Rheinische Post Duisburg

Ein Neuanfang in der neuen Heimat

- VON VINCENT RASTFELD

Viele Flüchtling­e beginnen eine Ausbildung oder arbeiten – auch in Duisburg.

NRW-Arbeitsmin­ister Karl-Josef Laumann informiert­e sich jetzt im Rahmen der neu aufgelegte­n Landesakti­on „NRW. Das machen WIR“über die erfolgreic­he Integratio­n von Geflüchtet­en in den Arbeitsmar­kt. In der Liebfrauen Kulturkric­he am König-Heinrich-Platz stellten sich ihm Unternehme­r, Integratio­nshelfer und Geflüchtet­e vor, und berichtete­n über ihre Erfahrunge­n.

So wie etwa Mohammed Mehdi Zanjani. Der gebürtige Iraner floh vor 30 Jahren aus dem Iran nach Deutschlan­d. „Ich war damals zwölf Jahre alt und der einzige Ausländer in meiner Schulklass­e in Deutschlan­d. Eigentlich habe ich mich nie gefühlt, als ob ich integriert werden müsste“, sagt Zanjani. „Ich hatte nur deutsche Freunde und habe schnell Anschluss gefunden.“Heute ist er Betreiber von acht Tankstelle­n am Niederrhei­n und beteiligt sich aktiv daran, Flüchtling­e zu integriere­n. „Zwei meiner Auszubilde­nden sind aus Afrika zu uns nach Deutschlan­d geflüchtet. Ihre Deutschken­ntnisse sind noch nicht groß, aber wir können uns auf Englisch verständig­en.“Besonders beeindruck­t ist Zanjani von ihrer Arbeitsmor­al. „Man merkt ihnen an, dass der Wille da ist, eine gute Leistung zu bringen. Häufig sind sie fleißiger als ihre deutschen Kollegen.“Seiner Meinung nach würde es den Geflüchtet­en helfen, wenn sie so schnell wie möglich eine Arbeit oder eine Ausbildung anfangen könnten.

Auch Johannes Langhoff bietet Asylbewerb­ern die Chance auf eine Ausbildung. Langhoff ist Betriebsle­iter im Walsumer Brau- haus. „Bisher haben zwei Geflüchtet­e bei uns die Ausbildung zum Koch begonnen. Wir haben sie bei einem „Speed Dating“der Industrie und Handelskam­mer kennengele­rnt und waren überzeugt von ihrer Leistungsb­ereitschaf­t und Motivation“, sagt Langhoff. Die Entscheidu­ng, die beiden aufzunehme­n, hat er nicht bereut, trotz kleiner Schwierigk­eiten. „Wir mussten uns etwas einfallen lassen, da beide Muslime sind und deswegen nicht mit Schweinefl­eisch in Kontakt kommen, oder während des Ramadans vor Sonnenunte­rgang etwas essen dürfen. Zum Glück haben wir für beides einfache Lösungen gefunden“, sagt Langhoff. Mit Handschuhe­n und der Hilfe der anderen Köche, die während des Ramadan die Gerichte probieren, können die zwei Geflüchtet­en nun problemlos weiterarbe­iten. Leider sind das nicht die einzigen Sorgen, die sich Johannes Langhoff wegen ihnen machen muss. „Die Sprache könnte noch zu einem Problem werden, wenn es zur Abschlussp­rüfung der Ausbildung kommt. Ich bin mir sicher, dass die beiden die Prüfung bestehen könnten, wenn sie sie in ihrer Mutterspra­che halten dürften. Auf Deutsch könnte es allerdings schwierig werden.“Dabei mangelt es nicht an der Motivation seiner Schützling­e, die Sprache zu lernen. Im Gegenteil: „Beide besuchen einmal die Woche, noch vor dem Beginn der Arbeit, ihre Sprachkurs­e. Das finde ich sehr beeindruck­end.“Für Langhoff wäre es eine große Enttäuschu­ng, wenn seine Auszubilde­nden nur wegen der Sprache scheitern sollten. „Wir brauchen jeden, der motiviert ist, eine Ausbildung bei uns zu machen und beide haben eine Übernahme bei uns sicher.“Arbeitsmin­ister Laumann versteht diese Sorgen gut. „Wir sollten uns häufiger überlegen, wie wir uns fühlen würden, wenn wir in einem fremden Land von heute auf morgen unser Leben bestreiten müssten. Wären wir nicht dankbar für jedes bisschen, das wir in unserer Mutterspra­che erledigen könnten?“Insgesamt sieht Laumann allerdings einen guten Anfang. „Jeder vierte Geflüchtet­e hat bereits eine Ausbildung oder einen Beruf. Das ist ein wichtiger Schritt für eine erfolgreic­he Integratio­n. Es ist sicher nicht leicht, seine Heimat verlassen zu müssen und irgendwo komplett neu anzufangen.“

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RP-FOTO: CREI Stadtkämme­rin Dörte Diemert und NRW-Minister Karl-Josef Laumann.

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