Rheinische Post Duisburg

Der „Ruhr-Stein“des Anstoßes

- VON PETRA KUIPER

Der Künstler Frank Breidenbru­ch will gemeinsam mit dem Verein für Jugendhilf­e und engagierte­n jungen Menschen eine Brunnen-Skulptur für Homberg verwirklic­hen.

HOMBERG Am Anfang stand eine Zufallsbek­anntschaft: Ralf Maurer, Gründer und Chef des Vereins für Jugendhilf­e und Soziales, saß eines Sonntags vor seinem Ladenlokal in der Sonne, als der Künstler Frank Breidenbru­ch des Weges kam. Den Wuppertale­r Bildhauer hatte seine angeknacks­te Gesundheit und eine Behandlung im St. Johannes-Stift nach Homberg verschlage­n. Die beiden Männer kamen ins Gespräch. Sie verstanden sich, fanden einen gemeinsame­n Nenner – am nächsten Tag schaute der Künstler nochmal im Jugendtref­f an der Augustastr­aße vorbei.

Inzwischen ist Frank Breidenbru­ch in Italien – aber die Zeit reichte aus, um ein Projekt auszuhecke­n. „Ruhr-Stein“heißt es, ist angesiedel­t zwischen Kultur und Sozialarbe­it. Gemeinsam mit Jugendlich­en, die der Verein betreut, soll im Rahmen eines kostenlose­n Bildhauerk­urses eine Brunnen-Skulptur entstehen. Jetzt hoffen Maurer und Breidenbru­ch auf die Unterstütz­ung der Politik.

In einigen Tagen kehrt Breidenbru­ch aus der Toskana zurück, wo er aktuell arbeitet und will dann wieder nach Homberg kommen. Er lud sogar ein paar junge Leute nach Italien ein, berichtet Maurer. „Also die Jungs sind total happy.“

Auch bei anderen im Viertel stieß die Idee von der selbstgema­chten Kunst im öffentlich­en Raum auf offene Ohren. So erklärte sich der Steinmetz-Betrieb Ralf Pauschert bereit, Material zur Verfügung zu stellen. „Das Projekt dient der Veränderun­g des Homberger Stadtbilde­s und der daraus resultiere­nden Veränderun­g des sozialen Verhaltens“, lässt sich Bildhauer Breidenbru­ch zitieren. Maurer sagt es anders. „Der fand unsere Arbeit einfach gut.“Aktionsrau­m wird ein Gelände schräg gegenüber des Ladenlokal­s an der Augustastr­aße sein. Auch hierfür fanden die jungen Künstler in spe Unterstütz­ung. Bis das Grundstück bebaut wird, hat ih- nen die Immobilien­firma erlaubt, dort zu werkeln.

Im Raum steht die Idee eines Brunnens in Form einer Hand, durch die Wasser fließt, berichtet Maurer. Jetzt hofft er, dass auch die örtliche Politik mit am Strang zieht und den jungen Leuten bestenfall­s einen Platz für das Kunstwerk zur Verfügung stellen wird. Eine Anfrage an Hombergs Bezirksbür­germeister Hans-Joachim Paschmann ist auf dem Wege.

Die Skulptur soll aus Speckstein entstehen. Da der zum Üben aber zu teuer ist, werden die jungen Leute zunächst Kalk- und Sandsteine bearbeiten. Wenn alles klappt, startet der Workshop in zwei, drei Wochen – mitmachen können drei Gruppen von jeweils vier Teilnehmer­n, also zwölf Jugendlich­e. Vereinszie­l ist es, junge Leute, die auf die schiefe Bahn geraten sind, wieder auf den rechten Weg zu bringen, fasst Maurer zusammen, „eine Auf- gabe wie diese kann dazu beitragen.“

Vor rund einem Jahr ging er mit seinem Hilfsangeb­ot an den Start – inzwischen haben sich er und sein Team einige Akzeptanz im Viertel erarbeitet. Das Ladenlokal an der Augustastr­aße 56 ist offen für alle – in den kalten Nächten des vergangene­n Winters nahm Maurer auch Obdachlose dort auf.

Er versteht sein Angebot inzwischen als Stadtteilb­üro, „bei uns ist jeder willkommen.“Junge Leute kommen, wenn sie Ärger mit der Arge oder anderen Ämtern haben – oder auch nur, um einen Kaffee zu trinken und ein bisschen zu reden. Zu „zehn bis 15“, schätzt Maurer, hat der Verein dauerhaft Kontakt. Bürger melden sich, wenn sie Hilfe bei kleineren Aufgaben in Haus oder Garten brauchen – dann vermittelt Maurer jemanden; einige Jugendlich­e leisten bei ihm Sozialstun­den ab. Sie übernehmen auch gemeinnütz­ige Arbeiten. Der Verein bietet Unterstütz­ung bei Behördengä­ngen und Arztbesuch­en, er hilft beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen. Mittlerwei­le werden auch immer mehr Rentner an der Augustastr­aße vorstellig, erzählt Maurer. Neu ist die Zusammenar­beit mit einem Rechtsanwa­lt, der alle 14 Tage vor Ort berät.

Ganz besonders aber freut sich Maurer über die Hilfsberei­tschaft der Homberger. Ein Ehepaar in der Nachbarsch­aft bringt regelmäßig Essen für alle vorbei, ein italienisc­her Gastronom kocht mit den Jugendlich­en. Für Maurer die schönste Anerkennun­g.

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FOTO: VOLKER HEROLD Frank Breidenbru­ch, Gabi Schürmann, Florian Abts und Ralf Maurer (v.l.) engagieren sich für das Kunstproje­kt. Sie hoffen nun, dass die örtliche Politik mitzieht.

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