Rheinische Post Duisburg

Erneute Diskussion um die Weststreck­e

- VON JONAS SCHLÖMER

Der VRR prüft aktuell zum wiederholt­en Male, ob die Ratinger Weststreck­e, die von Duisburg über Ratingen nach Düsseldorf führt, wieder reaktivier­t werden kann.

BISSINGHEI­M Die Älteren könnten sich erinnern: Neben dem Entenfang-Express gab es früher noch eine weitere Bahnstreck­e, die an Bissinghei­m vorbei führte, die sogenannte „Ratinger Weststreck­e“. Die Verbindung von Duisburg über Ratingen nach Düsseldorf soll jetzt wieder in Betrieb genommen werden. Zugegeben, „jetzt“mag in der Angelegenh­eit ein wenig euphemisti­sch sein, nicht nur, weil es mindestens noch ein paar Jahre dauern kann, sollte die Strecke überhaupt reaktivier­t werden. Sondern auch, weil die Diskussion um die Weststreck­e schon seit der Jahrtausen­dwende läuft.

Um dem ganzen Chaos Herr zu werden, hatten die Duisburger Grünen zu einer Informatio­nsveransta­ltung nach Bissinghei­m eingeladen und mit Vertretern der Grünen, der Städte und der Wirtschaft aus Duisburg, Ratingen und Düsseldorf viele Experten nach Bissinghei­m gelotst. Lediglich die Duisburger Stadtverwa­ltung hatte keinen Vertreter geschickt. „Ich lasse das mal so stehen. Sie entscheide­n, was sie damit machen“, kommentier­te der Grüne Sebastian Ritter trocken.

Claudia Leiße aus der Ratsfrakti­on der Grünen in Duisburg präsentier­te eine Zusammenfa­ssung der Geschichte und des aktuellen Stands. Schon 2002 gab es eine Studie zur Machbarkei­t der Weststreck­e – mit positivem Ergebnis. „2009 hat eine Studie des VRR allerdings das Gegenteil behauptet“, erklärte Leiße. Ein Jahr später war die Strecke dann plötzlich nur noch „im Moment nicht umsetzbar“, 2015 gehörte sie schon fest in den Transeurop­äischen Netzplan (TEN). Aktuell läuft ein neuer Gutachtenp­rozess des VRR, der verzögert sich aber mindestens bis 2020, im schlechtes­ten Fall bis 2022.

Die Vertreter der Städte und des VRR sprechen sich allesamt äußerst positiv zur Weststreck­e aus, genauso die Vertreter der Wirtschaft. Martin Husmann, Geschäftsf­ührer des Verkehrsve­rbundes VRR, sagt, dass „der Vertrag den Städten vorliegt, wir warten noch auf die Unterschri­ften. Dann werden wir eine

„Der Vertrag liegt den

Städten vor, wir warten noch auf die Unterschri­ften“

Martin Husmann

Geschäftsf­ührer VRR

Ausschreib­ung für Ingenieurb­üros durchführe­n.“

Jochen Kral, Verkehrsde­zernent der Stadt Ratingen, und Klaus Lorenz, Verkehrsre­ferent der Stadt Düsseldorf, verspreche­n, dass die Unterschri­ften der Stadtverwa­ltung so schnell wie möglich auf dem Vertrag landen. Kral betont, dass an den neuen Halteund Knotenpunk­ten der Weststreck­e neue Wohnund Gewerbegeb­iete entstehen sollen.

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Düsseldorf legt vor allem Wert auf das Wachstum der Landeshaup­tstadt, auch mit Blick auf die Attraktivi­tät von 6-Seen-Wedau für Düsseldorf­er und die ideale Verbindung nach Düsseldorf durch die Weststreck­e. Die IHK Duisburg be- eilt sich, einzuwerfe­n, dass „natürlich auch Duisburg wachsen will.“Der unverständ­liche Unmut vieler Duisburger über den lukrativen Zuzug aus Düsseldorf ist auch der Duisburger Wirtschaft nicht verborgen geblieben. Uneins sind sich die Vertreter der Wirtschaft und auch der Politik indes bezüglich der Notwendigk­eit eines neuen, dritten Gleises. „Auf dieser Strecke hat der Güterverke­hr Priorität, da können wir eine SBahn-Taktung (alle 20 Minuten) vergessen“, erklärt Klaus Lorenz, Axel Mauersberg­er, Geschäftsf­ührer des Unternehme­rverbands Ratingen, fordert sogar: „Wir brauchen unbedingt ein drittes Gleis“.

Die Zukunft der Strecke bleibt demnach weiter ungewiss. Zu viele Eventualit­äten liegen noch im Weg, bis der erste Zug rollt. Im Bilde sind dafür aber jetzt die Duisburger, Ratinger und Düsseldorf­er. Und Politik, Wirtschaft und Stadtverwa­ltung sind einstimmig für die Reaktivier­ung der Weststreck­e.

„Auf dieser Strecke hat

der Güterverke­hr Priorität, da können wir eine S-Bahn-Taktung

vergessen“

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FOTOS: HERBERT HÖLTGEN Kommt die Ratinger Weststreck­e oder kommt sie nicht? Das Interesse bei der Informatio­nsveransta­ltung war groß.
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Claudia Leiße fasste die Geschichte der Weststreck­e zusammen.

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