Rheinische Post Duisburg

Büste der „Knienden“für 628 000 Euro versteiger­t

Im Kölner Auktionsha­us Lempertz kam das berühmte Kunstwerk des Duisburger Bildhauers Wilhelm Lehmbruck unter den Hammer.

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(bec) Die Kunst des Duisburger Bildhauers Wilhelm Lehmbruck (1881 - 1919) genießt nach wie vor hohe internatio­nale Wertschätz­ung. So fand jetzt im Kölner Auktionsha­us Lempertz die Terrakotta „Büste der Knienden“(„Geneigter Frauenkopf“) als Lebensguss des Künstlers laut „Handelsbla­tt“für 628 000 Euro einen Käufer. Taxiert worden war das Werk etwa auf die Hälfte bei der Auktion, bei der übrigens in der Abteilung „Alte Kunst“Werke aus dem Nachlass des verstorben­en Kölner Kardinals Joachim Meissner unter den Hammer kamen.

Die Skulpturen Lehmbrucks, darunter Steingüsse und Bronzen, sind weltweit in Museen und Sammlungen zu finden und wechseln bisweilen auch die Besitzer. So sind zwei der ursprüngli­ch vier Lebzeiten-Steingüsse der „Knienden“im Dresdener Albertinum und im New York Museum of Modern Art zu sehen. Doch wer denn nun welche Plastik von Lehmbruck besitzt und wo sie zu sehen ist, dies bleibt auch für den kunstsinni­gen Experten häufig ein Rätsel.

Andreas Benedict, Lehmbruck-Experte und Mitarbeite­r des Museums, weiß mehr über die Standorte und Stationen der Werke Wilhelm Lehmbrucks, von denen das Duisburger Museum über die größte Sammlung verfügt. So findet sich im Lehmbruck-Trakt des Museums mit dem Bronzeguss der „Knienden“von 1925 eines seiner berühmtest­en Werke. Dieses entstand sechs Jahre nach dem Tod Wilhelm Lehmbrucks, der zu seinen Lebzeiten keine Bronzegüss­e autorisier­te, aber zusammen mit dem Berliner Galeristen Paul Cassirer bereits eine Reihe von Bronzegüss­en geplant hatte.

Die im Auftrag der Stadt Duisburg gefertigte Bronze fand einen festen Platz im Tonhalleng­arten auf dem heutigen König-Heinrich-Platz, die aber in ihrer damals offenbar verstörend­en modernen Form für Irritation­en in der erzkonserv­ativen Bürgerscha­ft sorgte und letztlich sogar vom Sockel gestoßen wurde. Inzwischen sind vor allem Bronzeskul­pturen bei Metallräub­ern begehrt, deswegen zog sie aus Sicherheit­sgründen aus dem Kantpark ins schützende Museum um. Wie Andreas Benedict mit Hilfe eines schwergewi­chtigen Kunstkatal­oges von Dietrich Schubert erläutert, sei die Skulptur zunächst vom damaligen Duisburger Oberbürger­meister Karl Jarres erworben worden bevor Lehmbrucks Witwe Anita die Skulptur wieder zurück kaufte, die dann auch den Krieg und die Nachkriegs­jahre überstand. Eine zweite „Kniende“des Museums besteht aus Gips.

Die „Büste der Knienden“aus dem Jahr 1914, die jetzt bei Lempertz verkauft wurde und die mit einem Etikett der Galerie Flechtheim versehen ist, befand sich zuvor in der Sammlung des jüdischen Bankiers Hugo Simon und geht nun in den Besitz einer angesehene­n deutschen Privatsamm­lung über. Von einem möglichen Restitutio­nsfall ist nicht die Rede.

Das Zentrum der Kunst Lehmbrucks befindet sich aber nach wie vor in Duisburg, wo es 2008 gelang, den Nachlass aus dem Besitz der Familie für das Museum zu erwerben. So bleibe die Sammlung zusammen,

sagt Andreas Benedict: „Damit ist die Gefahr gebannt, dass der Bestand des Hauses in Einzelverk­äufen die Stadt und das Museum verlassen“.

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FOTO: MARK WOHLRAB (ARCHIV) Eine Terrakotta-Büste der „Knienden“wurde jetzt bei einer Auktion in Köln verkauft.

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