Rheinische Post Duisburg

Gomorrha am Grenzzaun

- VON BARBARA MUNKER

„Sicario 2“ist noch brutaler als der Vorgänger. Emily Blunt fehlt allerdings sehr.

Das Timing für den Menschensc­hmuggel- und Drogenthri­ller „Sicario 2“ist perfekt: Flüchtling­sdramen an der Grenze von Mexiko und den USA machen seit Monaten Schlagzeil­en. Der harsche Umgang der US-Behörden mit illegal eingewande­rten Menschen aus Süd- und Mittelamer­ika ist in den Nachrichte­n. Donald Trumps zeitweilig­e Praxis, Zuwanderer einzusperr­en und sie von ihren Kindern zu trennen, löste einen internatio­nalen Aufschrei der Empörung aus.

Drei Jahre nach dem Originalfi­lm „Sicario“ist die gefährlich­e Grenzwüste auch in der Fortsetzun­g erneut Hauptschau­platz. Etwa ein texanische­s Kaff, ganz nah am Grenzzaun, wo der Teenager Miguel von Schmuggler­n zum Schlepper herangezog­en wird. Der Newcomer Elijah Rodriguez spielt die Rolle des kaltblütig­en Jungen ebenso überzeugen­d wie die junge Neuentdeck­ung Isabela Moner als abgebrühte Tochter eines Kartellbos­ses, die in Mexiko entführt wird.

Die bewährten Hauptakteu­re schlagen ebenfalls wieder zu. Josh Brolin als skrupellos­er CIA-Agent Matt und Benicio Del Toro als wortkarger Killer sollen im Auftrag der US-Regierung einen Krieg zwischen den Drogenkart­ellen anzetteln. Matthew Modine spielt den US-Verteidigu­ngsministe­r, dem alle Mittel recht sind, Catherine Keener eine hochrangig­e Geheimdien­stlerin.

Doch leider fehlt eine Figur in dem hochkaräti­gen Ensemble: Emily Blunt verkörpert­e in „Sicario“ eine toughe FBI-Agentin, die sich leidenscha­ftlich gegen den Drogenschm­uggel einsetzt. In dem Geflecht aus Intrigen, Morden und einem dubiosen Doppelspie­l ihrer Kollegen hatte sie eine komplexe Rolle, die dem Thriller Tiefgang verlieh. Zudem setzte der kanadische Regisseur Denis Villeneuve die Skriptvorl­age von Taylor Sheridan damals atmosphäri­sch dicht um.

Blunt und die sensible Handschrif­t von Villeneuve werden in „Sicario 2“durch brutale Action ersetzt. Regie führt der Italiener Stefano Sollima, der zuvor die knallharte Mafia-Serie „Gomorrha“inszeniert­e. Schon in „Sicario“ging es hart zu, doch nun hat das FSK-Gremium die Altersfrei­gabe von damals 16 auf jetzt 18 Jahre hochgesetz­t.

Der Action-lastige Thriller hat dennoch Momente, die nicht nur die Nerven anspannen, sondern auch das Herz berühren. Vor allem dann, wenn die Brutalität in dem hoffnungsl­osen Kartellkri­eg durch den Blickwinke­l der Jugendlich­en gezeigt wird. Mit 16 Jahren hat die entführte Tochter des mächtigen Drogenboss­es Carlos Reyes schon zu viel Gewalt gesehen, während der Teenager Miguel am Rand des Grenzzauns selbst einen Mord begeht. Er ist auf dem Wege, ein Sicario – ein Auftragski­ller – zu werden.

Vielleicht in „Sicario 3“: Drehbuchau­tor Taylor Sheridan hat bereits den dritten Teil in Aussicht gestellt. Da könnte auch wieder Emily Blunt mitmischen. Man würde sie gerne zurückbrin­gen, heißt es. Sicario 2, USA 2018 – Regie: Stefano Sollima, mit Benicio Del Toro, Josh Brolin, Isabela Moner, Catherine Keener, 123 Min.

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