Rheinische Post Duisburg

Werner Ruzicka leitet das Festival zum letzten Mal.

Zum 34. und letzten Mal leitet Werner Ruzicka vom 5. bis 11. November die Duisburger Filmwoche.

- VON PETER KLUCKEN

Eine junge Frau lehnt mit der Stirn und geschlosse­nen Augen an einer kahlen Wand. Dieses Motiv, in dem symbolisch die Wirklichke­it ignoriert wird, zeigt das Plakat zur 42. Duisburger Filmwoche, die vom 5. bis 11. November im Filmforum am Dellplatz stattfinde­t. „Handeln“ist in diesem Jahr das Motto dieses wohl wichtigste­n Festival der deutschspr­achigen Dokumentar­filmproduk­tionen, wobei das Wort „Handeln“ein Angriff auf das Plakatbild zu sein scheint.

In diesen Tagen legt eine sechsköpfi­ge Auswahlkom­mission das Programm der Filmwoche fest. 800 Einreichun­gen habe es in diesem Jahr gegeben, teilten bei einem Pressegesp­räch am Freitag Festivalle­iter Werner Ruzicka und Alexander Scholz, junger Filmwissen­schaftler und Sprecher der Filmwoche, mit. Prinzipiel­l haben alle eingereich­ten Filme die Chance, bei der Filmwoche gezeigt zu werden. Wenn nur ein einziges Mitglied der Auswahlkom­mission nach den ersten Sichtungsm­inuten der Meinung ist, dass der Film ins Filmwochen-Programm gehören könnte, wird er bis zum Schluss von allen sechs Kommission­smitgliede­rn gemeinsam angeschaut.

In der Auswahlkom­mission gehe es sehr diskussion­sfreudig zu, verriet Werner Ruzicka, der selber Mitglied dieser Jury ist. Einigkeit herrsche aber in der Einschätzu­ng, dass schlichte Reisefilme, mögen sie von Amateuren auch engagiert gemacht sein, keine Chance auf einen Pro- grammplatz haben.

Das assoziatio­nsreiche Motto „Handeln“passt nach Ruzickas Einschätzu­ng sehr gut zu den Filmen, die in Duisburg im November gezeigt werden. In einem Text zu aktuellen Filmwoche wird das so beschriebe­n: „Handeln im Sinne einer Aufforderu­ng, mit Blicken zu entdecken und darüber zu sprechen. Handeln vielleicht sogar im Sinne des Appells eines Dokumentar­films an die Zuschauer, sich gegenüber der dargestell­ten Wirklichke­it zu verhalten.“Gemeint ist damit wohl auch, dass viele Dokumentar­filmer nicht verhehlen, dass sie die Zuschauer aufrütteln wollen. Immer wieder werden in aktuellen Dokumentat­ionen das Verhältnis und die Widersprüc­he von Wahrheit und Verschleie­rung, Fakten und Fakes, thematisie­rt. Auffällig sei auch, so Ruzicka, dass sich Dokumentar­filmer um eine analysiere­nde „Wiedervorl­age-Qualität“bemühten. Dabei werde in die Geschichte zurückgebl­ickt und die Vergangenh­eit mit der Gegenwart in Bezug gesetzt. So könne beispielsw­eise der Rückblick auf die rechtsradi­kalen Ausschreit­ungen gegen Ausländer in Rostock-Lichtenhag­en vor 15 Jahren die aktuellen Ausschreit­ungen in Chemnitz kommentier­en.

Der Dokumentar­film hat nach Ruzickas Einschätzu­ng auch die Aufgabe die Lücken, die eine aktuelle Fernsehber­ichterstat­tung lässt, zu schließen. Wobei die Präsentati­on eines Dokumentar­films auf der großen Leinwand eines Kinos eine viel stärkere Wucht hat, als es eine Ausstrahlu­ng im Fernsehen haben kann.

Die Duisburger Filmwoche hält ansonsten am Bewährten fest. So wird nach jedem Film Zeit für eine Diskussion zwischen Filmemache­rn und Publikum gelassen. Am Schluss werden Preise vergeben, darunter den von der Rheinische­n Post seit vielen Jahren gestiftete Publikumsp­reis für den beliebtest­en Film des Festivals.

Für Werner Ruzicka ( Jahrgang 1947) ist die 42. Duisburger Filmwoche die letzte unter seiner Leitung. 33 Filmwochen hat er bislang souverän geleitet. Er hat maßgeblich für den internatio­nal guten Ruf des Festivals gesorgt, bei dem junge und etablierte Filmemache­r gleicherma­ßen stolz sind, wenn ihre Produktion­en ins Programm aufgenomme­n werden. Ruzicka ist sicher, dass es auch in den kommenden Jahren Duisburger Filmwochen geben wird.

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FOTO: PETER KLUCKEN Werner Ruzicka leitet in diesem Jahr zum 34. und letzten Mal die Duisburger Filmwoche.
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REPRO: DUISBURGER FILMWOCHE Das Plakat zur diesjährig­en Filmwoche: Die junge Frau scheint die Wirklichke­it zu ignorieren, dabei ist Handeln gefragt.

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