Männer sind Exoten in Kindergärten
4,2 Prozent der Duisburger Erzieher sind Männer. Milosz Ostroga ist einer von ihnen. Er weiß, was sich ändern müsste, damit sich mehr für den Job bewerben.
(KM) Kindergärten und Kfz-Werkstätten haben eines gemeinsam: Es fehlt das jeweils andere Geschlecht. Noch sind Männer eher Exoten in Kindergärten. Zum Start ins neue Kindergartenjahr würden mehr Männer den Kindergärten jedoch durchaus gut tun, denn sie bereichern ein Team mit eigenen Kompetenzen.
Auch ein Programm des Bundes konnte bislang nur wenig daran ändern, dass sich Männer für den Job des Erziehers interessie-
„Viele vergessen, dass wir eine Bildungsanstalt und keine Verwahreinrichtung sind“
Milosz Ostroga Erzieher
ren. Nur 4,2 Prozent der Erzieher in Duisburger Kitas sind Männer, damit liegt die Stadt unter dem Bundesdurchschnitt von 5,7 Prozent. Um den Schnitt zu verbessern, legte das Bundesfamilienministerium bereits vor sieben Jahren das Programm „Männer in Kitas“auf: 16 Träger in 13 Bundesländern erprobten daraufhin Konzepte, um mehr männliche Fachkräfte zu gewinnen. In Duisburg zeigte das durchaus Er- folg: Zwischen 2011 und 2017 erhöhte sich die Männer-Quote immerhin um knapp zwei Prozentpunkte.
Milosz Ostroga ist einer von 45 Männern, die als Pädagogen in den rund 80 städtischen Kitas arbeiten. Seit einem halben Jahr ist der 24-Jährige in der Kita am Berns’schen Hof in Rheinhausen beschäftigt und hat dort die stellvertretende Leitung der Einrichtung übernommen. Dort sind fünf Erzieher und drei Kinderpfleger für 103 Kinder zuständig. Was er an seinem Job so mag? „Kein Tag ist wie der andere. An einem bin ich Erzieher, am anderen Bäcker, Schreiner oder Gärtner.“Man könne die Arbeit mit Kindern kreativ und vielseitig gestalten. „Manche denken, ich würde den ganzen Tag nur singen und klatschen“, berichtet Milosz von Vorurteilen, die ihm häufig begegnen. „Viele vergessen, dass wir eine Bildungsanstalt und keine Verwahreinrichtung sind.“Die Kinder hingegen seien völlig vorurteilsfrei. „Die kennen keine Geschlechter oder Stereotypen.“Und die Eltern? „In der Vergangenheit gab es die ein oder anderen Vorbehalte. Die haben sich aber aufgelöst, als sie mich im Umgang mit den Kindern gesehen haben.“Ohnehin seien Eltern und Kinder unglaublich dankbar, es sei schön zu sehen, wie sich die Klei- nen entwickeln und „dass man sie positiv beeinflussen kann“. Natürlich gebe es auch stressige Tage, gerade in Monaten wenn die Grippewelle ausbricht und die Kollegen sich reihenweise anstecken – in einem funktionierenden Team ließe sich das aber auffangen.
Milosz Ostroga weiß, was sich ändern müsste, damit sich mehr Männer für den Job in der Kita interessieren. „Am Geld liegt es gar nicht“, ist er überzeugt. „Der Personalschlüssel ist das A und O.“Zu wenig Leute seien für zu viele Kinder zuständig. Zudem kommen gerade in einer Kita wie seiner im sozial-schwachem Raum mit hohem Migrantenanteil viele Zusatzaufgaben hinzu wie Sprachförderung und Sozialarbeit mit den Eltern. „Viele Bewerber sind abgeschreckt von den Strukturen“, ist er überzeugt. In Duisburg seien die meisten Gruppen überbelegt mit 22 statt 20 Kindern, die von zwei Erziehern betreut werden. Hinzu kommen hohe Krankheitsstände, Ausfälle, die ausgeglichen werden müssten. „Wenn man den Beruf des Erziehers aufwerten möchte, sollte das beim Personal anfangen.“Politiker in Bund und Land seien da gefragt, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen.
Er selbst ist eher durch Zufall in der Kita gelandet. Eigentlich wollte Milosz Ostroga einen typisch männlichen Beruf erlernen. „Chemielaborant“, sagt er. „Dann war ich mit 15 aber zu jung für das Praktikum.“Die ältere Schwester hatte bereits eine Ausbildung zur Erzieherin begonnen und schwärmte von der Arbeit mit Kindern. „Nach einem Praktikum wusste ich dann: Mit Kindern – das ist mein Ding.“Seinen Mit-Männern rät er daher, es den Kindern gleich zu tun – und einfach auf Geschlechterklischees zu pfeifen.