Top-Sport beim World Cup auf der Wedau
Kanu: Am Wochenende sind nationale und internationale Asse auf der Duisburger Regattabahn am Start. Der ehemalige Weltklasse-Canadierfahrer Andreas Dittmer kehrt als Trainer des kanadischen Teams zurück.
Inzwischen kann Andreas Dittmer über die Anekdote schmunzeln. Damals, im August 2007, war der erfolgreichste Canadier-Fahrer aller Zeiten nach seinem letzten Rennen auf der Duisburger Regattabahn nicht zu Scherzen aufgelegt gewesen. Bei der Kanu-Weltmeisterschaft hatte er über seine Paradestrecke, die 1000 Meter, nur den vierten Platz belegt und wollte anschließend die Regattabahntribüne betreten – ohne Akkreditierung. Was folgte, war ein massiver Eklat, weil Sicherheitsleute den Sportler nicht erkannten und als vermeintli-
„Wir haben unser Bestes getan. Vor allem die letzten Nächte waren
doch sehr kurz.“
Jürgen Joachim
Vorsitzender Kanu-Regatta-Verein
chen Eindringling in den Polizeigriff nahmen.
Nun kehrt der mittlerweile 46jährige, der 2008 seine aktive Karriere beendet hat, nach Duisburg zurück – als Trainer der kanadischen Nationalmannschaft, mit der er von Freitag bis Sonntag am World Cup auf der Wedau-Bahn teilnimmt. „Nein, ich habe keine schlechten Erinnerungen an Duisburg“, sagt Dittmer lächelnd. Im Hier und Jetzt baut er vor allem auf seine Canadier-Frauen, die in ihrer Disziplin die Weltspitze darstellen. Sein Ziel für den World Cup: „Insgesamt wollen wir so viele Boote wie möglich auf den olympischen Strecken in die Finals bringen.“
Obwohl das deutsche Nationalteam in Duisburg einen Heimwettkampf absolviert, fallen die Vorgaben der sportlichen Leitung eher moderat aus. „Das zweite Jahr nach Olympischen Spielen ist ohnehin meistens unser Sorgenjahr, weil die Sportler sich dann verstärkt ihrer Berufsausbildung widmen sollen. Diesmal haben wir auch noch stark mit Verletzungen und Krankheiten zu tun“, sagt Jens Kahl, Sportdirek- tor des Deutschen Kanuverbandes. So relativiert sich der Status des World Cups als Leistungstest vor der Europameisterschaft vom 7. bis 10. Juni in Belgrad und vor allem vor der Weltmeisterschaft vom 23. bis 26. August im portugiesischen Montemor ein wenig.
Auch wenn Top-Leute wie beispielsweise Tina Dietze fehlen, stellt der Gastgeber immer noch genügend Leistungsträger – allen voran den Olympiasieger im Viererkajak von Rio de Janeiro, Max Hoff, der im Einer über 5000 Meter sowie im Zweier mit Marcus Groß (Berlin) aufs Wasser geht. Max Rendschmidt, sein Teamkollege von der KG Essen, nimmt die 1000 Meter im Einer in Angriff und sitzt im Vierer über 500 Meter mit Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke im Boot. „Wir wollen alles rausholen. Die Jungs hinter mir im Boot leisten gute Arbeit, darauf kann ich mich voll verlassen“, so Rendschmidt, der seine Leistungen im Einer als ausbaufähig ansieht: „Das hat im letzten Jahr noch nicht so geklappt. Diesmal will ich den Tom ein bisschen mehr ärgern.“Gemeint ist sein K-4-Kollege Tom Liebscher.
Angetan ist der 24-Jährige von den Gegebenheiten in Duisburg, das nach einer Pause im vergangenen Jahr wieder internationale Gäste begrüßen kann. Die Renovierung des Leistungszentrums findet er prima: „An der Strecke hat sich ja nichts geändert, aber die Zimmer sind deutlich größer geworden, da wurde eindeutig weiter gedacht. Auch die Trainingsräume sind so konzipiert, dass man sich noch besser auf den Sport konzentrieren kann. Das ist vom Luxus her ein Riesengewinn.“
Jürgen Joachim, Vorsitzender des Kanu-Regatta-Vereins Duisburg, hörte es gern. „Wir haben unser Bestes getan. Vor allem die letzten Nächte waren für unser Team doch sehr kurz“, sagt er mit Blick auf die Vorbereitung auf das Highlight. Die Zukunft ist mit einem World Cup 2019, der WM der Para-Kanuten 2020 und der Europameisterschaft 2021 geplant. Das Bewerbungsverfahren für die Rennsport-Weltmeisterschaft 2023 läuft gerade an.