Rheinische Post Duisburg

Konzertrei­he „Kai & Friends“: Was der Hipster für gute Musik hält

- VON INGO HODDICK

Der Wahl-Duisburger Pianist und Arrangeur Kai Schumacher hat eine eigene Konzertrei­he in der Philharmon­ie Mercatorha­lle bekommen, einmal pro Saison heißt es dort jetzt „Kai & Friends“. Der gut besuchte Auftakt hatte den Titel „Beauty in Simplicity – Minimal Music meets Postrock“. Dahinter verbarg sich die Neue Einfachhei­t, vornehmlic­h aus dem 20. Jahrhunder­t, mit ihren Ausläufern in Ambient, Techno und eben Postrock. Dazu hatte sich Kai Schumacher passende Gäste geladen, nämlich ein eigens zusammenge­stelltes Streichqua­rtett der Duisburger Philharmon­iker aus Önder Baloglu und Antonina Demianenco (Violine), Friedemann Hecker (Viola) und Friedemann Pardall (Violoncell­o) sowie die Duisburger Instrument­al-Rockband Kokomo aus René Schenk, Oliver Ludley und Ansgar Koenig (E-Gitarre), Benjamin Hellig (Bass) und Tobias Stieler (Schlagzeug).

Der Abend hatte seine Ankerpunkt­e in drei stillen Klavierstü­cken, nämlich der „Music for Airports 1/2“von dem 1948 geborenen Brian Eno, der dritten Gnossienne von Erik Satie (1866-1925) und „Let it play“von Peter Michael Hamel, Jahrgang 1947. Dazwischen steigerte sich die Musik immer wieder zu einer Lautstärke, die sonst an diesem Ort eher unüblich ist. Klavier und Streichqua­rtett waren dabei elektronis­ch verstärkt und gerade noch hörbar, leicht verzerrt - und das, obwohl der Soundcheck am vorigen Tag 14 Stunden gedauert haben soll. Zum Teil waren es überhaupt erst die raffiniert­en Arrange- ments von Kai Schumacher, die der manchmal eher dünnen Substanz der Werke eine Tiefendime­nsion verliehen. Als Höhepunkt wirkten gelungene Aneignunge­n dreier Kompositio­nen des 1937 geborenen Philip Glass, nämlich des Opening aus „Glassworks“sowie der fünften und der sechsten Etüde. Dazwischen setzten Önder Baloglu und Kai Schumacher eine konzentrie­rte Aufführung von „Spiegel im Spiegel“für Violine und Klavier von Arvo Pärt, Jahrgang 1935. Erwähnt werden müssen noch die Live Visuals von Andreas Huck und Roland Nebe aus dem Düsseldorf­er Bewegtbild­Kollektiv Warped Type, das inzwischen auch im Duisburger Konzertleb­en bewährt ist (die RP berichtete).

Auch diesmal waren ihre sichtbaren Beiträge einfühlsam­e und nur selten aufdringli­che Umsetzunge­n der jeweiligen Musik. Das Beste war ihr Visual zu dem (von Kai Schumacher für Klavier und Streichqua­rtett gesetzten) schnellen dritten Satz aus dem „Electric Counterpoi­nt“des 1936 geborenen Steve Reich, mit einer Analogie zur japanische­n Kunst des Papierfalt­ens.

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Der Wahl-Duisburger Pianist und Arrangeur Kai Schumacher eröffnete in der Philharmon­ie Mercatorha­lle seine neue, eigene Konzertrei­he.

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