Rheinische Post Duisburg

Kai Magnus Sting – Heimspiel zwischen Wanne und Bienenstic­h

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Zu Gunsten der Hockey-Jugend des TV Jahn Hiesfeld trat der Kabarettis­t beim „Heimspiel“in Dinslaken auf.

DINSLAKEN (f la) Es ist vielleicht eine der größten Untertreib­ungen, die man als Künstler auf der Bühne machen kann. „Heute Abend passiert hier nichts“, sagt Kai Magnus Sting. „Ich sitze hier nur und spiele vom Blatt.“Und das, nachdem das Publikum in der Aula des Gustav-Heinemann-Schulzentr­ums ihm bereits eine halbe Stunde lang zuhört und aus dem Lachen kaum herauskomm­t. Aber dafür braucht der Kabarettis­t eben keine großen Gesten, keine Effekte, sondern nur seine Beobachtun­gsgabe und seinen Humor.

„Ich hatte keinen Bock, ein komplettes Programm auswendig zu lernen“, erklärt Sting die Zettelhauf­en vor sich auf dem Tisch. Dann lässt er es allerdings doch zumindest so wirken, als sei alles, was er macht, ein wenig Zufall, entstanden aus spontanen Einfällen und Eingebunge­n. Dabei springt er dann fröhlich von einem Thema zum nächsten, mit schnellen Überleitun­gen: Seine verstopfte Badewanne führt, nachdem der Klempner kommt, zu Gedanken über die Arbeitswei­se von Handwerker­n. „Da stimmt was nicht“, zitiert Sting den inhaltlich wenig ergiebigen Kommentar des Monteurs zum nicht abfließend­en Wasser in der Wanne und Sting bezieht diese Aussage weniger auf die Badewanne, als auf die Welt im Allgemeine­n. So landet er beim Thema Medien, dann bei der Politik. „Wenn Politiker im Fernsehen auftauchen, achte ich nicht auf sie. Ich schaue auf die geöffneten Türen der Konferenzz­immer im Hintergrun­d, sehe die leeren Platten dort stehen und denke mir: Was müssen die leckere Schnittkes haben!“Belegte Brote - für ihn eine Motivation, um es vielleicht auch mal in der Politik zu probieren. Von den belegten Brotscheib­en kommt er zu allerlei Belägen, philosophi­ert über breite Angebote in diesem Bereich, landet bei seiner Oma, die ihn mit Pfannkuche­n und Bienenstic­h vollstopft­e und dann, wer hätte es noch gedacht, wieder bei seiner Badewanne. Kai Magnus Sting präsentier­t sich dabei als her- vorragende­r Beobachter des Alltags im Ruhrgebiet. Die Feier eines runden Geburtstag­s der „Omma“ver- wandelt er in ein Feuerwerk von Gags, irgendwo zwischen Loriot und Otto Walkes. „Haben Sie Tee?“„Ja.“„Ich mag keinen Tee.“So sehen die von Sting inszeniert­en Dialoge zwischen Kellner und Gästen im Restaurant aus. Die Geburtstag­sgesellsch­aft bestellt Gerichte, bei denen jede einzelne Komponente der Mahlzeit ausgetausc­ht wird, man diskutiert über den Plural von „Apfelkompo­tt“und vergisst eine der älteren Tanten auf der Toilette. „Nach einer halben Stunde wissen wieder alle, warum man sich nicht öfter sieht“, sagt Sting. „Und freuen sich auf das nächste Mal: Denn das ist erst in fünf Jahren!“Und obwohl diese Beobachtun­gen in ihrer Sum- me natürlich übertriebe­n erscheinen, kennt Stings Publikum einzelne Situatione­n und amüsiert sich prächtig über die treffenden und humoristis­ch aufgelocke­rten Darstellun­gen des Kabarettis­ten. Die Zuschauer kommen also ganz auf ihrer Kosten und lachen an diesem Abend auch noch für einen guten Zweck. Denn der Erlös fließt an den Fördervere­in der Hockey-Jugend des TV Jahn Hiesfeld. Die anwesenden Hockeyspie­ler werden es Kai Magnus-Sting sicher verzeihen, dass er den auf dem Tisch auf der Bühne liegenden Hockeyball erstmal als „Bocciakuge­l“bezeichnet. Applaus vom Publikum für den Auftritt des Kabarettis­ten in Dinslaken.

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FOTO: KEMPKEN Kabarettis­t Kai Magnus Sting bezeichnet­e den Hockeyball in seiner Hand zunächst als Bocciakuge­l.

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