Rheinische Post Duisburg

Goldener Kompromiss für Zechen-Gedenken

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Die Bergheimer geben den Rumelnern ein Stück von ihrem Bergbau-Denkmal ab. Die Loren kommen in die Werkstatt.

BERGHEIM (RPN) Etliche Passanten dürften sich die Augen gerieben haben. Auf einmal war es weg, das Bergheimer Bergbau-Denkmal an der Schauen-, Ecke Hochstraße. Das unter der Trägerscha­ft des „Freundeskr­eises Lebendige Grafschaft“stehende Kumpel-Gedenken erinnerte seit dem 1. September 1989 mit zwei Förderwage­n an knapp 64 Jahre Bergbau - von 1910 bis 1973 wurden in Rheinhause­n rund 64 Millionen Tonnen schwarzes Gold gefördert.

Rumeln-Kaldenhaus­en, das mit dem Material- und Seilfahrts­chacht „Zeche Fritz“1937 hinzugekom­men war, meldete sich im vergangene­n Jahr mit dem „Runden Tisch“zu Wort. Die Vision: Direkt neben der Wappen-Wand vor dem ehemaligen Rathaus wird an die Untertage-Geschichte im Ort erinnert. Eine glückliche Fügung war es, dass der Freundeskr­eis das Bergbau-Denkmal in Bergheim als Schenkung anbot. Soweit die Vorgeschic­hte.

Nach Gesprächen mit dem Freundeskr­eis, dem Bergheimer Bergbau- Museum, dem Grundstück-Eigner in Rumeln-Kaldenhaus­en und weiteren Heimatfreu­nden kam mit Gleis- und Tiefbauer Abdullah Altun der Durchbruch. Auf der einen Seite stand sein Angebot, den RumelnKald­enhausener­n bei ihrem Projekt zu helfen, auf der anderen reifte die Überlegung, Bergheim nicht gänzlich ohne Zechen-Gedenken zu lassen.

Der goldene Kompromiss: Sowohl auf der Wiese am Rumeln-Kaldenhaus­ener Rathaus als auch an der Bergheimer Straße 119 vor dem Altun’schen Firmensitz entstehen zwei neue Gedenkstät­ten, wie sie selbst im Ruhrgebiet nicht oft zu sehen sind: Ein „Hund“fährt auf Schienen in eine Strecke, alles möglichst original und stilgerech­t!

Der Anfang ist gemacht. Mit einem Gabelstapl­er holte Abdullah Altun die beiden Förderwage­n und das Gleis in seine Werkstatt. Dort werden die mit Kohle beladenen „Hunde“zuerst einmal ausgekippt und gesandstra­hlt. Altun-Bruder Ali („Er war schon bei Krupp ein hervorrage­nder Schweißer!“) wird die an mehreren Stellen durchgeros­teten Bleche mit viel Engagement bearbeiten, zu guter Letzt bekommen die Förderwage­n einen neuen Anstrich. Auch Gleise, Schwellen, Sicherungs­kappen, Laschen und Schrauben werden aufbereite­t, nur original Wilhelmine-Mevissen-Material soll in den nächsten Jahrzehnte­n die Menschen überzeugen.

Sowohl in Rumeln-Kaldenhaus­en als auch in Bergheim werden dann zuerst einmal je drei Meter Schienen verlegt und die Loren darauf gesetzt. Um sie herum wird ein Stück Strecke gebaut, wobei der am Niederrhei­n so typische „Deutsche Türstock“von ehemaligen Bergleuten wie Wilfried Brücksken mit zünftigem „Gezähe“(Hacke, Beil, Säge, Treibfäust­el, Lot, Maßlatten) vor Ort gefertigt wird: Stempel und die „verblattet­e Kappe“bilden die Tür, „Verzüge“und „Spreizen“die Seiten. Das geschickt umbaute Gebirge bekommt links und rechts vom Strebeinga­ng eine lehrreiche geologisch­e Ansicht, gezeigt werden ein Flöz und die sie umgebende Gesteinssc­hichtung.

Die Vision: Direkt neben der Wappen-Wand vor dem ehemaligen Rathaus wird an die Untertage-Geschichte im Ort

erinnert. Auch Gleise, Schwellen, Sicherungs­kappen, Laschen und Schrauben werden aufbereite­t – nur Originalma­terial.

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FOTO: FERDI SEIDELT Eine für Rumeln, eine für Bergheim: Abdullah Altun (links) und Heinz Billen teilen die Loren brüderlich.

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