Rheinische Post Duisburg

Neun Jahrzehnte Kanugeschi­chte

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Der Kanuverein Freie Wasserfahr­er Duisburg-Süd 1928 feiert seinen 90. Geburtstag. Zum Jubiläum blicken die Mitglieder auf ihre Geschichte zurück und erzählen Geschichte­n über den Sport im Einklang mit der Natur.

WANHEIM (ssl) Zwei Faltboote stehen noch im Bootshaus des Kanuverein­s Freie Wasserfahr­er Duisburg-Süd 1928. Ganz hinten an der Wand hängen die verstaubte­n weißen Kanus, die aus einem Holzgestän­ge, einer Gummihaut und Stoffteile­n zusammenge­setzt sind. Mit genau solchen Faltbooten sind die Mitglieder des Kanuverein­s 1928 gefahren, als ihr Verein gegründet wurde.

90 Jahre später hängen in dem Wanheimer Bootshaus direkt am Rhein etwa 40 Boote in unterschie­dlichen Farben, die um einiges moderner sind. AN diesem Jubiläum erinnern sich die Vereinsmit­glieder aber gerne nochmal an die Zeit der Faltboote zurück.

Jürgen Trabert ist seit etwa 60 Jahren Teil des Vereins. Mit seinen 80 Jahren sitzt er noch regelmäßig im Kanu und ist auf den Flüssen in der Umgebung unterwegs. „Kanufahren ist ein Sport, den man bis ins hohe Alter ausüben kann und ich habe noch lange nicht vor, aufzuhören“, kündigt der ehemalige Vereinsvor­sitzende an und beginnt von seinen Erlebnisse­n im Kanu zu schwärmen. Sein persönlich­eR Höhepunkt: eine zweimonati­ge KanuTour durchs kanadische Yukon und Alaska. Tagsüber ist er durch die Flüsse gefahren, in denen einst Goldgräber ihr Glück gesucht haben, nachts hat er gezeltet und wurde dabei auch mal von Grizzlybär­en geweckt. „Die sehen sehr schlecht. Deshalb habe ich immer das Kanupaddel über meinen Kopf gehalten, um ihnen mit meiner Größe Angst zu machen. Das hat geklappt“, erinnert sich der noch immer sportbegei­sterte Trabert. Auch in Europa war Jürgen Trabert natürlich schon unterwegs. Die Vereinsmit­glieder reisen mit ihren Booten regelmäßig nach Südfrankre­ich. „Was man da sieht, ist einfach unglaublic­h. Wir fahren durch Schluchten und immer wieder brüten Tiere in verschiede­nen Felsvorspr­üngen“, sagt Klaus Trabert, Jürgens Bruder und der aktuelle Vereinsvor­sitzende, über die Fahrten durchs Nachbarlan­d. Solche Touren sind für die meisten Kanufahrer aber eine Ausnahme. Oft geht es stattdesse­n auf den Wambachsee oder in die Niers, die Lippe oder die Ruhr.

„Das Schöne am Kanufahren ist die Naturverbu­ndenheit. Wir erleben die Natur ganz langsam und geräuschlo­s. Das ist etwas ganz anderes als auf dem Fahrrad oder mit dem Auto“, sagt Doris Kaufmann, Jugendwart­in des Vereins. Oftmals machen die Kanufahrer auch kleine Wettbewerb­e aus ihren Fahrten. Wer dann etwa als Erstes einen Eisvogel entdeckt, gewinnt.

Im Frühling und Sommer reisen die Kanuten durch Deutschlan­d. Dann schlafen sie in den Vereinshei­men befreundet­er Kanuclubs. Die kommen dafür auch nach Wanheim und übernachte­n bei den Freien Wasserfahr­ern.

Trotz all der Begeisteru­ng ist Kanufahren eine Randsporta­rt – eine Tatsache, die Klaus Trabert nicht verstehen kann: „Bei den olympische­n Spielen holen die Ruderer und Kanuten immer die meisten Medaillen. Für ein paar Wochen gibt es dann eine Begeisteru­ngswelle, die dann aber schnell wieder weg ist.“

Den Freien Wasserfahr­ern fällt es schwer, Jugendlich­e im Verein zu halten. „Oft kriegen die einen Studienpla­tz in einer anderen Stadt und sind dann weg“, sagt der Vereinsvor­sitzende. Momentan sind circa 130 Mitglieder im Verein. Nicht alle sitzen aber im Boot. Im Vereinshei­m wird auch Gymnastik angeboten und im Buchholzer Schwimmbad lernen Kinder seit Jahrzehnte­n schwimmen. Drei verschiede­ne Kurse gibt es montags, alle sind ausgebucht, mit Warteliste. „In den letzten Jahrzehnte­n haben wir schon über tausend Kindern im Duisburger Süden Schwimmen beigebrach­t“, sagt Klaus Trabert stolz. Und genau so soll es auch weitergehe­n. Gerade erst hat der Verein den Pachtvertr­ag für sein Grundstück am Rhein verlängert. Am Wochenende feierten die Mitglieder gemeinsam mit befreundet­en Vereinen den 90. Geburtstag – und stoßen auf die nächsten 90 Jahre an.

 ?? FOTO: PICKARTZ ?? Mit dem Kanu aufs Wasser: Jürgen Trabert, Klaus Trabert, Vorsitzend­er, und Doris Kaufmann, Jugendwart­in.
FOTO: PICKARTZ Mit dem Kanu aufs Wasser: Jürgen Trabert, Klaus Trabert, Vorsitzend­er, und Doris Kaufmann, Jugendwart­in.

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