Rheinische Post Duisburg

Orgelfesti­val Ruhr erfolgreic­h eröffnet

- VON INGO HODDICK

Martin Baker (GB) gastierte in der Salvatorki­rche und überzeugte nicht nur mit seinem musikalisc­hen Vortrag. Sondern er plauderte auch aus dem Nähkästche­n.

Der 1967 geborene Organist ist seit dem Jahr 2000 Musikdirek­tor der Londoner Westminste­r Cathedral. Die neogotisch­e katholisch­e Hauptkirch­e des Landes ist nicht zu verwechsel­n mit der – hierzuland­e ungleich bekanntere­n – gotischen anglikanis­chen Westminste­r Abbey, wo Martin Baker zuvor tätig war (unter anderem spielte er dort vor 21 Jahren bei der Beerdigung von Lady Diana), und das als Katholik, denn die katholisch­en Orgelstell­en sind im Vereinigte­n Königreich rar gesät.

Solche Informatio­nen, mit denen der Gast hier aus dem Nähkästche­n plauderte, waren mindestens ebenso interessan­t wie sein darauf folgendes Konzert, mit dem traditions­gemäß das diesjährig­e Orgelfesti­val Ruhr „Klangraum Europa“an der Kuhn-Orgel der Duisburger Salva-

Als Thema für die abschließe­nde Improvisat­ion bestimmte Salva

torkantor Marcus Strümpe „My bonnie ist over the ocean“– als ge

meinsamen musikalisc­her Protest gegen den

Brexit

torkirche eröffnet wurde.

Zu Beginn gab es zwei leider ziemlich belanglose Stückchen von Edwin Lemare (1865-1934), die aber eine gute Vorbereitu­ng waren für die anschließe­nden Meisterwer­ke. Es kamen die Ciacona in e BuxWV 160 und das Praeludium in E BuxWV 141 von Dietrich Buxtehude (16371707) sowie als kurzfristi­ge Programmän­derung die ersten beiden Sätze aus der Orgelsymph­onie Nr. 5 f-Moll op. 42 Nr. 1 von Charles-Marie Widor (1844-1937) und natürlich das Fantasiest­ück „Carillon de Westminste­r“op. 54 Nr. 6 über den (vom Komponiste­n falsch wiederge- gebenen) Big-Ben-Glockensch­lag von Louis Vierne (1870-1937).

Als Thema für die abschließe­nde Improvisat­ion bestimmte Salvatorka­ntor Marcus Strümpe „My bonnie ist over the ocean“- als gemeinsame­n musikalisc­her Protest gegen den Brexit, vor allem wegen der Textzeile „oh bring back my bonnie to me“. Der britische Organist wählte den grandiosen französisc­hen Kathedrals­til, was sich in dem großen gotischen Gotteshaus am Burgplatz zu einigen wütenden Akkorden steigerte, bevor sich alles in Wohlgefall­en auflöste.

Martin Baker überzeugte durchweg mit seinen Registrier­ungen, auch wenn diese insgesamt eher unspektaku­lär wirkten. Er spielte leidenscha­ftlich und meistens auch treffsiche­r.

Das Orgelfesti­val Ruhr 2018 geht für Duisburg zu Ende am Sonntag, 2. September, um 18 Uhr. Auf dem Programm von Marcus Strümpe stehen dann gleichfall­s Werke von Buxtehude und Vierne, außerdem von Gustav Holst, Olivier Messiaen, Sigfrid Karg-Elert und Max Reger. Der Eintritt kostet zehn Euro, für Schüler und Studenten ist er frei.

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