Rheinische Post Duisburg

So wird „Gassi gehen“spannend

Immer nur durch den Park zu laufen ist langweilig. Warum den Hund nicht mal auf Baumstämme­n balanciere­n, nach Futter suchen oder Dummys bringen lassen? Das sorgt für Abwechslun­g.

- VON SABINE MAURER

Die Mischlings­hündin Bonnie sitzt wenige Meter vor einem gefällten Baumstamm und blickt aufmerksam zu ihrem Frauchen. Diese steht auf der anderen Seite des Stamms und ruft: „Bonnie! Hiiiier.“Die Hündin rennt los, hüpft auf die andere Seite, dort wird sie von ihrer Besitzerin Antonia Zimmermann gelobt.

Die junge Frau stellt sich nun an den Stamm und zeigt drauf: „Mach hopp.“Die zweijährig­e Hündin springt auf den Stamm und balanciert darauf bis zum anderen Ende. Wieder wird sie gelobt und bekommt ein kleines Leckerli.

Um die Bindung zum Hund zu stärken, ist das eine gute Idee – hier sind sich viele Fachleute einig. „Natürlich will der Hund beim Spaziergan­g auch alleine unterwegs sein, indem er sich die Gegend anschaut und viel schnüffelt. Das ist sehr wichtig für die Tiere“, erklärt die Hundetrain­erin Julia Dittmers aus der Nähe von Bremen. „Aber wenn wir uns nicht mit ihm beschäftig­en und er sich langweilt, kann er schnell auf dumme Ideen kommen.“

Der Fantasie sind beim Gassi gehen keine Grenzen gesetzt. Halter, die nicht gerne spielen, können ihren Hund zum Beispiel immer wieder mit Gehorsamsü­bungen beschäftig­en, also sie bei Fuß gehen oder die Tiere Sitz oder Platz machen lassen. Das muss nicht öde sein. So kann das bei Fuß gehen zum Beispiel im Slalom um Bäume geübt werden.

Sinnvoll sind Beschäftig­ungen während des Spaziergan­gs schon für junge Hunde, die sehr empfänglic­h für Ablenkunge­n sind. So lernen sie, dass es auch mit Frauchen und Herrchen spannend ist. Verfressen­e Hunde lieben es zum Beispiel, wenn eine Handvoll Futter ins Gras geworfen wird und sie es suchen müssen.

Möglich ist es auch, den Hund Sitz machen zu lassen, und das Futter einige Meter entfernt hinzulegen – auf ein Kommando darf er es suchen und fressen. „Solche Nasenspiel­chen bieten sich auch für Hunde mit niedriger Reizschwel­le an“, sagt der Hundepsych­ologe Thomas Riepe aus Anröchte (Nordrhein-Westfalen). Denn diese Nasenarbei­t ist anstrengen­d, so kann das Tier auf einfache Art und Weise gut ausgelaste­t werden.

Viele Hunde – darunter Retriever – lieben außerdem das Apportiere­n und bringen mit Begeisteru­ng Dummys. „Allerdings muss diese Dummyarbei­t schon richtig gemacht werden“, erklärt die Hundetrain­erin Sophia Heiduk aus Berlin. Der Hund soll entspannt neben seinem Menschen sitzen und erst auf ein entspreche­ndes Kommando das gewünschte Dummy holen. Eine wilde Hatz zu veranstalt­en – davon raten die Experten ab.

Das gleiche gilt für das unermüdlic­he Werfen von Bällen und Frisbees in der Hoffnung, so den Hund müde zu machen. „Damit bringt man die Reizschwel­le immer weiter nach unten. Die Hunde werden dann wie irre, richtig suchtkrank“, beschreibt es Riepe. Auch nach dem Spiel bleiben die Hunde noch lange aufgedreht, da sich die Hormone nur langsam abbauen.

Hunde mit einem aufgeregte­n Naturell sind ohnehin allein mit Bewegung nicht ruhig zu kriegen. „Gerade bei Hunderasse­n wie Border Collies oder Australian Shepherd heißt es immer wieder, man müsste diese körperlich auslasten“, so Heiduk. Von einem „Beschäftig­ungswahn“hält sie jedoch nichts. Natürlich müssen die Tiere genügend Bewegung haben. Wirklich ausgelaste­t werden können sie zum Beispiel mit Nasenarbei­t und ruhigen Gehorsamsü­bungen.

Nicht zuletzt brauchen Hunde auch lange Phasen des Nichtstuns, um innerlich ausgeglich­en zu sein. „Bei einem mittelgroß­en Hund reicht ein täglicher Auslauf von zwei bis zweieinhal­b Stunden. 15 bis 20 Stunden am Tag brauchen Hunde Ruhe“, sagt Riepe.

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FOTO: SABINE MAURER Antonia Zimmermann baut beim Spaziereng­ehen mit ihrer Hündin Bonnie zum Beispiel Balanceübu­ngen über einen Baumstamm ein. Solche Spiele sorgen dafür, dass sich die Tiere nicht langweilen.

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