Landhaustreff im Zeichen der WM
Das Schalker Vereinslied „Blau und Weiß wie lieb ich dich“wurde am Mittwoch beim Jubiläums-Landhaustreff im Hotel Milser nicht gespielt. Hätte man aber eigentlich machen können.
Der frühere WDR-Kultreporter und Schalke-Sympathisant „Manni“Breuckmann konnte bei der zum vierzigsten Mal durchgeführten Talkrunde mit dem Ex-Profi Olaf Thon und dem derzeit vereinslosen Trainer Peter Neururer Gäste begrüßen, die ebenfalls einen starken Bezug zum Bundesliga-Vizemeister haben. Breuckmanns Gesprächspartner haben sich aber nicht im Bundesliga-Geschäft einen Namen gemacht, in den letzten Jahren waren sie auch immer wieder bei diversen Fernseh-Sendern als „Experten“gefragt. Klar, dass beim Jubiläums-Talk am Mittwochabend die in Kürze startende Weltmeisterschaft im Mittelpunkt stand.
Mit Weltmeister Olaf Thon und „Feuerwehrmann“Peter Neururer standen Breuckmann ideale Ge-
Peter Neururer sprächspartner zur Verfügung, die sich bei dem aktuellen Top-Thema nicht nur die Bälle permanent zuspielten, sondern auch schon mal kräftig dazwischen grätschten.
Radio-Fuchs „Manni“weiß natürlich genau, wo er ansetzen muss. Mit der Eröffnungsfrage „Du hattest in 30 Jahren 16 Trainerstellen, wie kommt das?“traf er offenbar in eine offene Wunde des oftmals als „Retter“verpflichteten Fußballlehrers. „Ich wurde immer als Konfliktlöser geholt – mal hat das geklappt, mal nicht“, erklärte Neururer. Er ergänzte: „Dadurch gerät man schnell in eine Schublade, dafür sorgen Menschen, die noch nie mit einem gesprochen haben.“Ein Jahr lang war der gebürtige Marler auch Trainer des MSV (Ende 2008 bis Oktober 2009). Glücklich schien er mit diesem Engagement nicht geworden zu sein: „Da hat man mich unter falschen Voraussetzungen geködert, die finanzielle Lage des Vereins war alles andere als rosig.“
Olaf Thon blickte in Sachen WM erstmal zurück. Bei der WM 1990 in Italien wurde der eloquente Ex-Profi zwar Weltmeister, kam aber unter der Regie von Franz Beckenbauer nur zweimal zum Einsatz. „Der Kaiser wusste genau, den brauche ich für’s Elfmeterschießen“, denkt Thon schmunzelnd an das Halbfinale gegen England, bei dem er den entscheidenden letzten Elfmeter verwandelte.
Durchaus kontrovers wurde die muntere Plauderei, als man die aktuellen Themen rund um „die Mannschaft“ansprach. Neururer sieht es durchaus kritisch, mit Ma- nuel Neuer einen Spieler mitzunehmen, der seit einem Jahr so gut wie keine Spielpraxis hat. Olaf Thon ist da ganz anderer Meinung: „Neuer muss unbedingt mit, er hat gegen Österreich gezeigt, dass er wieder fit ist, er gibt der Mannschaft Rückhalt.“
TV-Experte Neururer sieht zudem Probleme beim deutschen Team im Sturm. Zur Diskussion um den Verzicht auf Leroy Sané meinte er: „Wir machen wieder den Fehler, über etwas zu urteilen, was wir nicht kennen“, um aber gleich darauf selbst zu spekulieren: „Laut Löw hat Sané überragend trainiert, da muss etwas anderes vorgefallen sein.“Das vermutet auch Olaf Thon: „Sané hätte eine wichtige Rolle bei der WM spielen können.“
Beim Thema „Gündogan/Özil“zeigte sich der frühere BundesligaTrainer kompromisslos: „Die haben Werbung für einen Diktator gemacht, das geht gar nicht, ich hätte die nach Hause geschickt.“Er erinnerte in dem Zusammenhang an die Suspendierung von Stefan Effenberg wegen der „Stinkefinger-Affäre“und an den Rausschmiss von Uli Stein, der Teamchef Franz Beckenbauer beim 1986er-Turnier in Mexiko als „Suppenkasper“bezeichnete.
„Eurofighter“Thon sieht das Ganze weniger dramatisch: „Das war ein Fehler, ganz klar, aber man muss sich jetzt wieder auf den Fußball konzentrieren, Yogi Löw wird das schon alles hinkriegen.“
Moderator Breuckmann äußerte sich ebenfalls dazu: „Das wird zu sehr dramatisiert, vor allen Dingen machen ja alle bei den in der nächsten Woche beginnenden ‘PutinFestspielen’ ohne größere Bedenken mit.“
„Ich wurde immer als Konfliktlöser geholt – mal hat das geklappt,
mal nicht“
Fußballtrainer