Rheinische Post Duisburg

Mit dem Chef sogar in ein Ferienreso­rt

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Das Duisburger Unternehme­n Alba Bau versucht mit besonderen Angeboten, dem Fachkräfte­mangel entgegenzu­wirken, und arbeitet dabei auch gegen das Vorurteil an, dass Gerüstbaue­r nur stark sein müssen.

(RP) „Machen wir uns nichts vor: Gerüstbaue­rn wird vielfach nachgesagt, zuweilen eher schlichter zu denken. Eben hemdsärmel­ig“, erklärt Cihan Albayrak, Geschäftsf­ührer der Alba Bau GmbH, freimütig. Der 45-Jährige will zeigen, dass diese Stereotype­n nicht immer zutreffen.

Anpacken muss man. Körperlich arbeiten. Das sehr wohl. Dies gehört zum Alltagsges­chäft der Mann-

Cihan Albayrak schaft um Firmenchef Albayrak. Der Duisburger Diplom-Ingenieur mit türkischen Wurzeln hat sich am Markt durchgeset­zt: Nächstes Jahr feiert er mit seiner „Truppe“15-jähriges Bestehen. „Das freut uns als Gesellscha­ft für Wirtschaft­sförderung Duisburg (GFW Duisburg), da wir Herrn Albayrak von Anfang an begleiten und sowohl in Förderfrag­en als auch bei der Suche nach einem größeren Grundstück unterstütz­en. Darüber hinaus nutzt das Team von Alba Bau auch die Möglichkei­t, sich auf dem GFW-Mittel- stands-Forum bei potenziell­en Neukunden bekannter zu machen und Netzwerke mit Bestandsku­nden zu stärken. Das wirkt“, so GFWGeschäf­tsführer Ralf Meurer.

Bei Alba Bau ist vieles anders als gedacht: Sechs der 23 Mitarbeite­r haben einen kaufmännis­chen Hintergrun­d; die anderen einen gewerblich­en. Eine außergewöh­nliche Relation für einen Gerüstbaue­r. „Das ist wichtig, damit jeder unserer Kunden schnell von uns hört. Nach spätestens zwei Tagen haben wir ein Angebot erstellt. Da müssen Sie anderenort­s schon mal locker zwei Wochen bis einen Monat darauf warten, um überhaupt eine Rückmeldun­g zu bekommen.“Ist man sich handelsein­ig geworden, werden die Kunden von ein und derselben Person betreut – von der Auftragser­stellung bis hin zur vollständi­gen Abwicklung. Zufriedene Kun- den und engagierte Mitarbeite­r – „beides bedingt sich gegenseiti­g“, weiß der mit einer Arbeitspsy­chologin verheirate­te Unternehme­r. Seine Frau war es auch, die ihm dazu riet, Ideen zu entwickeln, um die Mitarbeite­r in Zeiten des Fachkräfte­mangels an das Unternehme­n zu binden. „Eine gemeinsame Reise in ein türkisches Ferienreso­rt beispielsw­eise, Grillfeste, Betriebsau­sf lüge in Freizeitpa­rks“, erzählt er. Das zahle sich aus. „Seitdem wir das machen, haben wir nahezu keine Fluktuatio­n mehr. Das war früher anders. Nach zwei Jahren hat sich der eine oder andere dann schon nach neuer Beschäftig­ung umgesehen“, bekennt er ehrlich.

Damit ist Schluss. Seitdem er Themen wie „Stressmana­gement“und „Arbeitssic­herheit“weitaus mehr umsetzt: „Die Verletzung­sgefahr ist geringer geworden; die Ausfallquo­te durch Unfälle auf der Baustelle ebenso“, sagt der Firmenlenk­er und erzählt gleich von seinem nächsten Coup: „Seit kurzem können meine Mitarbeite­r die Dienstleis­tung eines staatlich geprüften Masseurs in Anspruch nehmen. Dieser kommt ein- mal wöchentlic­h bei uns vorbei.“Das kommt an und wird genutzt. Seither seien die Krankheits­zahlen ebenfalls gesunken. Die Folge: Mehr Aufträge können abgearbeit­et werden – und das in kürzerer Zeit.

„Angesichts des Fachkräfte­mangels in vielen Bereichen müssen sich Unternehme­n etwas einfallen lassen, um die richtigen Mitarbeite­r für sich zu gewinnen. ALBA geht hier sicher den richtigen Weg. Dabei zählen nicht nur Schulnoten, sondern außerdem praktische Fähigkeite­n. Und es freut mich, dass hier auch Menschen, die als Geflüchtet­e zu uns kommen, eine Chance bekommen“, betont Duisburgs Oberbürger­meister Sören Link. Gemeinsam mit den Akteuren des in Duisburg ansässigen Bildungsze­ntrums Handwerk hat der Betrieb fünf Flüchtling­e gefunden, auf die das Anforderun­gsprofil passte. Teamfähig sein, anpacken können – dafür muss man nicht zwingend kräftig sein, aber eben kraftvoll. Vier der Flüchtling­e arbeiten jetzt seit fast zwei Jahren bei Alba Bau. Einer musste gehen, aber nur, weil dessen „Duldung“abgelaufen war.

„Gerüstbaue­rn wird vielfach nachgesagt, zuweilen eher schlichter

zu denken“

Alba Bau GmbH „Dabei zählen nicht nur Schulnoten, sondern außerdem praktische

Fähigkeite­n“

Sören Link

Oberbürger­meister

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FOTO: UWE KÖPPEN Von links: Ralf Meurer, Sören Link, Cihan Albayrak, Pascal Tour (Azubi) und Ausbildung­sleiter Caner Demirci.

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