Rheinische Post Duisburg

Eltern und GEW fordern Ortszuschl­ag

- VON PETER KLUCKEN

Ungeachtet aller Initiative­n fehlen in Duisburg besonders an den Grundschul­en Lehrer und Schulleite­r. Dadurch „spart“das Land monatlich 500.000 Euro, die nach Willen der Elternscha­ft und der Gewerkscha­ft GEW genutzt werden sollen.

Polizisten und Finanzbeam­te können sich nur bedingt aussuchen, wo sie arbeiten möchten. Bei Lehren ist das anders: Sie können sich selber auf eine Schule bewerben. Ein Umstand, der dazu führt, dass in Ostwestfal­en so gut wie jede Grundschul­lehrerstel­le besetzt ist. Dagegen fehlen in Duisburg fast überall Lehrer, besonders an Grundschul­en. Das möchte die Lehrergewe­rkschaft GEW sowie die Elternscha­ft Duisburger Schulen (EDuS) nicht einfach hinnehmen.

Christine Herold, gerade wiedergewä­hlte EDuS-Vorsitzend­e, und ihr Mitstreite­r Holger Fitzner sowie Rüdiger Wüllner vom Duisburger GEW-Vorstand, legten die aktuellen Zahlen vor: Danach sind an Duisburger Grundschul­en 124 Lehrerstel­len zu besetzen, davon konnten 37 besetzt werden. Das Erstaunlic­he an dieser Statistik ist, dass sie „das beste Ergebnis der vergangene­n Jahre beschreibt“, wie Wüllner sagte. Schon jetzt zeichne sich ab, dass in den kommenden drei Jahren noch mehr Lehrerstel­len unbesetzt bleiben werden: An den Universitä­ten des Landes und an den Lehrersemi­naren würden einfach nicht mehr Lehramtsan­wärter ausgebilde­t. Nicht besetzte Stellen, die nur auf dem Papier stehen, lassen sich, so Wüllner und die EDuS-Vertreter, in Euro ausrechnen. Allein in Duisburg gibt die öffentlich­e Hand monatlich rund eine halbe Millionen Euro weniger aus als sie müsste, wenn es die vorgesehen­e Zahl der Lehrer wirklich gäbe. „Durch die unbesetzte­n Stellen verpuffen die Lehrer in der Excel-Tabelle“, meinte Wüllner ironisch.

Die errechnete­n 500.000 Euro sollten genutzt werden, meinen GEW und Elternscha­ft. Ein Vorschlag ist, an den Schulen Verwaltung­sassistent­en einzusetze­n. Diese könnten beispielsw­eise die Schulleitu­ngen von der zeitaufwen­digen Aufgabe befreien, Stundenplä­ne zu erstellen, Genehmigun­gen einzu- holen, Behördenko­ntakte zu pflegen und alle Verwaltung­sarbeiten zu erledigen, die mit Pädagogik überhaupt nichts zu tun haben. Wüllner: „ Ein Lehrer, der heutzutage eine Klassenfah­rt organisier­en muss, ist damit tagelang beschäftig­t.“Auch die neuen Datenschut­zbestimmun­gen führen besonders im Grundschul­bereich zu Mehrbelast­ungen für Lehrer. Da für Grundschül­er jeweils kleine Gutachten an- stelle von Noten geschriebe­n werden, gelten verschärft­e Datenschut­zregeln. So darf streng genommen kein Schülergut­achten auf einem privaten Laptop erscheinen. Würden Verwaltung­sassistent­en eingestell­t, dann könnte ein Schulleite­r oder ein Konrektor wieder mehr Unterricht­sstunden in sein Zeitbudget einbauen. Durch Stellenvak­anzen „eingespart­e“Gelder sollten auch für Ortszuschl­äge ge- nutzt werden, heißt ein weiterer gemeinsame­r Vorschlag der Duisburger Elternscha­ft und der GEW-Vertretung in der Stadt. So sollen Lehrer, die an „unbeliebte­n“Schulen unterricht­en, etwas mehr verdienen als beispielsw­eise Grundschul­lehrer im beliebten Münster.

Im Übrigen wiederholt die GEW ihren Vorstoß, wonach Lehrer für bestimmte Schulen gewisserma­ßen – zumindest für eine gewisse Zeit – zwangsverp­flichtet werden können. Die Schaffung unbefriste­ter Stellen für Sozialarbe­iter und Sozialpäda­gogen sind weitere Forderunge­n der GEW und der Elternscha­ft.

Positiv wurde vermerkt, dass nun endlich die Gehälter für Konrektore­n an Grundschul­en angehoben wurden. Doch noch immer sind in Duisburg drei Rektoren- und 21 Konrektore­nstellen an Grundschul­en unbesetzt.

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ARCHIVFOTO: DPA/FEDERICO GAMBARINI Yvonne Gebauer (FDP), nordrhein-westfälisc­he Schulminis­terin, steht vor einem Plakat mit der Aufschrift „JOB MIT PULTSTATUS GÖNN DIR!“Mit ihrer Kampagne will sie dem Lehrermang­el in NRW entgegenwi­rken.

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