Wo Ameisen zur Kunst krabbeln
Das fünfte Festival „Kunst statt Leerraum“beeindruckt die Besucher.
DINSLAKEN (fm) Ein quadratischer Raum, in der Mitte schräg abstrakt ein Holzschiff, gestützt auf Knochen, getaucht in violettes Licht, an der Wand ein riesiger Hai. Im Hintergrund Meeresrauschen. Sofort hat man das Gefühl unter Wasser zu sein, die Stimmung ist überwältigend. Nur jeweils fünf Leute kommen gleichzeitig in den Raum. „Das ist der Hammer, total gut, ich bin vollkommen erschlagen.“, stammelt eine Besucherin, beim Verlassen des Raumes, den der Künstler Denis Klatt im Hotel KSL gestaltet hat. „Die Gestaltung ist ein surreales Märchen über die Suche nach Liebe“, beschreibt er sein Werk. Er ist der Sieger des Vorjahres und hält sein Werk bis zur letzten Minute geheim. Und auch dieses Jahr schafft er es die Leute zu überwältigen.
Seit dem 11. Juni haben 50 Künstler das leerstehende Haus des Handwerks an der Friedrich-EbertStraße besetzt, um es mit Kunst und Musik zu füllen. Über dem Eingang begrüßt eine zwei Meter große blaue Ameise, das Markenzeichen der Veranstaltung, die Besucher. Ben Perdighe, Organisator von „Kunst statt Leerraum“und Bürgermeister Michael Heidinger stehen am Eingang, umringt von Künstlern und Besuchern, und eröffnen die im fünften Jahr stattfindende Veranstaltung. „Hier hat sich in den letzten fünf Jahren ein ganz eigenes künstlerisches Format entwickelt, bei dem man immer wieder überrascht ist, welche Dynamik darin steckt. „Selbst wenn Dinslaken in der glücklichen Lage wäre, keinen Leerstand zu haben, Kunst statt Leerraum darf nicht sterben,“schwärmt der Bürgermeister in seiner Eröffnungsrede von dem Konzept: „Die Szene, das Ganze drumherum hat etwas von einer Weltstadt und doch sind wir in Dinslaken.“Die Besichtigung startet bereits vor der Tür des Hauses. Dort steht ein staubiges Auto. Auf einem Skateboard hockt davor der Künstler Nikita Golubev und zeichnet in diese schlammige Farbe ein Bild. Bislang ist dort ein Schädel mit Flie- gerbrille zu erkennen, eine Wirbelsäule kann man schon erahnen. „Selbst aus Dreck lässt sich etwas Schönes erschaffen“, sagt der aus Russland stammende Künstler und macht die Zuschauer neugierig auf das vollendete Kunstwerk.
Es geht im Erdgeschoss weiter, Autorin Larissa Schwarz begrüßt die Gäste liebevoll mit Keksen und einem Gästebuch. Auch weniger kunstinteressierten oder zufällig vorbeilaufenden Passanten möchte sie die eventuell vorhandene Skepsis nehmen und lädt sie zum Verweilen ein. Hinter jeder Tür des Hauses wartet einen eine neue Welt. Künstler verschiedener Art haben sich in den Räumen auf verschiedene Weise eingerichtet, Installation, Malerei, Urban Art, Screen Art, bewegende Art, Street Art. Die Liste der unterschiedlichsten Kunstrichtungen ist lang, jeder Raum fasziniert neu und auf seine eigene Weise. Die Dynamik besteht aus der Improvisation, Künstler aus der ganzen Welt wirkten hier zusammen. Ben Perdighes Dank gilt seinem Team – seinen „Ameisen“, die auch dieses Jahr KSL zu einem Ereignis machen: „Ihr seid alle grandios.“