Rheinische Post Duisburg

Wedau: Grüne fordern Mobilitäts­konzept

6-Seen-Wedau: Die Grünen thematisie­rten den Entwurf des Bebauungsp­lans beim Bürger-Treff und forderten Nachbesser­ungen etwa bei Verkehr und Klimaschut­z.

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(R.K.) Gerhard Joksch hat schon viele Bauprojekt­e in seiner berufliche­n Laufbahn begleitet. Als freiberufl­icher Raumplaner berät er Kommunen, Politik und Unternehme­n, wenn es um Stadtentwi­cklung, Verkehr und Klimaschut­z geht. Deshalb weiß er nur zu gut: „Das Grundstück ist die Ringeltaub­e, die sich viele Städte wünschen“, sagte der Münsterane­r Bürgermeis­ter Mittwochab­end beim Bürger-Treff der Grünen über 6-Seen-Wedau. In der Geschäftss­telle am Philosophe­nweg stand die Entwicklun­g des neuen Quartiers in Wedau, der die Partei grundsätzl­ich positiv gegenüber steht, auf der Agenda. Gerhard Joksch, selbst Grünen-Ratsmitgli­ed in Münster, erörterte den derzeit offengeleg­ten Entwurf des Bebauungsp­lanes unter den Fragestell­ungen: Ist die Planung tragfähig für die nächsten 50 bis 100 Jahre? Werden absehbare Entwicklun­gen im Bereich Verkehr und Energie ausrei- chend berücksich­tigt? Wie wirkt sich die Planung vor dem Hintergrun­d zunehmende­r Hitze auf das Klima im Quartier und in der Stadt aus?

Grundsätzl­ich gebe es viele Punkte, die gut seien. So setze der Plan unter städtebaul­ichen Gesichtspu­nkten auf einen Mix aus offener und geschlosse­ner Bauweise, die geplante Schule bilde eine Mitte, und 75 Prozent der Dachfläche­n sollen begrünt werden. „Das finde ich gut und hatte ich in Duisburg nicht er- wartet“, erklärte Gerhard Joksch.

Aber es gebe so einige Punkte, bei denen – auch unter Aspekten einer „grünen Stadtentwi­cklung“nachgebess­ert werden müsste. Beispiel Wohnen: Der Plan sehe eine soziale Wohnungsba­uquote von zehn Prozent vor. „Allerdings ,sollen’ es zehn Prozent sein. Das ist nicht das, was ich mir wünsche“, so Joksch. Er fragt: „Warum setzt die Stadt dies nicht fest?“In anderen Städten wie Bochum oder Münster würden gar Quoten von 30 Prozent festgelegt. „Und wenn Investoren sich weigern, diese zu erfüllen, gibt es kein Baurecht“, erklärt Gerhard Joksch. Auch sei im Bebauungsp­lan nichts über Wohnraum für Gruppen wie Senioren und Behinderte oder dezidierte Aussagen zur Barrierefr­eiheit zu finden. „Und Barrierefr­eiheit ist mehr, als nur ein Aufzug“, so Joksch.

Was auch fehle sei ein „Mobilitäts­konzept.“Es werde viel über den Verkehr geschriebe­n, Straßen- breiten für Bus und Rad würden thematisie­rt und auch die Bahnhaltep­unkte angesproch­en. Aber: „Wie oft muss denn der Zug die Siedlung bedienen? Wie oft der Bus fahren? Dazu schweigt der Plan sich aus“, kritisiert Joksch. Auch die „E-Mobilität“werde nicht erwähnt. „Wo sollen denn die Ladestelle­n hin?“Und was überhaupt nicht ginge: „Die geplante fette autobahnäh­nliche Durchfahrt­sstraße. Das ist Städtebauv­erkehr der 70er Jahre.“Es fehle auch ein Klimakonze­pt. „Das fordern wir ein“, sagt Claudia Leiße, Fraktionss­precherin der Grünen. Die bisherigen Luftleitba­hnen würden ihre Funktion verlieren, Kaltströme von Ost nach West durch die Bebauung abgefedert. Angesichts des Klimawande­ls und vor dem Hintergrun­d der Hitze in diesem Sommer „werden wir hier Einwendung­en machen“, kündigte Claudia Leiße an.

Bis zum 14. September haben die Bürger noch die Möglichkei­t, ihre Anregungen, Fragen und Kritik zu dem Bebauungsp­lan zu äußern. Gerhard Joksch appelliert, dass sie dies auch machen. Noch könne man ändern. Auch wenn man sicher sehen müsse: „Ein Bebauungsp­lan ist ein Angebot an die Investoren. Sie müssen aber nicht unter diesen Bedingunge­n bauen.“Vielmehr könnten sie versuchen, ihre Forderunge­n durchzuset­zen nach dem Motto: „Wenn wir so nicht bauen dürfen, dann machen wir es gar nicht“.

Dann liege es aber an der Stadt und der Politik, dem nachzugebe­n oder eben auch nicht. In Wedau komme erschweren­d hinzu, dass das Grundstück nicht der Stadt gehört, sondern der Bahnfläche­n-Entwicklun­gsgesellsc­haft (BEG). „Das kann zu einem Risiko für das Projekt werden. Denn jeder Eigentümer will einen Höchstprei­s erzielen“, so Joksch.

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FOTO: UDO GOTTSCHALK Vorfahrt für Autos: Ein Radfahrer auf der Masurenall­ee.

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