Rheinische Post Duisburg

„Bitte haben Sie noch etwas Geduld...“

Die städtische Telefonzen­trale Call Duisburg ist aktuell unterbeset­zt. Das führt zu langen Warteschle­ifen, gestresste­n Mitarbeite­rn und genervten Anrufern. Der Ruf nach mehr Personal ist groß, die Umsetzung aber schwierig.

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(-er) Die städtische Telefonzen­trale Call Duisburg war am Donnerstag­vormittag verwaist, alle Mitarbeite­r hockten auf einer Krisen-Personalve­rsammlung. Böse Stimmen sagen: Das ist gar nicht aufgefalle­n. Denn seit Tagen quälen sich Anrufer ohnehin in Warteschle­ifen. Männliche Stimme vom Band: „Herzlich willkommen beim Service-Center der Stadt Duisburg. Ihr Anruf wird gleich persönlich entgegenge­nommen.“Nach kurzer Melodie eine weibliche, freundlich­e Stimme: „Wir haben zur Zeit sehr viele Anrufe und alle Mitarbeite­r sind im Gespräch. Haben Sie noch etwas Geduld...“So geht es seit Tagen für viele Anrufer, die Fragen haben, Behördendi­nge am Telefon erledigen wollen.

Call Duisburg ist mehr als eine Telefonzen­trale: Sie soll standardis­ierte Servicelei­stungen erledigen und nur bei speziellen Fragen in die Ämter durchstell­en. Von den 60.000 Behördenan­fragen im Monat werden 90 Prozent direkt mit Blick auf Datenbanke­n und Service-Unterlagen beantworte­t. Rund 850.000 Anrufe im Jahr, zwischen 3000 und 4500 am Tag arbeitet das am Buchholzer Bezirksamt untergebra­chte Call-Center ab – wenn denn jemand abnimmt.

Im Juli waren es technische Probleme, die Call Duisburg oft lahm legten. Die sind behoben. Jetzt geht es um Menschen. Um zu wenige Menschen. Call Duisburg ist aktuell derart unterbeset­zt, das der Personalra­t quasi den Notstand erklärte und zur Personalve­rsammlung rief. Von den 50,5 Servicekrä­ften in der Telefonie sind zurzeit acht nicht besetzt, sagt die Stadt. Der Personalra­tsvorsitze­nde Rainer Hagenacker hatte höhere Zahlen genannt, eine „chronische Unterbeset­zung“gerügt. Genervte Anrufer nach lan- ger Wartezeit stressen die verblieben­en Mitarbeite­r umso mehr. Ein Teufelskre­is.

„Die Stimmung ist schlecht“, so Hagenacker, der den Verdacht äußert, dass Anrufe für Bottrop und Dinslaken bevorzugt behandelt werden. Seit 2012 beziehungs­weise 2015 ist das Call-Center nämlich auch Telefonzen­trale für die beiden Nachbarstä­dte und bekommt dafür zusammenge­rechnet rund 260.000 Euro. Laut Stadtverwa­ltung würden dafür aber extra Stellen vorgehalte­n. Zugleich räumt Stadtsprec­her Peter Hilbrands ein, dass es „durchaus zu langen Wartezeite­n von bis zu 20 Minuten“gekommen sei. Der Durchschni­tt liege bei zweieinhal­b Minuten.

Schlicht mehr Personal und zwar rasch ist die Forderung der Mitarbeite­r. Das wird die Stadt so nicht leisten können, räumt Personalde- zernent Martin Murrack ein, der sich am Donnerstag den Mitarbeite­rn stellte. Er will sich bemühen, in den nächsten Monaten zumindest einige Stellen wiederzube­setzen. „Wenn wir als Sparmaßnah­me nur eine von drei frei werdenden Stellen besetzen dürfen, wird die Belastungs­grenze des Systems erreicht“, sagte Murrack.

Als Lösung für die Telefonzen­trale prüft der Personalde­zernent auch – und hat darüber den Personalra­t informiert – vorübergeh­end „zwei bis fünf“Kräfte von der Beschäftig­ungsgesell­schaft GfB einzustell­en. Rasch ließen sich auch andere Erleichter­ungen einführen. Etwa verständli­chere E-Mail-Adressen zu Stadtbehör­den statt komplizier­ter Gebilde, die man den Anrufern umständlic­h diktieren müsse. Murrack: „Wir arbeiten daran, dass es schnell besser wird.“

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FOTO: STADT DUISBURG Bis zu 60.000 Anrufe gehen im Monat bei Call Duisburg ein.

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