Schlangengift und ein Pinguin in Gefahr
Tierische Ermittlungsarbeit und eine tote Tierfreundin führen das „Tatort“-Team aus Münster diesmal in den Zoo.
MÜNSTER (dpa) Bei diesem Undercover-Einsatz muss Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) seine Tierliebe unter Beweis stellen: Als Aushilfe im Zoo mistet er Ställe aus und führt eine Horde Pinguine zum Spaziergang aus. Währenddessen träumt seine bessere Hälfte, Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers), von einer Karriere als forensischer Fernsehkoch. Bei alledem lässt sich die einzige „Tatort“-Episode aus der KrimiKlamauk-Hauptstadt Münster für dieses Jahr auf die knappe Formel bringen: tierisch unterhaltsam, mäßig spannend.
Ausgerechnet im Haus von Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) hat der neue Fall seinen Ausgangspunkt. Gerade noch hat sie mit ihrer Reibeisenstimme die todkranke Nachbarin Patrizia Merkens (Lilia Lehner) zurechtstutzen wollen, weil eine von deren Katzen auf Klemms Teppich gepinkelt hat. Kurz nach dem Streit liegt diese mit gebrochenem Genick in ihrer Wohnung. Weil Klemm mit der Tierliebhaberin im Dauerclinch liegt, gerät sie selbst unter Verdacht. Ihre Widersacherin im Amt, die hochnäsige Staatsanwältin Ungewitter (Tessa Mittelstaedt) tut alles, um die weiße Weste der Kollegin zu beschmutzen.
Gemeinsam mit Kommissarin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) verfolgen Thiel und Boer- ne jedoch andere Ansätze: Wieso verbrachte das Opfer vor seinem Tod so viel Zeit im Zoo? Was hat es mit den Einstichen im Bauch der Toten auf sich? Injizierte hier tatsächlich jemand Schlangengift?
Der Zoo entpuppt sich bald als wahre „Schlangengrube“(so der Titel der Episode) der Verdachtsmomente. Immerhin ist mit Patrizia Merkens eine wichtige Mäzenin des Tierparks aus dem Weg geräumt worden. Außerdem tummeln sich dort ein schmieriger Tierpark-SoapModerator, ein aalglatter Tierarzt sowie ein umtriebiger Zoodirektor, für den die Finanzierung seines Zoos durch Sponsoren die vordringlichste Aufgabe ist.
So richtig bei der Sache ist Boerne jedoch nicht: Die eitle Seele will es dieses Mal zum Wegbereiter der „forensischen Küche“bringen – vor einem Millionenpublikum, versteht sich. Dem Gourmet und Medienmogul Stockmann (Robert HungerBühler) will Boerne daher seine Idee für ein neues Fernseh-Kochformat schmackhaft machen: Der Rechtsmediziner kredenzt ihm „Mumie im Moor“, geschmorten Sauerbraten vom Hirsch oder „übertötetes Rinderfilet nach Art des Axtmörders“, dem Anschein nach schnödes Tatar. Dass er beim Fernsehpapst auf eine Chance hoffen kann, verdankt der Professor ausgerechnet den pfiffigen Ideen von Fastfood-Fan Thiel.
In einer besonderen Nebenrolle kommt dabei Münsters wohl bekannteste Pinguindame zu neuem Ruhm: Brillenpinguin-Weibchen Sandy aus dem Allwetterzoo Münster machte vor Jahren Schlagzeilen, weil sie sich in ihren Pfleger verliebte und ihm nicht mehr von der Seite wich. Längst hat Sandy wieder tierische Liebschaften, brütet derzeit sogar Nachwuchs aus. Für einen Gastauftritt ist die zahme Sandy aber immer noch bestens geeignet – und begibt sich in der Kriminalstory in große Gefahr. Eine Verfolgungsjagd mit Pinguin gehört dann am Ende leider zu den aufregendsten Momenten des neuen Münster„Tatorts“. Pointierte Dialoge und die Dynamik zwischen den Hauptfiguren können Klaumauk-Fans dafür jedoch wohl entschädigen. „Tatort: Schlangengrube“, Das Erste, So., 20.15 Uhr