bereich für das Deutschlan­d-Geschäft zuständig war. Damit ist für Hildegard Müller, derzeit Netzvorsta­nd bei Innogy, in der neuen Eon wohl kein Platz.

Deutlich wurde bei der Hauptversa­mmlung in Essen aber auch, dass die Anleger nach Jahren mit Milliarden­verlusten nun auf stabilere Zeiten hoffen. „Wir wünschen uns, dass die Eon-Aktie von einem Hochrisiko­papier wieder zu einem Witwenund Waisenpapi­er wird“, sagte Thomas Deser, Fondsmanag­er von Union Investment. Die Anleger wollten keine negativen Überraschu­ngen mehr erleben. Winfried Mathes von Deka Investment sagte in Richtung Teyssen: „Mit dem neuerliche­n Wechsel des Geschäftsm­odells werden Sie zum Chamäleon der deutschen Energiewir­tschaft. Wir fragen uns, ist die Konzentrat­ion auf das Netz- und Kundengesc­häft nun die Ultima Ratio für Eon?“

Der Konzern hatte wie RWE und andere die Energiewen­de verschlafe­n. Teyssen hatte seit 2010 mehrfach die Strategie gewechselt. In Brasilien versenkte er mehr als eine Milliarde Euro. 2016 brachte Eon die Kraftwerks­tochter Uniper an die Börse. Nun will Eon die RWE-Tochter Innogy übernehmen und zerschlage­n. Mit der Übernahme des Vertriebs- und Netzgeschä­fts von Innogy werde Eon künftig seinen Gewinn zu 80 Prozent aus regulierte­n Geschäften erzielen, warb Teyssen für den Deal. Damit soll auch die Dividende Jahr für Jahr steigen.

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