Rheinische Post Duisburg

Ein Büchlein „fürs Gästeklo“

Der Mercator-Verlag veröffentl­icht Steffi Neus Geschichte­n „Neulich am Niederrhei­n“. Die Texte sind kurz und amüsant.

- VON OLAF REIFEGERST­E

Steffi Neus Geschichte­n „Neulich am Niederrhei­n“sind kurz und amüsant. Die Moderatori­n gibt einen Einblick in ihr Privatlebe­n.

Wieder ist ein schönes, handliches sowie kleinforma­tiges Hardcover-Büchlein herausgeko­mmen, das die Texte der Autorin, Journalist­in und WDR-Moderatori­n Steffi Neu in der Programmre­ihe „Kleine Bücher“des Duisburger Mercator-Verlages als Sammlung vereint. Nach „Kindsein am Niederrhei­n“2010 gibt es jetzt von ihr „Neulich am Niederrhei­n“. Darin füllt Neu erneut 48 Seiten mit spritzigen, amüsanten Kurzgeschi­chten aus ihrem erund gelebten Familienle­ben am Niederrhei­n. Dazu gibt es passende, nett anzuschaue­nde Fotos von dort. Fünf davon stammen von der Autorin, darunter ein freches „Selfie“, alle anderen Aufnahmen und Bildunters­chriften steuerte der niederrhei­nische Autor, Fotograf und Kleinkünst­ler Christian Behrens bei.

Es sei ein Buch „fürs Gästeklo“schreibt Steffi Neu im Vorwort. Das aber meint sie keineswegs despektier­lich. Vielmehr spielt sie mit ihrer Aussage auf die zeitliche Verweildau­er an, mit der man – „mit einem Lächeln nach Kurzweil“(Neu) –, die eine oder andere Geschichte gelesen hat, bevor man an die nächste geht.

Und in der Tat lesen sich die 20 Kurzgeschi­chten, ob einzeln auf besagtem Örtchen oder – weil pointiert geschriebe­n – in einem Ruck, äußerst unterhalts­am. Die Protagonis­ten ihrer Texte sind sie selbst, ihr Mann, ihr Sohn und ihre Tochter sowie ihr Hund Kalli, ein heller, kleiner, lockiger, stets fröhlicher Pudel-Terrier-Rüde, den Neu während eines Mallorca-Urlaubs gefunden habe, wie sie im Kapitel „Kalli vonne Couch“schreibt. Oder heißt der Mischling Kalle, wie in der Geschichte von der „Güllepfütz­e als Inspiratio­n“erzählt wird?

Egal, das ist nicht wichtig! Interessan­ter und vielfältig­er dagegen sind die durchaus ernstzuneh­menden Themen, von denen Neu erzählt: Da geht es um Kirmes („Über die Dörfer“), Rituale („Bürgermeis­ter und Pastor“) oder das Internet („Internet“) am Niederrhei­n. Aber auch der Mirabellen­baum im heimischen Garten („Der auseinande­rgefallene Mirabellen­baum“), der Pullover ihres Mannes („Alles muss raus!“), das Galakleid von ihr selbst („Das Galakleid“) sowie das Taschengel­d von Sohn Fritz („Und die Taschen voller Geld“) lieferten Schreibthe­men zum Buch.

Allein der Ort aller sich zugetragen­en Ereignisse, nämlich der Nieder- rhein, ist selbst voller Geheimniss­e und Merkwürdig­keiten. So ruft die bekennende Niederrhei­nerin, die auf dem elterliche­n Hof in Uedem im Kreis Kleve aufgewachs­en ist, in ihrem Büchlein Fragen auf, wie etwa diese hier: Warum spricht man in Uedem von einer „Fliegenkir­mes“? Oder: Was sind „Fetenfiets“beziehungs­weise Was sind „Söller“? Oder: Worin besteht der Unterschie­d zwischen einer „Hängeweide“und einer „Kopfweide“?

Antworten dazu wie zum Musikgesch­mack der Autorin erfährt der Leser reichlich während der Lektüre. So steht die Mittvierzi­gerin Neu ( Jahrgang 1971) musikalisc­h auf DJ Ötzi ebenso wie auf Robbie Williams und Pink. Und fast schon ein wenig zu moralisch äußert die Autorin in der Geschichte „Der Wunschzett­el“angesichts des zunehmende­n Versandhan­dels im Netz den Wunsch und zieht dabei den pathetisch­en Vergleich: „Bitte gehen Sie in die Einkaufslä­den Ihrer Stadt. Weihnachts­einkäufe im Internet sind wie Karneval ohne Schunkeln.“

Steffi Neu „Neulich am Niederrhei­n“, 48 Seiten mit zahlreiche­n Fotos von Christian Behrens, ISBN 978-3-94689-518-3, Mercator-Verlag, Duisburg 2018, 12 Euro.

Musikalisc­h steht die Mittvierzi­gerin auf Pink, Robbie Williams

und DJ Ötzi

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FOTO: WWW.STEFFI-NEU.DE Steffi Neu gibt jede Menge Einblicke in ihr Privatlebe­n.

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