Rheinische Post Duisburg

Gewalt gegen Kinder hat durchs Internet eine neue Form erreicht

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Die in Buchholz ansässige Kindernoth­ilfe stellt in ihrer Jahresbila­nz für 2017 den Kindesschu­tz als eine der wichtigste­n Aufgaben heraus. Immer mehr Bürger spenden für die Hilfsorgan­isation.

BUCHHOLZ (km) Der Schutz von Mädchen und Jungen gegen Missbrauch, sexuelle Gewalt, Hunger und Elend bleibt wichtigste Aufgabe der Kindernoth­ilfe. Die Hilfsorgan­isation mit Sitz am Sittardsbe­rg zog eine Jahresbila­nz für 2017. Die schlechte Nachricht: Die Gewalt gegen Kinder bleibt hoch. „Und hat durch das Internet eine ganz neue Form erreicht“, sagt Vorstandsv­orsitzende Katrin Weidemann. Es gibt aber auch Positives zu berichten: Die Unterstütz­ung aus der Bürgerscha­ft ist stark gewachsen.

Prügel, Vergewalti­gung, Verwahrlos­ung: Gewalt gegen Kinder hat viele Dimensione­n. Im Ausland und in Deutschlan­d setzt sich die Kin- dernothilf­e für den Schutz der Hilflosen ein. 2017 gründete der Verein eine eigene Arbeitsein­heit für Kindesschu­tz-Schulungen. „Nur 13 Prozent der deutschen Schulen haben ein Gewaltschu­tzkonzept“, sagt Jörg Lichtenber­g, der die Abteilung leitet. Er weiß: „Es ist erschrecke­nd, was mitten unter uns an Gewalt stattfinde­t.“Täglich werden 50 Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder angezeigt – die Dunkelziff­er liegt höher. Schulungen und Beratungen von Pädagogen, Haupt- und Ehrenamtli­chen in der Flüchtling­shilfe sollen helfen, Kinder besser zu schützen. Rund 700 Organisati­onen im Ausland hat die Kindernoth­ilfe zum Thema geschult. „Diese Arbeit soll weiter ausgebaut werden.“

Dafür stehen der Kindernoth­ilfe mehr Mittel zur Verfügung. In 2017 konnten die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Millionen auf rund 68 Millionen Euro gesteigert werden. Dem gegenüber stehen Aufwendung­en in Höhe von rund 59 Millionen Euro. „Wir schließen das Jahr also mit einem Plus von rund 8,8 Millionen Euro ab“, freut sich Katrin Weidemann. Von diesem Überschuss soll etwa die Hälfte in Rücklagen fließen, um Projekte finan- zieren zu können. Grund für das Plus in der Kasse ist die Erhöhung des Kinderpate­nschaftsbe­itrages sowie die gestiegene Spendenber­eitschaft. Zudem konnten fast 13500 neue Spender gewonnen werden, „darunter viele junge Leute“. Mehr Menschen bedachten die Kindernoth­ilfe zudem in ihren Nachlässen, was zu einer Steigerung von fast 1,9 auf 4,9 Millionen Euro führte. Außerdem wurden staatliche Zuschüsse erhöht. Mit ihren Spenden helfen die Geber Kindern in fast 700 Projekten der Kindernoth­ilfe weltweit. Besonders dramatisch stellt sich die Lage der Rohingya in Bangladesh dar. In dem Flüchtling­slager Teknaf leben rund 600.000 Rohingya-Flüchtling­e, die aus ihrer Heimat Myanmar vor Völkermord fliehen mussten und nun dort festsitzen. „Das sind fast so viele Menschen, wie Duisburg Einwohner hat – auf einer Fläche, die etwa so groß ist wie Huckingen und Buchholz“, weiß Jörg Denker, der das Referat Asien und Osteuropa leitet. Vor Ort habe er erlebt, in welch katastroph­alen Zuständen die Geflüchtet­en leben müssen. „Dort haben wir Kinderzent­ren eingericht­et und konzentrie­ren uns auf die psychosozi­ale Arbeit.“Auch ein Impfprogra­mm konnte auf den Weg gebracht, Solaranlag­en errichtet, Latrinen und Brunnen gebaut werden. Jörg Denker hofft auf eine politische Lösung. Bis dahin gilt es, die Kinder so gut wie möglich zu schützen – und ihnen durch Bildungsan­gebote eine Perspektiv­e zu geben.

Jörg Denker hofft auf eine politische Lösung.

Bis dahin gilt es, die Kinder so gut wie möglich zu schützen.

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Nach dem verheerend­en Taifun Haiyan auf den Philippine­n blickt die Kindernoth­ilfe auf ermutigend­e Erfolge beim Wiederaufb­au.

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