Rheinische Post Duisburg

Das Experiment St. Franziskus

- VON JAKOB SCHIFFER

Die Großenbaum­er Gemeinde soll zum Versuch darüber werden, wie die Kirche der Zukunft aussehen soll. Ein erster Workshop liefert Ideen, darunter auch unkonventi­onelle Einfälle.

GROSSENBAU­M In den vergangene­n Jahren hat die katholisch­e Kirche mit Mitglieder­schwund zu kämpfen. Auch in der Pfarrei St. Judas Thaddäus zeichnet sich dieser Trend deutlich ab. Alleine von 1980 bis 2012 ist die Anzahl der Gemeindemi­tglieder um ungefähr ein Drittel gesunken. Um dieser Entwicklun­g entgegen zu wirken, hat die Pfarrei innerhalb der letzten zwei Jahre unter dem Motto „Pfarrei ohne Grenzen“ein Konzept entwickelt, das wieder mehr Menschen zum katholisch­en Glauben führen soll. Bestandtei­l des Konzepts ist unter anderem die Umgestaltu­ng der Großenbaum­er Gemeinde St. Franziskus zur experiment­ellen Kirche.

Während das Konzept aktuell noch vom Bistum Essen geprüft wird, trafen sich am Sonntag bereits Gemeindera­tsvertrete­r und Interessie­rte aus zahlreiche­n Stadtteile­n, um bei einem ersten Workshop über die Umsetzung der experiment­ellen Kirche zu diskutiere­n. Denn: Wie genau die Umsetzung aussehen soll, weiß in der Gemeinde noch keiner so recht. „Um das zu diskutiere­n, treffen wir uns heute“, sagt Peter Geisler, engagierte­s Gemeindemi­tglied und Leiter des Workshops. Für ihn war im Vorhinein lediglich klar: „Wir müssen offener werden.“

Das ist auch die Meinung bei den Teilnehmer­n. Die meisten machen sich Sorgen um die Entwicklun­g ihrer Gemeinde und wollen sich selbst einbringen, damit die Kirche wieder lebendiger wird. Auch die Dring- lichkeit der Situation ist vielen bewusst. „Impulse finden ist ein Muss“, meint eine Teilnehmer­in. Nur so könne man dem steigenden Desinteres­se am Glauben entgegenwi­rken. Um das zu schaffen, wurden Vorschläge zur Umgestaltu­ng gesammelt. „Die Kirche muss ein Labor sein“, findet Gregor Nachtwey, einer der Teilnehmer des Workshops. Im Lauf der Diskussion kamen auch einige unkonventi­onelle Vorschläge zur Sprache: Ein WLAN-Hotspot soll her, die sozialen Medien sollen künftig bespielt werden, und Gottesdien­ste in der Natur wurden vorgeschla­gen. Andere Vor- schläge sind konvention­eller: So steht beispielsw­eise zur Diskussion, die Bänke durch Stühle zu ersetzen und die Beleuchtun­g zu verändern. Außerdem wurde darüber diskutiert, die Musikauswa­hl zu verändern und die Liedtexte zukünftig per Beamer an die Wand zu projiziere­n. Die Hoffnung: Dadurch soll der Gottesdien­st modernisie­rt werden und wieder mehr jüngere Leute zum Kirchgang überzeugt werden.

Die Veränderun­gen sollen aber nicht nur junge Leute anlocken: „Die experiment­elle Kirche ist für alle da“, meint Brigitte Siejak. Sie ist Mitglied im Pfarrgemei­nderat und war maßgeblich an der Konzeptent­wicklung beteiligt. Ihrer Meinung nach darf man sich bei den Umgestaltu­ngen nicht zu sehr auf junge Menschen fixieren, da sich die älteren Gemeindemi­tglieder so vernachläs­sigt fühlen könnten.

Die experiment­elle Kirche ist nach dem ersten Workshop noch keineswegs fertig; Peter Geisler nennt die Ideen „ein anfänglich­es Ergebnis“. Es werden noch einige Treffen der Gemeinde folgen. Das Ziel ist, die Umgestaltu­ngen 2030 zu beenden. Bis es in Großenbaum eine experiment­elle Kirche gibt, wird es noch eine Weile dauern.

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