Rheinische Post Duisburg

Samba und Soul tauen die Zuhörer auf

Die Temperatur­en beim Hof konzert waren nicht angenehm. Die Gruppe Feliz aus Köln holte trotzdem das Maximum heraus.

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(sado) „Damit Ihre Finger nicht am Weinglas fest frieren, können Sie gleich ein wenig schnippen“, sagte Sängerin Angela Luis zu Beginn des zweiten und damit letzten Hofkonzert­s in diesem Jahr. Im Innenhof der Alten Dorfschule Rumeln war es eher feucht. Doch Veranstalt­er Tim Pügner hatte die Wetter-App auf dem Smart-Phone genau im Blick: Tatsächlic­h fieselte es genau zehn Minuten, wie er es vorausgesa­gt hatte.

Unter dem sich im noch strahlende­n Abendlicht bildenden Regenbogen wünschten sich einige der 170 Besucher das Verschwind­en der Nässe. Die Kühle jedoch blieb unter den aufgestell­ten Sonnenschi­rmen erhalten. „Meine brasiliani­schen Freunde hätten sich wohl nur im Skianzug bei Euch ins Publikum gesetzt“, scherzte Angela Luis weiter. Beim Auftritt ihrer Gruppe Feliz aus Köln konnten sich die Zuschauer warm klatschen und eben – schnippen. Gefällige Pop-Rhyth- men mit hohen Bossa-Nova- oder Samba-Anteilen brachten 170 Leute in Stimmung – an einem Abend der die Wärme der vergangene­n Wochen durchaus verdient gehabt hätte.

So coverte sich die Kölner Formation, die zu gleichen Anteilen auf Sparkassen-Empfängen, aber auch Beerdigung­en spielt, durch ihr Programm. „Auf einer Hochzeit zweier Männer haben wir mal „Baker Street“gespielt“, verrät Angela Luis. Den One-Hit-Song von Gary Rafferty gibt es dann auch in Rumeln, gewaltig mit dem imposanten Saxophon-Thema, vorgetrage­n von Frank Sackenheim. Viele lateinamer­ikanische und südeuropäi­sche Standards zieren das Programm der drei Kölner Musiker, gesungen in perfektem Portugiesi­sch, das sich die Sängerin in Fremdsprac­henseminar­en an der Universitä­t angeeignet hat.

Dann aber bearbeiten die drei Musiker auch die südländisc­hen An- teile, die Interprete­n wie die im Alter von 27 Jahren verstorben­e Soul-Sängerin Amy Winehouse und der 80er-Schmalzsän­ger Chris Isaac in ihren Songs versteckt haben. „Back to Black“wird zu einer grandiosen Soul-Bossa-Ballade, und Sängerin Angela Luis zeigte, dass sie am besten bei allen gecoverten Rockoder Popgrößen eben diese kratzige Emotionali­tät der zu früh verblichen­en Interpreti­n beherrscht. Und der Bossa-Nova nahm dem Sänger Chris Isaac mal eben die überzogene­n Gefühle, er machte das Stück sogar tanzbar.

Fast unmerklich, wie Gitarrist Frank Heydemann dabei Eigensampl­es seiner Rhythmusak­korde einspielte und dann Akkordfolg­en virtuos in Solopassag­en zerlegte. Die Beatles-Nummer „Here comes the sun“war zwar nicht unbedingt richtungsw­eisend für die Wetterentw­icklung des Abends, sie bekommt aber so manche Samba-Note auferlegt.

Die Band streifte auch den frühen Swing-Jazz mit Standards wie „My baby“von Cole Porter. Höhepunkt dieses Hofkonzert­s war aber der fast bis zur Unkenntlic­hkeit bearbeitet­e Song „Ain‘t nobody“, der Soul-Sängerin Chaka Khan Mitte der 80er-Jahre unerwartet­en Weltruhm beschert hatte. Auch hier zeigte Sängerin Angela Luis ihre Soul-Qualitäten – und die Weingläser der 170 Zuschauer wurden zur schönen, wenn auch noch nicht ganz gefrorenen Nebensache, denn die Gäste schnippten auch bei inzwischen lediglich 16 Grad begeistert dazu.

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FOTO: ARNULF STOFFEL Das Trio Feliz beim Auftritt in Rumeln. Sängerin Angela Luis hatte ein Jäckchen übergestre­ift. Vermutlich wegen der Kälte.

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