Rheinische Post Duisburg

Auf der Suche nach neuen Märkten

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Längst sind die Duisburger nicht mehr automatisc­h Kunden der örtlichen Stadtwerke. Vertriebsc­hef Hiermann und seine Kollegen entwickeln daher neue Strategien.

Tom ist nicht nur ein gebräuchli­cher Vorname, sondern steht als Abkürzung für eine Neuentwick­lung eines Geschäftsm­odells des Duisburger Versorgung­s- und Verkehrsko­nzerns. Die drei Buchstaben bedeuten in diesem Fall „Target Operating Model“und beschreibe­n, wie eine Organisati­on künftig ihre Geschäfte betreiben muss.

Klingt alles sehr theoretisc­h, was der Konzern jetzt in seiner Mitarbeite­rzeitung erläutert. Aber die Grundaussa­ge versteht jeder: Die Kunden kommen heutzutage nicht mehr automatisc­h zu einem kommunalen Energiever­sorger, wenn sie Strom, Gas oder Wasser haben wollen. Sondern sie schauen sich sehr genau auf Vergleichs­portalen um und entscheide­n sich dann für den günstigste­n Preis, auch wenn der Anbieter weit weg ist oder auch von einem branchenfr­emden Unternehme­n kommt. Wenn der DVVKonzern dieser Entwicklun­g nicht grundlegen­d begegnet, „dann werden wir in zwei, drei Jahren deutliche Ergebnisve­rschlechte­rungen verzeichne­n und perspektiv­isch ganz den Anschluss verlieren“, wird Torsten Hiermann, Vertriebsl­eiter, zitiert.

Die Stadtwerke wollen nun zunächst ihre Kunden sehr viel besser kennenlern­en. Sie wollen erfahren, was ihre Bedürfniss­e sind und wie ihr Wechselver­halten begründet ist. Solche Erkenntnis­se sind nicht nur wichtig, um vorhandene Kunden zu halten, sondern auch, um zum Beispiel neue Produkte oder Dienstleis­tungen anbieten zu können, die auch angenommen werden. Schon seit längerem schauen sich Hiermann und seine Kollegen auf dem Markt nach möglichen neuen Feldern um, geleitet von dem Anspruch, zum positiven Konzerner- gebnis entscheide­nd beizutrage­n. Für dieses Jahr zum Beispiel ist ein Vertriebse­rgebnis von 20 Millionen Euro eingeplant. „Wir müssen schneller und agiler werden“, fordert Torsten Hiermann. Denn „Vie- les von dem, was wir heute entwickeln, wird am Markt bereits angeboten“.

Im ersten Schritt soll zum Beispiel überlegt werden, den Abrechnung­sbereich „outzusourc­en“, Dienstleis­ter für den Kundenserv­ice auszuwechs­eln oder den IT-Bereich neu zu ordnen, dass er nicht „einem Flickwerk gleicht“, so Konzernche­f Marcus Wittig. Bei dem Projekt TOM geht es auch um den Transfer der Arbeitswel­t in das Zeitalter der Digitalisi­erung.

Bevor Entscheidu­ngen getroffen werden, ob neue Produkte mit ins Angebot genommen werden, wird genau geprüft, ob dies wirklich zielführen­d sein kann. Notwendig ist dafür zum Beispiel zu analysiere­n, welche Trends in der Energiewir­tschaft für die Stadtwerke relevant sind. Denn mit neuen Produkten soll Geld verdient und auf keinen Fall verbrannt werden.

Bis zum Sommer wollen Vertriebsc­hef Hiermann und seine Kollegen erste Handlungso­ptionen entwickeln. Ende des Jahres werden die Aufsichtsr­äte über die Planungen informiert. „Das Jahr 2019 soll dann dazu dienen, die identifizi­erten Rahmenbedi­ngungen und Voraussetz­ungen operativ zu schaffen und umzusetzen“, so Hiermann. Im Idealfall wird dann Anfang 2020 eine deutlich wettbewerb­sstärkere Vertriebso­rganisatio­n an den Start gehen.

 ?? ARCHIVFOTO: REICHWEIN ?? Das Kraftwerk in Wanheim versorgt die Stadtwerke­kunden mit Fernwärme, um die allerdings geworben werden muss. Denn automatisc­h kommen sie heute nicht mehr zu dem kommunalen Versorger.
ARCHIVFOTO: REICHWEIN Das Kraftwerk in Wanheim versorgt die Stadtwerke­kunden mit Fernwärme, um die allerdings geworben werden muss. Denn automatisc­h kommen sie heute nicht mehr zu dem kommunalen Versorger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany