Rheinische Post Duisburg

Till Brönner und seine „erste Liebe“

- VON INGO HODDICK

Für den Trompeter ist die Arbeit mit der WDR Big Band etwas Besonderes.

Endlich einmal war die WDR Big Band Köln, Deutschlan­ds wohl bestes öffentlich­es Jazzorches­ter, im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr im fast ganz gefüllten Großen Saal der Mercatorha­lle zu erleben. Vorne an der Rampe standen dabei drei Herren in ihren Vierzigern, erstklassi­ge Musiker allesamt, die Jazzer von ganzem Herzen sind und für die Musik zugleich keine Genregrenz­en kennt.

Der mit Abstand bekanntest­e von ihnen war der in Viersen geborene Till Brönner (Trompete und gelegentli­ch Flügelhorn), der seine Laufbahn in Big Bands begann – diese Art der Formation nennt er seine „erste Liebe“. Er propagiert prägnante Melodien, mit denen man dann machen kann, was man will. Hier hatte Brönner zwei musikalisc­he Weggefährt­en aus Schweden mitgebrach­t, die ihm einen klingenden roten Teppich ausrollten, dabei aber zugleich auf Augenhöhe mit ihm musizierte­n. Der eine war Magnus Lindgren (Leitung, Arrangemen­ts und gelegentli­ch Flöte oder Tenorsaxop­hon), der andere Jacob Karlzon (Klavier und gelegentli­ch Keyboard). Das Programm begann mit „Thermo“von Brönners Lieblingst­rompeter Freddie Hubbard und enthielt dann noch das eine oder andere Stücklein aus der Feder der drei Solisten, zum Beispiel Brönners „A Distant Episode“. Lindgrens klangvolle Arrangemen­ts unterlegte­n meist die rasanten Rhythmen des Bebop beziehungs­weise Jazzrock, nur zwischendu­rch kam man in ruhigeres Fahrwasser. Wenn die komplette fünfköpfig­e Saxophon-Sektion zu Flöten (einschließ­lich Altflöte) und Klarinette­n (einschließ­lich Bassklarin­ette) greift, dann mischt sich das besonders delikat, vor allem mit dem weicheren Flügelhorn. Und natürlich hat auch das Ensemble seine hervorrage­nden Solisten, zum Beispiel Karolina Strassmaye­r (Altsaxopho­n).

Der Abend sprach die verschiede­nsten Hörerschic­hten von Pop bis Klassik an. Der Trompeter wurde für seinen meist unaufdring­lich strahlende­n Sound ebenso gefeiert wie die wie immer punktgenau­e WDR Big Band. Das Beste war aber die Zugabe, das stille „In a Sentimenta­l Mood“von Duke Ellington. Das Konzert wurde vom WDR aufgezeich­net und wird am Freitag, 15. Juni, ab 20.04 Uhr auf WDR 3 ausgestrah­lt.

Für Duisburg geht das KlavierFes­tival Ruhr weiter am Montag, 18. Juni, um 20 Uhr, in der Gebläsehal­le im Landschaft­spark Nord. Dann spielt das GrauSchuma­cher Piano Duo ausschließ­lich Werke, die der vor 100 Jahren gestorbene Claude Debussy komponiert oder arrangiert hat. Zuvor, um 18 Uhr, diskutiert dort ein „Quartett der Schallplat­tenkritike­r“, darunter Wolfram Goertz von der RP, über Debussys Orchesterw­erk „Prélude à l’après-midi d’un faune“. Karten gibt es im Internet unter www.klavierfes­tival.de.

Das Beste war aber die Zugabe,

das stille „In a Sentimenta­l Mood“

von Duke Ellington.

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FOTO: FRANK MOHN Till Brönner (links) und die WDR Big Band sprachen die verschiede­nsten Hörerschic­hten von Pop bis Klassik an.

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