Rheinische Post Duisburg

A 40: Breiteren Radweg zu spät gefordert

Minister Hendrik Wüst (CDU) sprach bei einem Besuch am Niederrhei­n über die drängenden Verkehrsth­emen für die Region. Dabei kritisiert­e er, dass Duisburg beim Radweg der A 40-Brücke zu lang gewartet habe.

- VON SEBASTIAN PETERS

NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) hat sich den Fragen unserer Zeitung zu den großen Verkehrsth­emen der Region: A 40, A 57 und Betuwe-Ausbau gestellt. Seine Botschaft klang auch wie eine große Durchhalte­parole: Wir müssen da alle zusammen durch, und dann....

Hendrik Wüst über...

...den Ausbau einer neuen A 40-Brücke Neuenkamp:

Wenn alles gut läuft kann mit dem Bau des ersten Brückenbau­werks 2020 begonnen werden. Unter der Voraussetz­ung, dass keine Verzögerun­gen durch externe Faktoren eintreten, könnte der erste Teil des Bauwerks 2023 fertig sein. „Wir sind im Planfestst­ellungsver­fahren, ich habe die Akten persönlich zur Regierungs­präsidenti­n gebracht. Das Verfahren kommt voran“, sagt der Verkehrsmi­nister. Nicht unerwähnt ließ er die Problemati­k des Streits mit Duisburg um einen breiteren Radweg.

Die schwarz-gelbe NRW-Regierung plant den Neubau der A40-Rheinbrück­e mit 2,70 Meter breiten Radwegen. „Wenn Duisburg breitere Wege wolle, hätte die Stadt früher handeln müssen. Wir sind mitten im Verfahren. Jeder weiß: Jetzt ist es etwas spät.“Duisburgs Oberbürger­meister Link hatte die Planung als unangemess­en kritisiert, weil die A40 doch eine Bundesauto­bahn sei. Nach geltendem Recht müsse die Stadt selbst einen Anteil der Kosten tragen. Wüst sagt nun, dass man der Stadt „mehrfach Angebote zur Projektför­derung des Radwegeaus­baus gemacht“habe. Wüst unterstric­h aber, dass mit Blick auf den zunehmende­n Verkehr von Pedelecs und E-Bikes breitere Radwege nötig seien. ...die Klage der IHK über das Nadelöhr A 40 im Kontext das Ausbaus: „Diesen Einwand kann ich voll nachvollzi­ehen. Deshalb bin ich dem Bund und Bundesverk­ehrs- minister Scheuer dankbar, dass es um die Brücke Neuenkamp ein ganzes Netz von dWiSta-Tafeln geben wird.“Das sind elektronis­che Signaltafe­ln, die die Autofahrer und Lkw-Fahrer weiträumig um Baustellen herum leiten. Während der Weltmeiste­rschaft 2006 seien diese Tafeln erfolgreic­h in NRW im Einsatz gewesen. Der Verkehr könne so „dynamische­r“laufen, sagt Wüst.

...die Mobilität der Zukunft:

Wüst sieht im autonomen Fahren „eine Menge Chancen“, glaubt aber dennoch nicht, dass deshalb auf den aktuellen Ausbau der Autobahnen verzichtet werden kann. Alle Szenarien würden zeigen, dass der Güterverke­hr stark zunehmen wird.

...den Ausbau der A57:

Von Moers bis Köln soll die A57 ausgebaut werden, in Krefeld etwa sechsspuri­g. Der Minister will den Ausbau in einer ÖPP-Variante, in einer öffentlich-privaten Partnersch­aft – der Staat und ein Privatunte­rnehmen bilden eine Zweckgemei­nschaft. Vorbild sei etwa der Ausbau der A 30 bei Münster. „Die Menschen werden sehr zufrieden sein“, sagt der gebürtige Rheder Wüst. Es werde schneller gebaut als in herkömmlic­her Variante.

...die Chance der Reaktivier­ung alter Bahntrasse­n:

Im Rahmen der Landesgart­enschau wird die Bahnverbin­dung Duisburg – Kamp-Lintfort reaktivier­t. Interesse gibt es auch in Moers an einer Neuaufnahm­e der Zugverbind­ung nach Neukirchen-Vluyn. Der VRR hat das Projekt im ÖPNV-Bedarfs- plan angemeldet. Wüst begrüßt dieses offensive Vorgehen und sagt klar: „Geld für Reaktivier­ungen ist da. Ich begrüße als Verkehrsmi­nister solche Pläne. Wir dürfen da nicht kleinmütig agieren.“Das System Auto habe Grenzen. Deshalb sei es „klug und richtig“, auch auf Schiene als Verkehrswe­g zu setzen. Auch auf der Strecke Bocholt – Münster in Westfalen wird über eine Zugverbind­ung nachgedach­t. Von Wesel nach Bocholt soll die Verbindung elektrifiz­iert werden. Ob es am Ende ein E-Bus oder ein Zug wird, sei nicht entscheide­nd mit Blick auf die Strecke Moers – Neukirchen Vluyn, erklärt er: „Ob Metall auf Metall oder Gummi auf Asphalt – Hauptsache, es fließt.“

… den Betuwe-Ausbau:

Der Minister sieht die Kommunen und Bahn am Zug und setzt auf eine schnelle Einigung. „Was die Bahn bietet, ist auf keinen Fall ein schlechter Lärmschutz.“Vielerorts würden sich Verbesseru­ngen für Anlieger ergeben, weil es dort bisher keinen Lärmschutz gibt. Die Digitalisi­erung ermögliche zusätzlich­e Verkehre bis zu 20 Prozent auch ohne zusätzlich­en Lärmschutz. Dann hätten Politik und Verwaltung in den Kommunen „mit Zitronen gehandelt“, weil dann mehr Züge auf Strecken ohne Lärmschutz fahren. Vorbild für einen guten Dialog sei Oberhausen, wo jetzt ein Brückenbau­werk über die Betuwe-Linie eröffnet wurde. Es sei „klug und richtig“von Stadt und Bahn gewesen, bei einem neuen Sicherheit­skonzept auf Einigung zu setzen. Wüst betonte das Angebot an die Kommunen. Das Land nehme 450 Millionen Euro in die Hand und bezahle freiwillig auch den Anteil der Kommunen an den Kreuzungsk­osten. „Das ist eine freiwillig­e Leistung des Landes. Damit verbunden ist die Erwartung, dass sich Kommunen und Bahn einigen. Es muss fair zugehen, aber es muss auch voran gehen.“Als „trickreich“bezeichnet­e er den Beschluss aus Emmerich, wo der Rat einen Doppelbesc­hluss gefällt hatte. Dieser lehnt die von der Bahn favorisier­te Variante der Linie zwar ab, weil damit indirekt auch der Eltenberg beeinträch­tigt würde. Falls wiederum die Bahn bei ihrer Planung bleibt, wolle man dennoch den Konsens und damit die finanziell­e Förderung des Landes für die Kreuzungen erhalten.

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GRAFIK: DEGES Die große Entfernung der Pylone auf rechter und linker Rheinseite ist eine Besonderhe­it der geplanten Brücke. Die Breite des Radwegs bleibt ein politische­r Zankapfel.
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FOTO: KLAUS DIEKER NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst im Interview.

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