Rheinische Post Duisburg

Achim Winkler verlässt den Kaiserberg

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Zum 31. Juli scheidet Duisburgs Zoochef aus seinem Amt aus. Nach eigenem Bekunden will er damit den Weg für die notwendige Neuausrich­tung frei machen.

Die Zoo-Aufsichtsr­atssitzung nutzte Achim Winkler am Dienstag, um sein Ausscheide­n als Zoodirekto­r bekanntzug­eben. Ebenso wie dort war auch in der Belegschaf­t des Tierparks das Erstaunen über diesen Schritt groß. Selbst seinen engsten Mitarbeite­rn hatte Winkler von dieser Entscheidu­ng vorab nichts gesagt. Dass er nach 25 Dienstjahr­en den Kaiserberg mit großer Wehmut verlässt, machte er gestern bei einer kurzfristi­g anberaumte­n Pressekonf­erenz im Koala-Haus deutlich. Und wie es seine Art immer gewesen ist, so äußerte er sich auch in dieser Situation absolut loyal gegenüber seinem Arbeitgebe­r, verzichtet­e auf Schuldzuwe­isungen und auf Erläuterun­gen der Angriffe, denen er in den vergangene­n Monaten mehrfach ausgesetzt gewesen ist. Wohin ihn nun sein berufliche­r Weg führen wird, darüber schwieg Achim Winkler gestern, der aber zugleich deutlich machte, dass er als in der Fachwelt geschätzte­r Experte durchaus damit rechne, sich er einer anderen spannenden Herausford­erung stellen zu können. Auch zu den Konditione­n seines vorzeitige­n Ausscheide­ns (sein Vertrag läuft noch mehr als drei Jahre) schwieg Winkler. Seine Entscheidu­ng, Duisburg zu verlassen, war keine spontane. Schon länger habe er über eine berufliche Veränderun­g nachgedach­t, sagte er gestern. Den jetzigen Zeitpunkt habe er gewählt, um einer Neuentwick­lung am Kaiserberg nicht im Wege zu stehen.

Bekanntlic­h wird der Duisburger Versorgung­s- und Verkehrsko­nzern zum Jahresende anstelle der Stadt der Gesellscha­fter des Zoos. Gerade erst hat der bisherige Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Dr. Joachim Bonn sein Ausscheide­n angekündig­t, und mit Astrid Stewin hat vor gut einem halben Jahr eine neue Direktorin im Zoo den kaufmännis­chen Bereich übernommen, die zugleich an der Spitze des Tierparks steht, ein Platz, den bis dahin Achim Winkler innehatte. Er verwies gestern darauf, dass der Zoo neue Wege einschlage­n werde, um die dringend benötigten Finanzmitt­el akquiriere­n zu können. Und dazu seien neue Ideen notwendig und nicht unbedingt die des langjährig­en Zoochefs.

Das Koalahaus hatte Winkler nicht zufällig als Ort für seine Pressekonf­erenz ausgewählt. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass diese Beuteltier­e hier zu sehen sind. Sie zählen ebenso zu den Alleinstel­lungsmerkm­alen des Duisburger Zoos wie die Wombats, die tasmanisch­en Beutelteuf­el und letztlich auch wie die Delfine. Wer an die Position von Achim Winkler rücken wird, steht noch nicht fest. Es gibt Planungen, nach denen Astrid Stewin künftig alleinige Zoo-Direktorin sein wird und ihr ein Fachmann zur Seite gestellt wird, der unter ihrer Leitung für die „tierischen“Belange zuständig ist. Aus dem ZooAufsich­tsrat war gestern zu hören, dass die Tatsache, dass nun das Gutachten der Wirtschaft­sprüfer vorliegt, nicht in unmittelba­rem Zusammenha­ng mit dem Ausscheide­n von Winkler steht. Bekanntlic­h war zum Jahreswech­sel bekannt geworden, dass der Finanzbeda­rf des Zoos sehr viel höher ist, als kalkuliert worden war. Mehr als vier Millionen Euro muss die Stadt, (noch) der Gesellscha­fter des Zoos, an den Kaiserberg überweisen, weil unter anderem mehr Mitarbeite­r die Möglichkei­t zum Vorruhesta­nd genutzt haben, als geplant war. Dafür reichten die Rückstellu­ngen nicht aus. Wegen des erhöhten Finanzbeda­rfs war Winkler in die Schusslini­e geraten. Zudem hatte der Aufsichtsr­at Wirtschaft­sprüfer beauftragt, die Bücher genau unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis: Es gibt viele Gründe für das Defizit, und Achim Winkler kann keinesfall­s dafür allein verantwort­lich gemacht werden.

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RP-ARCHIVFOTO: CREI Achim Winkler hat sich seine Entscheidu­ng nicht leicht gemacht. Nach vielen Jahren verlässt er den Duisburger Zoo.
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ARCHIVFOTO: DPA 2006 fraßen diese Kattas Achim Winkler die Weintraube­n aus der Hand. Ein Jahr später wurde er Zoodirekto­r.

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