Auf die Pompfe, fertig, los!
Jugger ist ein Teamsport mit Elementen aus Rugby und Fechten. Im Meidericher Stadtpark trainiert jede Woche das Team von Cervisia Ultima. Die RP machte den Praxistest
Rhythmische Trommelschläge, Adrenalin in den Adern und zwölf Leute die bewaffnet mit Stab, Schwert und Morgenstern aufeinander zustürmen: Das ist keine Rückkehr ins Mittelalter, hier wird Jugger gespielt.
Bei Jugger ist das Ziel des Spiels, einen Ball, den so genannten Jugg, in das Tor des Gegners, auch Mal genannt, zu befördern. Gespielt wird auf einem achteckigen Spielfeld, das insgesamt 40 Meter lang, und 20 Meter Breit ist. Die zwei Teams bestehen aus jeweils sechs Spielern von denen fünf mit Waffen aus Schaumstoff, den „Pompfen“, ausgestattet sind. Der sechste Spieler ist der einzige, der den Jugg in die Hand nehmen und in das Mal des Gegners legen darf. Alle anderen dürfen den Jugg nur mit ihren Waffen berühren. Gespielt wird in zwei Halbzeiten. Eine Halbzeit dauert zweieinhalb Minuten oder wie es beim Jugger heißt, 100 Steine. Die Steine werden symbolisch durch Trommelschläge alle eineinhalb Sekunden dargestellt. Jedes Mal, wenn ein Team den Jugg im gegnerischen Mal untergebracht hat, wird die Zeit angehalten und die Teams stellen sich wieder auf ihrer jeweiligen Grundlinie auf. Auf das Signal des Schiedsrichters der „3,2,1 Jugger!“ruft, dürfen die Teams zum Jugger laufen, der in der Mitte des Spielfelds liegt.
Ich treffe mich im Meiderischer Stadtpark mit Josefine Furtmann, und dem restlichen Team von „Cervisia Ultima“. Nach dem Aufwärmen und Dehnen darf ich mir mein Kampfgerät aussuchen. Dabei kann ich mich zwischen fünf verschiedenen Pompfen entscheiden, jede mit ihren eigenen Regeln. Ich entscheide mich zu Beginn für eine zweihändige Langpompfe, die ähnlich wie ein Langschwert aussieht. Währenddessen trainieren die anderen in Zweikämpfen das Angreifen und Blocken. Alexander Gohr, der Mitgründer von Cervisia Ultima weist mich in die Grundregeln ein. „Wichtig bei Jugger ist besonders die Fairness. Man erkennt nicht immer, wenn man jemanden trifft. Da ist es wichtig, dass der Getroffene selbst anzeigt, dass er erwischt wurde.“
Die fünf bewaffneten Spieler beider Teams müssen versuchen ihren Gegner mit ihren Waffen am Körper zu treffen. Wer getroffen ist, darf fünf Trommelschläge lang nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Die beiden Läufer versuchen an den Jugg zu gelangen und müssen darauf hoffen, dass ihre Teamkameraden den Gegner in Schach halten. Sie können nur gegeneinander kämpfen indem sie versuchen sich niederzuringen. Gegen die anderen Spieler sind sie wehrlos. Im Zweikampf wird mir sofort klar: Ich bin Alexander völlig unterlegen. Schnell überwindet er meine Deckung und trifft mich. Weh tut das nicht, schließlich sind die Pompfen dick gepolstert.
Beim Jugger wird bis hin zum Spielball alles selbst gebastelt. Die Waffen bestehen bei den Profis aus Carbon oder Gfk Rohren, die abge-
Alexander Gohr polstert werden. Seit 2006 betreibt Alexander den Sport. Kennengelernt hat er ihn auf einer Rollenspielmesse in Münster.
Jugger hat seinen Ursprung in einem australischen Film aus dem Jahr 1989. In „Die Jugger - Kampf der Besten“ziehen kleine Gruppen durch eine dystopische Wüste und spielen mit Jugger um Nahrung und ihr Leben. Im Film ist der Jugg ein Hundeschädel und die Waffen sind echt. So geht es hier bei strahlendem Sonnenschein in Meiderich zum Glück nicht zu. Der Jugg ist aus Schaumstoff und alle, die hier mit- spielen, machen es aus Spaß. Viele kommen extra aus den umliegenden Städten nach Meiderich gefahren. Josefine Furtmann und Alexander Gohr zum Beispiel sind aus Mönchengladbach angereist. Nach der Einweisung geht es um verschiedene Taktiken, und anschließend folgt ein richtiges Trainingsspiel. Ich schnappe mir erst einmal eine Pompfe und versuche mein Glück in der ersten Reihe. Das funktioniert zwar nicht schlecht, aber dennoch verliere ich die meisten Duelle. Spannend ist es trotzdem. Nach einer kurzen Pause wechsle ich auf die Position des Läufers.
Los geht’s! Vorneweg laufen meine Teamkameraden und versuchen mir den Weg zum Jugg freizukämpfen. Alexander stupst mir den Spielball geschickt mit seiner Pompfe nach hinten und plötzlich sehe ich eine Lücke vor mir. Doch ehe ich mich versehe, läuft von rechts auch schon ein Gegner auf mich zu, um mir den Weg abzuschneiden. Also nehm ich die Beine in die Hand und sehe zu, dass ich Land gewinne. Hui, so gejagt zu werden ist nichts für schwache Nerven!
Aber zum Glück hilft mir einer meiner Mitspieler und verwickelt meinen Gegner in einen Zweikampf. Hakenschlagend düse ich über das Spielfeld und kann noch gerade so dem gegnerischen Läufer entkommen, der versucht hatte mich abzufangen. Irgendwie schaffe ich es zum gegnerischen Mal und erziele doch tatsächlich einen Punkt.
Nach drei Stunden Training bin ich ziemlich abgekämpft. Jugger ist ein wirklich sehr unterhaltsamer Sport, für jeden, der gerne im Team zusammenspielt und offen für Neues ist, so mein Eindruck. „Im Umkreis von Duisburg gibt es bisher nicht so viele Mannschaften, aber nach und nach wird es immer mehr“, erklärt mir Alexander. „Wir selbst freuen uns über jeden, der mitmachen möchte.“Am liebsten würde er den Sport an der Uni Duisburg etablieren. „Vielleicht klappt das ja noch und wir finden dort weitere begeisterte Juggerspieler“, fügt Alexander hinzu.
„Es ist wichtig, dass der Getroffene selbst anzeigt, dass er erwischt wurde“
Cervisia Ultima