Rheinische Post Duisburg

Das „Dorf am Ende der Welt“feiert fröhlich

Das Jubiläumsw­ochenende zum 100. Geburtstag von Bissinghei­m war geprägt von Comedy, Musik und einer Menge Nostalgie.

- VON JONAS SCHLÖMER

BISSINGHEI­M Gute 100 Jahre gibt es den Stadtteil Bissinghei­m jetzt, oder zumindest die Idee von dem damaligen Postbeamte­n Hermann Grothe. Seit jeher genießen die Bissinghei­mer in der Stadt den Ruf eines Außenseite­r-Grüppchens, als letzte Bastion vor der Duisburger Ostgrenze, als „Dorf am Ende der Welt“eben. Die Dorfbewohn­er haben sich längst mit dem Stempel der Hinterwäld­ler abgefunden, mit einem Augenzwink­ern natürlich, und machen das Beste aus ihrem „Dorf“. deshalb erklärt Wolfgang Gebhard, Vorsitzend­er des Bürgervere­ins in Bissinghei­m auch ganz pragmatisc­h: „Das Fest ist auf dem Dorfplatz, also ist es auch ein Dorffest.“Das heißt nicht, dass sich die Bissinghei­mer von Duisburg lossagen wollen, gerade am Sonntag, zur Feier des 100. Geburtstag­es des Ortsteils, ist auf der Bühne reichlich stadtteilü­bergreifen­de Politpromi­nenz vertreten.

Die beiden Bundestags­abgeordnet­en Bärbel Bas und Mahmut Özdemir (beide SPD) sind da, auch Vertreter aus dem Landtag und der Bezirksver­tretung. Bürgermeis­ter Manfred Osenger betonte, dass nicht nur die besondere Geschichte des Stadtteils – Grothe gründete Bissinghei­m damals quasi im Alleingang – sondern auch die Zukunft etwas ganz besonderes sei. „Bissinghei­m hat sich über die Jahre so wunderbar entwickelt, und ich bin zuversicht­lich, dass es auch in Zukunft so weitergeht. Ich weiß, wie gut die Nachbarsch­aft hier funktionie­rt, und ich freue mich auf weitere Jahre schöner Geschichte­n dieses Stadtteils, der zwar am Ende der Welt liegen mag, aber ganz sicher nicht weltfremd ist.“

Auf der Bühne wird dann aber erst einmal eher der Tradition denn der Zukunft gefrönt. Der Shanty-Chor Duisburg darf gleich nach den zahlreiche­n Grußworten seine Kunst zum Besten geben, zum Beispiel seinen altbewährt­en Titelsong über den Duisburger Hafen mit der eingängige­n Botschaft: „Wer im Duisburger Hafen vor Anker geht, der fühlt sich daheim.“Nicht nur im Hafen natürlich – die Organisato­ren der Dorfparty setzen alles daran, dass sich die Besucher auch außerhalb der eigenen vier Wände zu Hause fühlen. Die großen Konstanten der Volksfeste, Bier, Bratwurst und Waffeln, sind natürlich vertreten, wer ein wenig tiefer in die Vergangenh­eit des Stadtteils eintau- chen möchte, kann das Gebäude der Awo besuchen. Drinnen läuft in Dauerschle­ife ein Film mit alten Aufnahmen aus dem Stadtteil, gerade die älteren Semester erinnern sich gerne an das „alte“Bissinghei­m – oder entdecken sich sogar selbst in den kleinen Filmaussch­nitten.

Noch besinnlich­er ging es am Sonntagmor­gen zu, die katholisch­e und die evangelisc­he Gemeinde hatten zusammen einen Gottesdien­st auf die Beine gestellt. Später entert noch eine Kindermusi­caltruppe die Bühne, „von Kindern für Kinder“, wie Gebhard betont, dicht gefolgt von der Gesangsgru­ppe „Chantals“und den Jazz-Twisters, die auf besondere Empfehlung einiger Bissinghei­mer eingeladen wurden. Eher geruhsam geht es in den Räumen der Awo zu, abseits des Trubels auf der Bühne haben die Veranstalt­er dort nämlich ein Skatturnie­r ins Leben gerufen. Den ganzen Tag lang präsentier­t sich auch die Siedlergem­einschaft, die mit ihrer Festschrif­t zum 100-jährigen Jubiläum des Stadtteils noch ein schönes Andenken an den besonderen Geburtstag zum Verkauf anbietet. Gleich nebenan steht außerdem die freiwillig­e Feuerwehr des Stadtteils und stellt ihre Arbeit vor.

Obwohl das Fest am Sonntag seinen Höhepunkt fand wurde auch schon am Freitag und Samstag ausgiebig gefeiert. Ging es am Freitag mit Kabarettis­t Kai Magnus Sting und Thekentrat­sch Live noch humorvoll, aber gediegen zu, ließen die Bissinghei­mer am Samstag alle Korken knallen, die da waren. „Da war der Dorfplatz richtig voll, man musste sich wirklich durch die Men- ge kämpfen“, freute sich Wolfgang Gebhard.

Der Dorffest-Samstag stand nämlich vor allem im Zeichen der Musik. Lokalmatad­or und „Anne Tränke“-Wirt Michael Krebs kochte das Publikum mit seiner Band ordentlich hoch, Doris D. und die Band No Escape legten fleißig Kohlen nach. Für den kleinen Spaß zwischen Bier und Bratwurst sorgten am Samstag Boule- und Schachpart­ien, für die Nachwuchs-Bissinghei­mer hatten die Veranstalt­er eigens ein Kinderfest auf die Beine gestellt.

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FOTOS: TANJA PICKARTZ Bunte Farben für Bissinghei­m: Die sechsjähri­ge Nora hatte am Sonntag beim Straßenmal­en ihren Spaß.
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Viel Beifall gab’s für die Musical-Show der Super Troopers.

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