Energieausweis wird zehn Jahre alt
Mit einem Experten der Stadtwerke beim Ortstermin: Vom Keller bis zum Dachgeschoss wird überprüft, wo Energie verloren geht.
Der erste Blick erfasst schon einiges: unverputzte und ungedämmte Außenwand im Obergeschoss: nicht gut; Holzfenster mit Doppelverglasung an der Straßenseite: gut. Ein Foto noch für die Dokumentation, und dann klingelt Pierre Tauchert bei Rosemarie Reul. Sie will ihr Haus in Meiderich verkaufen und braucht dafür einen Energieausweis. Den wiederum erstellt Tauchert, denn er ist Energieberater und Energieaudi- tor bei den Stadtwerken und hat zusammen mit seinen Kollegen allein in diesem Jahr schon mehr als 300 Immobilien unter die Lupe genommen.
„Wir haben zurzeit viel zu tun“, sagt der Energiesparexperte und verrät auch warum: 2007 sind die ersten Energieausweise ausgestellt worden, gültig sind sie zehn Jahre, Jetzt sind also neue fällig. Benötigt wird ein solcher Ausweis bei Verkauf oder Vermietung von Wohnimmobilien. Käufer oder Mieter erhalten so Informationen über die Kosten fürs künftige Heizen.
Tauchert lässt sich als erstes den Keller zeigen, sieht eine Lücke in der hölzernen Wandverkleidung, greift routiniert hinein und prüft die Dämmung. Dann die Heizung, Klappe auf, kurzer prüfender Blick, Foto. Dann ins Erdgeschoss, Zollstock raus, Wanddicke 50 Zentimeter, Bauherr war im Jahre 1902 ein Mitglied einer Bauunternehmerfamilie.
Die Fenster wurden 1988 gelie- fert, ist im Rahmen eingestanzt, die Qualität ist gut, sagt Tauchert, der schon vor den Heizkörpern in die Hocke gegangen ist. Treppe hoch ins Obergeschoss, Wanddicke 43 Zentimeter, Zugang über ein Treppenhaus, das von oben durch ein Glasdach spektakulär belichtet wird. Schön für den Laien, doch der Fachmann schüttelt den Kopf über die Glasfläche, die – obwohl doppelt verglast – das Energiesparen nicht gerade fördert.
Ein suchender Blick zur Decke, schnell ist die Luke zum Speicher entdeckt. Leiter, Lampe, kundiger Blick nach oben: „Das Satteldach ist blank.“Heißt: ungedämmt. Aber der Boden zum Dachgeschoss ist dick mit Glaswolle versehen, das ist in Ordnung, signalisiert Tauchert. „Ich bin da sehr genau“, sagt der Experte. Schließlich könnten auch seine Testate überprüft werden.
Für das Haus von Rosemarie Reul hat er nach der Begehung schon ein paar Tipps: Ein kleinerer Heizkessel täte es wohl auch. Eine Dämmung der hohen Kellerdecken wäre zu empfehlen und koste nicht viel, auch ein hydraulischer Ausgleich im Heizsystem wäre gut.
Ab 355 Euro kostet ein Bedarfsausweis, wie er beim Verkauf der Meidericher Immobilie erforderlich ist. Dafür kommt der Fachmann ins Haus. Der Eigentümer erhält ein Gutachten samt Empfehlungen für energetische Verbesserungen, die sich bei künftigen Strom-, Fernwärme- oder Gasrechnungen auszahlen können.