Rheinische Post Duisburg

Deutsche Polizisten für Russland

- VON VINCENT RASTFELD

Die deutsche Polizeidel­egation wurde für die Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland verabschie­det. Die Duisburger­in Heike Schulz wird die Gruppe aus sechs Beamten leiten. Sie hofft, dass der Einsatz erst mit dem Finale endet.

Dass das Anstimmen einer „Humba“gefährlich wirken kann, mag nicht jedem sofort einleuchte­n. Für die Duisburger­in Heike Schulz und ihre Kollegen ist aber auch das ein wichtiges Detail, mit dem sie bei der Fußball-WM zu rechnen haben. Das Landeszent­ralamt für polizeilic­he Dienste (LZPD) hat die deutsche Polizeidel­egation für die Fußball WM in Russland verabschie­det. Die Gruppe aus sechs Beamten soll dafür sorgen, dass es bei Spielen der deutschen Nationalma­nnschaft nicht zu Ausschreit­ungen oder Problemen mit deutschen Fußballfan­s kommt. Zu diesem Zweck werden die Beamten ihr Lager in Domodedovo, einer südlichen Region von Moskau, aufschlage­n. Dort hat das russische Innenminis­terium die Zentrale für alle ausländisc­hen Polizeidel­egationen, IPCC, während der WM festgelegt.

„Jede Teilnehmer­nation der WM ist verpflicht­et Vertreter der eigenen Sicherheit­sbehörden nach Russland zu entsenden. Im IPCC wird immer ein Beamter aus jeder Nation vertreten sein und als Mittler zwischen dem Mobilen Team und den russischen Sicherheit­sbehörden fungieren“, erklärt Heike Schulz, die Leiterin der deutschen Delegation.

„Unsere Aufgabe wird es sein, den russischen Sicherheit­sbehörden zu helfen Situatione­n mit deutschen Fans richtig einzuschät­zen und mögliche Störer zu identifizi­eren.“Besonders letzteres stellt eine wichtige Aufgabe für die Beamten dar. Zu gut sind die Ereignisse von der Europameis­terschaft 2016 in Erinnerung, bei der sich russische und englische „Fans“brutale Straßenkäm­pfe in Marseille lieferten.

„Wir haben im Vorfeld insgesamt 200 Gefährdera­nsprachen gehalten, um möglichen gewaltbere­iten Fans in Deutschlan­d klarzumach­en: Wir haben euch im Auge. Zudem haben wir acht Personen Ausreiseve­rbote erteilt“, erklärt Schulz. Sie und ihre Kollegen gehen nicht davon aus, dass große, geschlosse­ne Gruppen gewaltbere­iter Deutscher nach Russland einreisen werden, trotz- dem müssen sie wachsam bleiben. „Es ist immer möglich, dass gewaltbere­ite Störer in kleinen Gruppen, oder alleine einreisen und sich vor Ort zusammenfi­nden. Hier müssen wir zur Stelle sein und deutlich machen, dass diejenigen nicht unerkannt bleiben“, sagt Schulz. Sollte ein bekannter Störer erkannt werden, würden die Beamten vor Ort auf ihn zu gehen, um ihn so aus der Anonymität zu holen. Zudem sollen die deutschen Polizisten ihren rus- sischen Kollegen helfen, mögliche Irritation­en aufzulösen. Die angesproch­ene „Humba“könnte so ein Fall sein. „Deutsche Fußballfan­s haben die Angewohnhe­it sich auf Plätzen zu sammeln. Das mag bedrohlich wirken, besonders wenn eine Humba angestimmt werden sollte“, erklärt Schulz. „Wenn sich eine große Gruppe von Personen hinsetzt und von einem Vorsänger angepeitsc­ht wird, bis schließlic­h alle gemeinsam aufspringe­n, könnte das für die russischen Sicherheit­sbehörden das Zeichen sein ’Oh, jetzt passiert etwas.’ Hier müssen wir ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, damit sie die Situation richtig einschätze­n“, sagt Schulz.

Die 41-jährige wohnt seit Februar in Duisburg und ist das erste mal bei einer großen Sportveran­staltung dabei. Sie freut sich sehr auf die Zeit in Russland. „Wir werden zu manchen Spielstätt­en gut 15 Stunden mit dem Zug unterwegs sein. Das ist bestimmt nicht immer so komfortabe­l, aber gleichzeit­ig gibt uns das die Möglichkei­t mit Land und Leuten in Kontakt zu kommen und vielleicht auch schon ein Paar deutsche Fans zu treffen“, so Schulz, die selbst russisch spricht. „Wir sind immer ein bis zwei Tage vor dem Spiel bereits vor Ort und erkunden die Lage. Während des Spiels werden wir zwar im Stadion sein, viel vom Geschehen auf dem Platz werden wir allerdings nicht sehen.“Sie und ihre Kollegen werden die gesamte Zeit über den Zuschauerr­aum überwachen und stehen dabei immer in Kontakt mit ihrem Kollegen im IPCC. Noch bis mindestens einen Tag nach dem Abpfiff werden die Deutschen Ordnungshü­ter am jeweiligen Spielort bleiben, um sicherzuge­hen, dass auch im Nachhinein alles ruhig bleibt.

Mit dem vorzeitige­n Ausscheide­n der Nationalma­nnschaft würde auch der Einsatz von Heike Schulz und ihren Kollegen enden. Doch daran glaubt die Duisburger­in, selbst fußballbeg­eistert, nicht. „Ich wünsche mir natürlich, dass wir bis zum Finale gebraucht werden. Ich glaube, dass wir uns den fünften Stern holen können.“

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Heike Schulz aus Duisburg wird die deutsche Polizeidel­egation anführen, die in Russland während der Fußball-WM im Einsatz ist und die Fans aus unserem Lande im Auge behält.

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