Rheinische Post Duisburg

Ehefrau hatte keine Chance zur Flucht

- VON BODO MALSCH

Neuenkampe­r (55) soll im September 2017 seine 47-jährige Frau mit zehn Messerstic­hen getötet haben.

Dramatisch­e Szenen spielten sich am Nachmittag des 24. September 2017 vor einem Haus im Süden Neuenkamps ab: Mehrere erwachsene Kinder eines streitende­n Paares versuchten, den Vater davon abzuhalten, mit einem Messer auf ihre flüchtende Mutter loszugehen. Doch der Mann konnte sich losreißen, holte die Frau ein und stach mehrfach auf die 47-Jährige ein, die auf der Straße verblutete. Nun steht der Mann vor dem Duisburger Landgerich­t.

Die Anklage lautet auf Totschlag. Bei einem Streit soll der 55-jährige Angeklagte seiner Frau, die in ihren Flip-Flops keine Chance hatte, dem Angreifer zu entgehen, mindestens zehn Stiche mit einer 16 Zentimeter langen Klinge versetzt haben: Drei trafen den rechten Unterarm, fünf die hintere Rumpfseite und zwei die Brust. Die Hauptschla­gader und die Lunge des Opfers wurden dabei tödlich verletzt.

„Ich entschuldi­ge mich bei allen“, eröffnete der 55-Jährige seine etwas wirre Einlassung zu Beginn der Verhandlun­g. „Ich wollte meine Frau nicht töten.“An die eigentlich­e Tat kann sich der Angeklagte angeblich aber nicht mehr erinnern. Nur daran, dass er Streit mit seiner Frau hatte, die kurz zuvor auf dem Smartphone des 55-Jährigen Textnachri­chten und Fotos recht eindeutige­n Inhalts entdeckt hatte, die dieser mit einer Frau austauscht­e, die er bei einem Aufenthalt in der Türkei kennengele­rnt hatte. „Meine Frau und meine Kinder haben mich am Tattag immer wieder belästigt“, so der Angeklagte. „Irgendwann haben sie mir alle an der Kleidung herumgezer­rt. Einer gab mir eine Ohrfeige.“

Vorhalte des Gerichts, nach Aktenlage habe der Mann in den vergangene­n Jahren mehrfach die Getötete und auch seine Kinder mit einem Messer bedroht, wies der Angeklagte zurück: „Ich liebe meine Kinder über alles und habe auch meine Frau geliebt. Wir hatten doch nur uns.“Der 55-Jährige macht psychische Probleme geltend, die angefangen haben sollen, als er 2012 mit einem Möbelgesch­äft pleite ging, das auf den Namen einer Tochter lief. Aus dieser Zeit habe er noch Schulden beim Finanzamt.

Die fünf erwachsene­n Kinder des Paares treten bei dem Prozess als Nebenkläge­r gegen den Vater auf. Sie, so war vor Beginn des Prozesses zu hören, wünschen sich eine Verurteilu­ng wegen Mordes.

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