Hollywood-Melodien in der Kirche
Rund 80 Zuschauer erfreuten sich in der Evangelischen Kirche Kaldenhausen an Klassikern der Filmmusik, dargeboten vom Männer- und Frauenchor Rumeln.
KALDENHAUSEN (lw) Wenn im Kino Hollywoodstreifen und die passende Musik über die Leinwand flimmern, ist das altbekannt. Aber was passiert, wenn die Kirche ganz ohne Leinwand und nur mit Gesang und Instrumenten zum musikalischen Kinosaal wird? Dieses spannende Experiment wagte der Männer- und Frauenchor Rumeln. Die 40 aktiven Sängerinnen und Sänger überraschen das Publikum immer wieder aufs Neue. Monatelang haben sie geprobt und nun ihre nächste Überraschung präsentiert: Der Chor hatte zum Sommerkonzert eingeladen.
Die evangelische Kirche in Kaldenhausen war gut gefüllt: Rund 80 Zuschauer nahmen auf den Kirchenbänken Platz. Sie alle waren gespannt, was sie gleich erwartet. Just ging es los: In schwarz gekleidet schritten die Sänger nach vorne. Die Frauen trugen auffallend pinkfarbene Schaltücher. Über die Jahre hinweg sind die leuchtenden Schals schon zum Markenzeichen geworden. Die Sänger stellten sich auf ihre Plätze und öffneten ihre schwarzen Gesangbücher. Darin erhob sich aus den Musiknoten eine andere Welt: die Welt des Kinos, der großen Showbühnen und des Films. Neugierig tauchten die Zuhörer in eben diese Welt ein. Und das fiel leicht: Chorleiter und Musikdirektor Axel Quast dirigierte ab der ersten Se- kunde auf hingebungsvolle Art und Weise. Mit Fingerzeig, viel Taktgefühl und gekleidet im Dirigentenwrack lud er auf eine Zeitreise durch die Filmmusik ein. Mit großer Musikfreude füllten die Sänger das Konzertmotto „…und heut’ geh’n wir ins Kino“mit Leben.
Das Repertoire? Vielfältig. Die Musikauswahl reichte von Hits aus alten Ufa-Filmen wie „Wir machen Musik“bis hin zu zeitgenössischen Musicalsongs wie „Dir gehört mein Herz“aus dem Musical „Tarzan“. Berührend war schon die Eröffnung: Mit dem Lied „Ein Lied geht um die Welt“von Hans May weckten sie Erinnerungen an den gleichnamigen schwarz-weiß Film, der in Venedig spielte und 1933 sein Debüt feierte.
Zu Tränen rührte der Song „My heart will go on“aus dem Klassiker „Titanic“. „Die großartige Liebesgeschichte möchten wir aufleben lassen“, sagte Quast. Und das gelang perfekt: Im pointierten Wechsel erklangen Frauen- und Männerstimmen.
Ein weiteres Highlight war das musikalische Spiel der beiden Solisten. Beim Sommerkonzert gastierte Solistin Christiane Schwarz. Sie spielt bei den Duisburger Philharmonikern die Geige und ist bekannt aus der Gruppe „Trio Sorrentino“.
Dem Trio gehört auch Martin Fratz an, der den Chor bereits öfter begleitet hat. Nun begeisterte er im virtuosen Zusammenspiel mit Schwarz am Klavier. Virtuos und mit kühnem Blick hob Schwarz ihre Geige an und spielte gekonnt Stücke wie „Oblivion“von Astor Piazzolla, „Moon River“aus dem Film „Frühstück bei Tiffanys“und den Themensong aus „Schindlers Liste“. Ein Highlight: das gemeinsame Musi- zieren des Chores und der beiden Solisten beim Spiel von amerikanischen Folksongs.
„Das klingt so schön. Dass Kinolieder in eine Kirche passen, hätte ich gar nicht erwartet“, sagte die Duisburgerin Heli Gedelberg. Aufmerksam lauschte sie dem Konzert mit ihrem Mann.
Am Ende gab es ein tosendes Finale: Mit einem Songmedley aus dem Agentenfilm „James Bond“endete das rundum gelungene Konzert. Pfarrer Andreas Stötzel zeigte sich beeindruckt: „So schön bunt kann Kirche sein.“