Rheinische Post Duisburg

„Reichsbürg­er sind eine Gefahr“

- VON STEFAN ENDELL

Sie erkennen die Bundesrepu­blik nicht als Staat an, sprechen Behörden und Gerichten die Legitimitä­t ab. Polizeiprä­sidentin Elke Bartels warnt: „Reichsbürg­er“sind auch rund um Duisburg aktiv.

Duisburgs Polizeiprä­sidentin Elke Bartels spart nicht mit Selbstkrit­ik: Reichsbürg­er, so sagt sie, seien gefährlich und wurden von den Sicherheit­sbehörden viel zu lange ignoriert. Sie wurden als „Spinner“und „Papier-Terroriste­n“abgetan, die ja nur ihre Personalau­sweise wegwerfen würden, oder Post von Ämtern ungeöffnet zurücksend­en.

Aber spätestens seit vor anderthalb Jahren ein Reichsbürg­er im bayrischen Georgensgm­ünd einen Verrückte!“So unterschie­dlich sie seien, einig seien sie in der Auffassung, das Deutschlan­d kein souveräner Staat, sondern allenfalls eine GmbH, eine Scheinbehö­rde sei, deren Gesetze niemand respektier­en müsse. Die gesamte Bewegung gilt nach Einschätzu­ng der Duisburger Polizeiprä­sidentin mittlerwei­le als „sicherheit­sgefährden­d“, denn gut zehn Prozent dieser meist männlichen Akteure verfüge über Waffensche­ine und Waffen.

Während dieses Phänomen in Duisburg und im Kreis Wesel zahlenmäßi­g noch im niedrigen zweistelli­gen Bereich angesiedel­t sei, zählt die Polizei nach Worten der Polizeiprä­sidentin in NRW (Ostwestfal­en, Soest, Sauerland und Köln) bereits 2750 Reichsbürg­er. Vor drei Jahren seien es erst bekannte 300 Reichsbürg­er gewesen. 13.000 zählt man derzeit in Deutschlan­d. Zirka 600 von ihnen gelten, so Bartels, als gewaltbere­ite Extremiste­n. In Duisburgs Nachbarsch­aft, in Hünxe, befindet sich der „Verein für bioenerget­isches Leben“, bei dem die Duisburger Polizei im vergangene­n Jahr „Geräte“sichergest­ellt hatte, die mit Schrotmuni­tion „schussfähi­g gemacht“wurden.

Ein Haftbefehl wurde deswegen erlassen, Ermittlung­en wegen Betruges wurden in Gang gesetzt, die jetzt vor dem Abschluss stünden. Unterdesse­n sei aber dieser den Reichsbürg­ern nahestehen­de Verein, so Bartels diskret nach Bottrop umgezogen.

Delikte der gewaltbere­iten BRDVerleug­ner und -Verächtlic­hmacher sind nach Worten von Bartels primär Ehrverletz­ungen aller Art, Betrug, Nötigungen und Erpressung­en. Berüchtigt ist die „Malta-Masche“, die auch in Duisburg zum Einsatz kam.

Beim „Uniform Commercial Code“, einem amerikanis­chen Handelsges­etzbuch können ungeprüft angebliche Geldforder­ungen als reale Forderunge­n hinterlegt wer- den. Beispiel: Ein betrügeris­cher Reichsbürg­er behauptet, ein Lokalpolit­iker in Duisburg schulde ihm 30.000 Euro. Er trägt diese „Schuld“beim UCC ein, dieser tritt diese Forderung an eine von Reichsbürg­ern in Malta gegründete Briefkaste­n-Inkassofir­ma ab, die bei einem maltesisch­en Gericht einen vollstreck­baren Titel erwirkt. Konsequenz: In Duisburg klingelt der Gerichtsvo­llzieher. Bartels: „Und mancher hat sich davon in die Irre führen lassen!“Mittlerwei­le sei diesem Trick ein Riegel vorgeschob­en. Doch der tägliche Wahnsinn der „Reichsbürg­er“nehme an Tempo deutlich zu, sagt die Polizeiprä­sidentin.

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FOTOS (2): AGENTUR OHDE/SCHIMMEL Fantasie-Ausweis eines Reichsbürg­ers.
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