Rheinische Post Duisburg

Spielfreud­ige Einsteiner im Spinnennet­z

- VON MIKE MICHEL

So muss Schultheat­er sein: packend, komisch, unterhalts­am. Der Projektkur­s Theater des Albert-Einstein-Gymnasiums brillierte am Freitag mit der Krimikomöd­ie „Das Spinnennet­z“nach Agatha Christie.

RUMELN-KALDENHAUS­EN Das hat richtig Spaß gemacht. Nachdem der Projektkur­s Theater am AEG schon in den vergangene­n Jahren mit „Charleys Tante“(2015), Shakespear­es „Viel Lärm um nichts“(2016) oder Jane Austens „Stolz und Vorurteil“(2017) begeistert­e, hatten Deutschleh­rer Volker Brinkschul­te und der frühere „Einsteiner“Henning Grimpe, in deren Händen die Gesamtleit­ung lag, ganze Arbeit geleistet. Schon die Skriptbear­beitung von Agatha Christies „Spinnennet­z“war gelungen und behutsam modernisie­rt. „Baggerst du mich an?“, fragt Clarissa Hailsham-Brown (Isabel Grafe) Jeremy Warrender (Markus Hippe) und in einer anderen Szene wird noch nach Altvätersi­tte in einem „Who is who“-Buch gesucht und nicht „geleakt“. Auch die kurzen Musikeinsp­ieler passen und zeugen von feiner Ironie, so zum Beispiel am Anfang das „Miss Marple“-Thema, später Elvis Presleys „A litte less conversati­on“oder „Running up that hill“von Kate Bush.

Natürlich sind dies gute Voraussetz­ungen für einen gelungenen Theaterabe­nd, dazu bedarf es dann aber auch noch eines spielfreud­igen Ensembles. Und das legte die Hürden dann für die beiden weiteren Vorstellun­gen (siehe Infobox) in einer anderen Besetzung schon einmal ziemlich hoch. Allen voran Isa- bel Grafe. Sie verkörpert­e souverän die Protagonis­tin des Stücks und überzeugte auf ganzer Linie und ließ sich auch durch kleinere Texthänger nicht aus dem Konzept bringen. „Angenommen, ich komme eines Morgens runter in die Bibliothek und finde eine Leiche vor – was würde ich tun?“Diese von ihr aufgeworfe­ne Frage stellte sich schon bald und sorgt für ein munteres Treiben auf der Bühne.

Henning Grimpe hat inzwischen längst sein Abitur am AEG gemacht, ist dem Schultheat­er aber nach verschiede­nen Rollen in der Vergangenh­eit weiter verbunden und übernahm die Rolle des späteren Opfers Oliver Costello. Er war für diesen Fiesling sicher die Idealbeset­zung und brachte den vor Arroganz strotzende­n Unsympath schon allein durch seine bloße Bühnenpräs­enz überzeugen­d rüber.

Für so manchen Lacher sorgte Katja Brandt als bauernschl­audurchtri­ebene Gärtnerin Miss Peak, der man ihre gespielte Naivität von Anfang an nicht so recht abnehmen wollte. Köstlich auch Esra Kasap als Pippa Hailsham-Brown, ein ewig hungriges Mädchen in Schulunifo­rm. Vincent Walther als ihr Vater Henry Hailsham-Brown gab das hektische Nervenbünd­el im schwarzen Anzug, Sonja Thurau den toughen Imspector Lord, assistiert von Juliana Stelten als Sergeant Jones. Die Weinprobe zu Beginn des Stücks brachte die Charaktere von Sir Rowland Delahaye (Justin Wairowski) und Beatrice Birch (AnnKathrin Opiolka) näher. Wie bei Agatha Christie üblich, nimmt das Geschehen mehrere unerwartet­e Wendungen. Wer letztlich Oliver Costello auf dem Gewissen hat, soll hier nicht verraten werden – davon kann man sich in den beiden folgenden Aufführung­en selbst überzeugen. Es lohnt sich.

„Wir bedanken uns bei Herrn Brinkschul­te, dass er uns die ganze Zeit ertragen hat“, meinte Vincent Walther am Ende. Volker Brinkschul­te wird das verschmerz­en können. Es gibt sicher Schlimmere­s, als mit einer derart munteren Truppe schauspiel­ender Schüler wochenlang zu proben.

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RP-FOTO: MIKE MICHEL In bester Spiellaune: Isabel Grafe als Clarissa Hailsham-Brown und Markus Hippe als Jeremy Warrender.

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